DAS GROSSE ANGKOR WAT

Das ist sowas von widerwärtig, wenn die hier neben der Frühstückssterrasse ihre Rotze von ganz tief unten hoch holen und die ganze Lache in zwei Metern Entfernung ausspucken! Da können sie sich ihr ganzes Benimmgehabe mit Schuhe ausziehen, nicht mit dem Finder zeigen oder Füße gegen jemanden ausrichten doch an den Hut stecken!

Aber ich lasse mir den Tag durch dieses unflätige Verhalten nicht vermiesen. Schließlich betrete ich heute zum ersten Mal das Tempelareal von Angkor Wat.

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Ein netter Tuk-Tuk-Fahrer mit einem Grinsen bis hinter die Ohrwatschel chauffiert mich bzw. uns zum und durchs Gelände.

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Das Tuk-Tuk-Fahren in diesem Chaos ist einfach herrlich und die Air-Condition ist automatisch eingeschaltet.

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Vor Ort ist alles auffallend gut organisiert, um die Besuchermassen in Angkor Wat zu bewältigen. Einzig verwunderlich nach europäischen Maßstäben ist, dass die Kulturwanderer nahezu überall rumkraxeln dürfen. Ein Schritt nach hinten beim Fotografieren kann da tiefgreifende Folgen haben.

Auf Anraten meines Fahrers lassen wir den Tempel von Angkor Wat in den frühen Morgenstunden links liegen und begeben uns, mit dem Strom der Tuk-Tuks, Busse und Minibusse zur Tempelanlage Angkor Thom mit großer Elefantenterrasse, Wasserbecken und dem zentralen Tempel:

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Mehr noch als die geschichtsträchtigen Steine berührt mich der wunderbare Wald verschiedenster Baumriesen, das Spiel von Licht und Schatten, das Vogelgezwitscher und die Ruhe hier. Ein Traum!

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Architektonisch mehr fasziniert hat mich der daran anschließende Bayon-Tempel mit seinen verschachtelten Gängen und den großen Antlitzen des Herrschers, die einen immer und in jedem Winkel des Bauwerks im Visier haben.

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Inzwischen ist die Zeit schon weit fortgeschritten und die Sonne scheint erbarmungslos. Gut, dass ich mit Schirm und Fächer ausgestattet bin, der Schweiß strömt trotzdem sintflutartig aus allen Poren.

Nach kurzem Stopp für den Kauf von zwei Ananas von den penetrant aufdringlichen Händlern (ich kaufe generell bei dem, der am wenigstens rumschreit und nervt), geht es  weiter zum Dschungeltempel Ta Prohm. Der hat sicher seinem Namen in früheren Jahren auch mehr Ehre gemacht. Im Zwiespalt zwischen Restaurierung der Gemäuer und Erhalt der mächtigen Bäume wird wohl irgendwann einer den Kürzeren ziehen. Im Lonely Planet als stimmungsvollste Ruine beschrieben, verliert auch dieser Schauplatz (Tomb Raider mit Angelina Jolie) wie so viele im touristischen  Alltag doch sehr an Faszination.

Man kann ehrliche Fotos schießen einschließlich touristischer Staffage

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oder mit Geduld für die Auswahl des richtigen Ausschnitts und der passenden Gelegenheit auch schöne, verträumte, wilde

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Ich bin geduldig und ich habe Zeit. Es kann bisweilen dauern, bis sich die triefend nass  verschwitzten Leiber mit ihren unbeschreiblich hässlichen Beschattungsutensilien auf dem Kopf, Sonnenbrille auf der Nase und möglichst noch mit aktivem Mundschutz unter jedem Torbogen und auf jeder Treppe auf ein persönliches „Schau-ich-war-hier“-Beweisfoto gebannt haben. Besonders affige Züge nimmt das an, wenn die aufgetakelten jungen Asiatinnen dann auch noch anfangen, an den geschichtsträchtigen Steinen erotisch-lasziv zu posen.

