ERST LIMA DANN LAMA

Es ist Sonntag und eigentlich könnte man lange ausschlafen. Aber die Zeitumstellung macht mir einen Strich durch die Rechnung. Lautes Hupen und Sube! Sube! Rufe der Wartenden an den Bushaltestellen tun ihr Übriges. Also raus aus den Federn der „upper class“ meines Schlafsaal-Hochbetts und zum – wenig erwähnenswerten – Frühstück.

Um 11.30 Uhr habe ich mich am Plaza de Armas von Lima zu einer Free Walking Tour angemeldet, um mir einen Überblick über das centro histórico zu verschaffen. Die Tour dauert fast drei Stunden – und kostet eigentlich nichts. Man gibt einfach ein Trinkgeld nach eigenem Ermessen.

So früh auf den Beinen, kann ich gemütlich durchs sonntagmorgendliche Lima schlendern. Und schon gleich bin ich froh, an einem Wochenende hier gelandet zu sein. Das Straßenüberqueren ist selbst bei leichtem Verkehr ein bisschen wie Russisch Roulette. Auch schön, die stark vertretene Verkehrspolizei in kleidsamem Gelb in gelber Inka Cola Dose.

Über die Plaza San Martin und die pompöse Jirón de la Union stoße ich schließlich auf die prachtvolle Plaza Major mit einem wirklich beeindruckenden und gelungenen Gesamt-Ensemble – Wow!

Obwohl hier viele mächtige und prächtige Bauwerke versammelt sind, strahlt der Platz eine fröhliche Leichtigkeit aus. Die große freie Fläche zum Flanieren, die Palmen und die Herrenhäuser in Limas Stadtfarbe Gelb lassen einem auch bei winterlich bedecktem Himmel warm ums Herz werden.

Die Kathedrale von Lima zur rechten Seite ist erhaben, aber nicht dominant.

Zusammen mit dem Palacio Arzobispal mit schönen maurischen Balkonen, dem Palacio de Gobierno und den gelben Kolonialhäusern (nicht mehr Original) ergibt sich ein wunderschönes Arrangement.

Als ich so am Zaun des Präsidentenpalastes. vorbei schlendere, fällt mir hinterm hohen Zaun dieses lustige Motiv ins Auge.

Kaum konnte ich die Szene in Pixel festhalten, werde ich von einem netten Sicherheitsbeamten gebeten, die Straßenseite zu wechseln. Polizei und Wachpersonal läuft auf. Was ist denn da im Busch? Kommt der Präsident Pedro Pablo Kuczynski gerade vom Feiern heim oder ein Staatsbesuch an?! Nein, ich habe zufällig die Gelegenheit, einem ganz besonderen Wachwechsel-Zeremoniell beizuwohnen.

Über eine Stunde spielt die berittene Kapelle und reitet Formationen. Über Geschmack und die Musikauswahl lässt sich bekanntlich streiten. Ich meine bei den Peruaner in einigen Bereichen einen leichten Hang zu Kitsch und Theatralik zu erkennen. Präsident und Gattin schauen dem Schauspiel derweil vom frisch gesaugten roten Teppich zu.

Das die Pferde so trainiert sind, dass sie nicht durchgehen, wenn ihnen Tuba und Trompeten ins Ohr blasen, finde ich schon sehr beachtlich.

Und schon geht die Free Walking Tour los. Auch hier komme ich wieder in den Genuss des ruhigen Sonntags. Das Centro histórico mit seinen balkongeschmückten Häusern aus der Kolonialzeit ist UNESCO Weltkulturerbe. Hier ein paar Eindrücke:

Kultur hin oder her… mich interessiert wieder mal mehr die Kulinarik. Gerne hätte ich auf dem Mercado Central mein erstes Anticuchos (Rinderherzen am Spieß) probiert. Stattdessen geht es zum Stand für das süße Schmalzgebäck Churros. Alle schlagen zu, aber ich bevorzuge dann doch die etwas weniger fetten und weniger süßen Piccarones (Kürbis-Süßkartoffel-Ringe) mit Honig.

Witzig, dass bei dieser kostenlosen Walking Tour zwei amerikanische Paare teilnehmen, die in Lima mit dem Kreuzfahrtschiff ankamen. Ihre Route Buenos Aires, ums Kap Horn und dann die ganze Westküste hoch sozusagen bis nach Hause.

Nach dem Ende der FWT suche ich mir via maps.me (ich liebe diese App) die nächste Station der Metropolitan.  Ich will mir noch Miraflores anschauen.  Wie bei uns daheim,  so stellen mich auch  hier die Fahrkarten-Automaten vor eine unlösbare Aufgabe.  Hilfesuchend wende ich mich an die Kontrolleurin. Ich verstehe zwar, was ich zahlen muss, aber sie erlaubt mir nicht, mein Geld in einen der vielen Schlitze zu werfen. Mit Händen und Füßen versucht sie mir etwas zu erklären und beim nächsten Schwall, der sich aus der Metropolitan durch die Schranken schiebt, organisiert sie eine Kundenkarte. Aha, die braucht es also, um Karten zu kaufen. Eingestiegen stelle ich mir natürlich die Frage, wo ich am besten aussteige. Hektisch orte ich die Region, um dann nach dem Aussteigen festzustellen, dass ich wohl doch ein bisschen zu weit gefahren bin. Kein Meer weit und breit hier, nur ein Häusermeer aus riesigen, modernen Wohnblocks. Maps.me sagt mir, wo es lang geht zum Lacomar und Limas Küste. Blöd, dass ich immer noch nichts gegessen habe.

Geschafft! Hier ist das Meer:

Wie schon erwartet, ist dieser Teil Limas nicht so mein Ding.  Aber jetzt kann ich wenigstens mitreden. Wenig beeindruckt schlendere ich vom in die Küstensteilwand einbetonierten Einkaufszentrum Lacomar zum Parque de Amor. Warum daraus jetzt eine Touristenattraktion gemacht wird, kann ich auch nicht nachvollziehen. Aber ein paar schöne Fotos kann man hier schießen.

Jetzt heißt es wieder einen Bus finden fpr den Weg zurück in Limas Zentrum. Dieses Mal schaffe ich es sogar, rechtzeitig vor der richtigen Parada  (Haltestelle) zu klingen und das obwohl die aktuellen Bezeichnungen nicht mit Google Maps übereinstimmen.  Es ist etwas verwirrend,  aber es gibt alte Straßennamen und auch neuere. Da halten selbst die virtuellen Stadtpläne nicht immer Schritt.

Eigentlich bin ich ja geschafft, aber ich habe immer noch nichts gegessen … und die Wasserspiele im Parque de la Reserva will ich mir auch noch anschauen.  Also keine Müdigkeit vortäuschen.  Zumindest nehme ich den Bus, auch wenn es nur vier Stationen bis zum Parque sind. Die bunten Fontänen sind ganz nett, die Musik kommt ziemlich ohne Zusammenhang und unkontrolliert aus irgendwelchen Lautsprechern. Kinder und Familien haben ihren Spaß:

Jetzt war ich noch nicht einmal auf Trekking-Tour und hab schon den ersten Muskelkater! Hundemüde fahre ich heim, zu müde, um rechtzeitig den Stop-Knopf zu drücken… oh nein! Nochmal laufen…
P.S.: Wisst ihr eigentlich,  dass ich nun schon sechs Tage unterwegs bin und erst bei Tag 2 meines Reiseberichtes?! Wenn das so weiter geht, wird das dieses Mal nichts mit dem Mitreisen…
Veröffentlicht in: PERU

Ein Gedanke zu “ERST LIMA DANN LAMA

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..