300 SONNENTAGE IN AREQUIPA

Auf der 12-stündigen Nachtfahrt von Ica nach Arequipa verpasst man wirklich nichts.  Als Ausläufer der chilenischen Atacama-Wüste hält der Küstenstreifen am Humboldt-Strom nur eine karge Mondlandschaft bereit. Es ist also vorteilhaft, die Strecke nächtens zurückzulegen und gleichzeitig Hostel-Kosten zu sparen. Ich habe mir einen vorderen Sitz im 2. Geschoss gebucht. Beinfreiheit ist also gegeben, aber die Freiheit nach denn Seiten ist mehr als eingeschränkt.

Neben mir sitzt ein Kanadier, der auch versucht, seine Schulterbreite dem schmalen Sitz anzupassen. Aber es geht ganz gut und ich bekomme doch die eine oder andere Mütze Schlaf.

Um 8 Uhr erreichen wir das Terminal Terrestre von Arequipa. Nur gut, dass man heutzutage schon so gut vorab informiert ist und weiß,  was eine Taxi-Fahrt so kosten darf und wie weit die Entfernung zur Zieladresse ist. Sie versuchen es immer wieder: 15 Soles statt den üblichen 7-8 Soles.
Schon beim Aussteigen vor meiner Bleibe, dem Los Andes Hostel in Arequipa, bin ich begeistert. Tolle Häuserfassaden, verkehrsberuhigte Zone und man sieht schon den Plaza de Armas.
Auch mein Bett im geräumigen 4-er Dorm ist schnuckelig. Ich fühle mich gleich wohl.
Es ist noch früh am Tag und Arequipa erwacht erst langsam. Eine schöne Zeit für den ersten Stadtrundgang. Die weiße Stadt, so genannt, weil die meisten Häuser,  Kirchen und Gebäude aus dem hier abgebauten weißen Sillar-Vulkangestein erbaut sind, hat eine tolle Ausstrahlung. Die Straßen im Schachbrettmuster machen ein Verlaufen fast unmöglich. Irgendwie kommt man immer zur mächtigen Kathedrale.
Nach dem Genuss der hier angebauten herrlichen Kaktusfrüchte schließe ich mich auf der Plaza San Franzisco der Free Walking Tour an.
Unser Guide Carlos führt uns drei Stunden profimäßig durch  die Häuser-Zeilen von Arequipa.
Neben Kultur erklärt uns Carlos auch den Unterschied zwischen Lama, Alpaka und Vikunia. Ersteres hat ein langes Gesicht und lange Ohren, ist etwas größer, hat einen nach oben gerichteten Schwanz und gibt es in Farbmischungen. Lamas sind Transport-Tiere. Alpakas haben folglich ein kürzeres Gesicht und kürzere Ohren und einen hängenden Schwanz. Die Fellfarbe wird immer uni gezüchtet, die Wolle ist höherwertig. Fast unbezahlbar ist dagegen die Wolle der ausschließlich wild lebenden Vikunias. Sie werde für die Schur mühsam eingefangen.
Außerdem führt er uns zur Probe in eine Chocolateria. Aber weder der Schoko-Tee noch die heiße Schokolade,  die wie reine geschmolzene Schokolade schmeckt, munden mir.
Bei der Führung lerne ich Katharina kennen. Ihre Freundin liegt krank im Hostel und kann nichts unternehmen. Wir verabreden uns auf diesem schönen Platz, der sowohl bei Tag als auch bei Nacht sehr heimelig ist.
Nachdem ich im CLARO-Shop in Arequipa auch wieder keine SIM-Karte erstehen konnte,  schickt mich die Touri-Info-Tante in die CLARO-Zentrale. Naja gut, in den Stadtteil Yanahuana wollte ich morgen früh sowieso, weil man von der dortigen Plaza einen phantastischen Ausblick auf die Stadt nebst allen Vulkanen El Misti (5822 m), Chachani (6075 m), Pichu Pichu (5669 m) hat und auch noch zufällig über den Rio Chili kommt.
Der Spaziergang hat sich auf alle Fälle gelohnt. Und nach langem Anstehen an diversen CLARO-Schaltern hab ich nun auch endlich eine peruanische Telefonnummer für läppische 10 Soles mit Guthaben.
Wieder zurück auf dem Plaza Mayor steuere ich den Seiteneingang der Kathedrale an. Hier soll man den Glockenturm besteigen können. Die freundliche aber bestimmte Dame klärt mich auf, dass dies nur innerhalb einer 40-minütigen Führung durch das Museum möglich ist.  Nein Danke! Erst recht nicht bei dem Wetter.
Nach oben suchend irre ich umher,  ob sich nicht doch noch ein schönes Aussichtsplätzchen finden lässt,  und siehe da:
Ein Cafe-Restaurant mit Dachterrasse im obersten Stock, menschenleer.  Das Panorama ist noch viel besser als vom Kirchturm.
Mein nächstes Ziel ist der Mercado Central. Maps.de weist mir die Richtung durch die belebten,  nach Autoabgasen  stinkenden, lauten und verstopften Straßen außerhalb des verkehrsberuhigten Zentrums. Eine kleine Stärkung kann  nicht schaden.
Die Empanadas dieser Dame schmecken so vorzüglich,  dass ich noch einmal ein ganzes Stück zurücklaufe,  um mir eine zweite zu holen.
Der Zentralmarkt ist wuselig und eng. Fotografieren verpönt. Hier und da gelingt mir aber doch ein dezenter Schnappschuss.
Schaut euch das Sortiment an Kartoffeln und Mais an.
Okay,  das ist jetzt Tierfutter. Steht direkt dazwischen.
Die Obststände sind hier so steil,  dass man darin aufsteigen muss,  um etwas vom oberen Regal zu holen.  Ganz schön gewagt! Und zur Grundausstattung gehört immer der Fernseher.
Zum Schluss dieses wunderbaren Tages in Arequipa steht noch das Katharina-Kloster auf dem Programm. Zuerst gar nicht so angetan, sind dann doch noch ein paar reizvolle Ecken dort zu finden. Wenn nicht immer das gleiche amerikanische Paar in meine Bilder gelaufen wäre.
Wir haben uns dann später im Dachterrassen-Lokal bei der Kathedrale wiedergetroffen. Die beiden haben mich gleich zu einem Besuch nach San Franzisco eingeladen und mir ihre Email-Adresse gegeben. Typisch Amis.
Veröffentlicht in: PERU

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