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Einige der Spezies tragen auf der Tour tatsächlich mit Pailletten besetzte Kleidchen oder auch das lange Schwarze, in welchem sie sich beim Treppensteigen (und derer gibt es viele) notgedrungen mit ihren eindeutig zu hohen und feinen Schühchen verheddern. Das wacklige Catwalk-Training lässt mich innerlich und äußerlich immer wieder frohlocken.

Der weitaus größere Teil asiatischer Touristen kleidet sich allerdings schrill bunt in einem Augenschmerzen versachenden Mix von Farben, Mustern und Stilen. Vielleicht haben sie Angst, ihrer Gruppe verlustig zu gehen? Das Abhandenkommen eines solchen Paradiesvogels würde in Sekunden auffallen, wenn allerdings alle so gekleidet sind?! Leider habe ich die schärfsten Outfits nicht ausreichend schnell festhalten können, trotzdem hier eine kleine Auswahl:

Die Möchtegern-Cowboy-Fraktion

Die Möchtegern-Cowboy-Fraktion

Dschungeltempel... man kann ja nie wissen!

Dschungeltempel… man kann ja nie wissen!

Strandhut-Präsentation

Strandhut-Präsentation

Bleistiftskizzen der Sehenswürdigkeiten auf Papier. Wo bleibt das Smartphone?

Bleistiftskizzen der Sehenswürdigkeiten auf Papier. Wo bleibt das Smartphone?

Geringelt

Geringelt

Geblümt und kariert

Geblümt und kariert

Der Franzose ist in der Regel schick-leger gekleidet, wohingegen der Deutsche auf zweckmäßiges, bequemes Survival-Outfit in schmutzunempfindlichen Erdtönen setzt. Alles passt und hat seinen Platz, die deutschen Sportläden haben wieder perfekte Beratungsarbeit geleistet.

Ich kann gar nicht genau sagen, was meine Aufmerksamkeit hier mehr in den Bann zieht. Die grauen, leblosen Steine oder die bunten Besuchermassen aus aller Herren Länder. Allerdings habe ich mich ehrlicherweise auch erschrocken gefragt, ob ich auch so bescheuert aussehe.

Zum Schluss dieses Tages steht der Angkor Wat Tempel auf dem umfangreichen Besichtigungsprogramm. Der Anblick des Gesamtkomplexes ist schon eine Augenweide.

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Weitere steile Treppen sind zu bewältigen und wie schon in Mexiko und Ägypten frage ich mich, warum die Treppen so absturzgefährdend gebaut wurde, dass der heutige degenerierte Durchschnittsbesucher schon bald ein Klettersteigset anlegen muss. Wie dem auch sei, die Stufen sind auf jeden Fall zu kurz… selbst für meine für europäische Verhältnisse recht kurzen Füße.

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Allen Zweiflern sei gesagt, ja, das sind meine eigenen Füße auf dem Foto und nein, ich bin in den letzten drei Wochen noch nicht so braun geworden.

7-8 Stunden habe ich mich tapfer durch die Ruinen von Angkor Wat geschlagen. Müde und hungrig geselle ich mich in Erwartung  des Sonnenuntergangs unter die gespannt Wartenden. Obwohl weit und breit kein Schimmer von orange zu sehen ist, weil die Sonne nämlich hinter den Schleierwolken steht, beginnen alle Asiaten wild und hektisch zu fotografieren… mit der Sonnenuntergangseinstellung ihres Smartphones 😉

 

 

2 Gedanken zu “DAS GROSSE ANGKOR WAT

  1. Ralph schreibt:
    Avatar von Ralph

    Voll lustig geschrieben, will mehr 👍, ein netter Kontrast zu meiner geraden öden Schulung heute. Komme gesund wieder…LG

  2. Friedel schreibt:
    Avatar von Friedel

    Hallo Andrea
    Beindruckende Bilder aber ich sage nur Salve😜 Sehr schön zu lesen, aber ich freue mich auch schon bald die Erzählungen von Dir persönlich zu hören. Freu mich schon darauf.
    Deine mit dem Finger auf der Landkarte Reisende – Freundin Friedel

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