Nach den zwei anstrengenden Wandertagen im Colca Canyon haben meine Waden gefühlt 2 cm mehr Umfang. Ich kriege sie kaum in die Röhren-Jeans rein.
Über Nacht habe ich fast kein Auge zugemacht. Das leichte Halsweh will sich jetzt wohl doch bei mir festsetzen. Gut, dass ich heute für die Fahrt nach Puno nur im Bus sitze. Aber ich habe noch kein Ticket von meinem Hostel bekommen und außer Spanisch sprechendem Personal ist niemand zu sehen.
Manu liegt noch im Bett. Da wird es mir schon wieder etwas mulmig, schließlich geht um 7 Uhr, also in knapp 30 Minuten der Bus zum Cruz del Condor an der Plaza ab. Leichte Hektik bricht aus und kurz vor knapp haste ich mit meinem Backpack zur Plaza. Adiős Cabanaconde und Pachamama Hostel.


Mit einheimischen Bussen zu fahren ist immer wieder ein Schauspiel. Beladen mit Sack und Pack wird natürlich überall angehalten, wo gerade jemand aus- oder zusteigen will. Die Fahrt zum Cruz del Condor dauert nur 20 Minuten. Ein freundlicher Sicherheitsbeamter bietet mir an, meinen schweren Rucksack hinter den Verkaufsständen abzustellen. Er passe auf! Das habe ich ihm zwar nicht abgenommen, aber das Angebot trotzdem angenommen.

Volle zwei Stunden habe ich nun unbeschwert Zeit, von den verschiedenen Aussichtplattformen aus den Flug der Kondore zu genießen. Bei meiner Canyon-Wanderung ist mir kein großer Vogel am Himmel aufgefallen. Warum sie ausgerechnet hier so zahlreich und ausschließlich in der Zeit von 7-10 Uhr ihre Flugkünste unter Beweis stellen, weiß wohl keiner so genau. Auf jeden Fall genießen die Vögel das Dahingleiten und wir das Zusehen.

Schon ein majestätischer Anblick, obwohl ich mir die bis zu 3 m Flügelspannweite noch gewaltiger vorgestellt hätte. Vor allem die braunen Jungvögel ziehen die Show ab und kreisen über den Köpfen der Zuschauer oder posieren in unmittelbarer Nähe.

Ich lehne entspannt an der Mauer der Aussichtsplattform, als eben diese festzementierte Mauer anfängt zu schwanken. Kann das sein?! Ich bin nicht die Einzige, die verdutzt drein schaut. Ein Erdbeben!! Erschrocken gehe ich einige Meter zurück und nehme sicherheitshalber Abstand. Schließlich geht es 1000 m hinab in den Canyon. Die jungen Leute bleiben ganz todesmutig mit baumelnden Beinen auf der Mauer sitzen und klopfen Sprüche. Es bleibt zum Glück bei dem kurzen Ruckler. Später höre ich von Reisenden, dass es wohl im Canyon zu kleineren Erdrutschen gekommen ist.

Der Flug der Kondore ist ein spektakuläres Erlebnis und wie die Einheimischen sagen, waren heute besonders viele Anden-Vögel am Himmel. Eine Indio-Händlerin ist die Mama, in deren Shop in Cabanaconde ich immer meinen Proviant eingekauft habe. Wir erkennen uns auf Anhieb wieder und schwupp-die-wupp habe ich meinen ersten Alpaka-Pulli erhandelt. Eine gelungene Spontan-Entscheidung, wie sich schon bald herausstellt. Der warme Alpaka-Pulli ist nicht 30 Soles sondern Gold wert!!!
Jetzt aber nichts wie weg zu meinem Shuttle nach Chivay, das schon wartet. Wir machen noch einige Fotostops am Colca Canyon mit toller Aussicht und mehr Ständen. An einem schreit ein Alpaka-Schal: „Nimm mich mit!“





Zusammen landen wir zur Mittagszeit in Chivay.


In das Touri-Restaurant muss ich jetzt nicht zum Essen rein. Da mache ich mich lieber auf den Weg in die Stadt, um mir für meine sich ausbreitende Erkältung etwas aus der Apotheke zu holen. Ach, und welch ein Glück, heute am Sonntag ist Markttag. Sensationell!! Die Farben der Trachten in dem sonst trist-staubigen Ambiente ist schlichtweg atemberaubend. Ich könnte tausend Fotos schießen, aber das mögen die andinen Volksgruppen im Hochland überhaupt nicht. Kann ich ja auch verstehen. Hier und da kaufe ich was und frage um ein Foto. Unter anderem habe ich bei diesem Tandler Lebertran gegen meine Erkältung gekauft. Das sei das Beste, meint er.



Im einem großen Bus von 4M Express geht es um 13 Uhr weiter auf die lange Fahrt durchs Altiplano. Alpakas und Vikunas sehe ich natürlich auch wieder und wenn ihr die Bilder ganz genau anschaut, werdet ihr sie auch finden. Manchmal stehen sie top-fotogen direkt neben der Straße, aber irgendwie drücke ich dann vor lauter Aufregung immer den falschen Kopf der Kamera.





In der Dunkelheit um 19.30 Uhr erreichen wir Puno. Ich will nur noch ins Bett. Nase zu, heftige Halsschmerzen, Niesen und Frieren … das ganze Programm kündigt sich an. Im Duque Inn Hostel gibt es wieder keine Menschenseele, die auch nur begrenzt Englisch verstehen würde. Trotzdem gelingt es mir, heißes Wasser und Coca zu organisieren. Dann schnell ausgepackt, warm eingemümmelt in meinem Mini-Zimmer und hoffentlich bald wieder gesund werden.


Meinen geplanten Ausflug zur Taquile Insel habe ich in Anbetracht meines Zustandes ersatzlos gestrichen. Werde den morgigen Tag geruhsam angehen und dann zu meiner Uros-Insel schippern.
Hallo Andrea, schön wieder (nach der Pause) von dir zu lesen. Tolle Eindrücke und Bilder, die du uns da zukommen lässt! Viele Erinnerungen werden wieder wach…
Werde möglichst schnell wieder fit! Wünsche dir einen schönen Ausklang in und mit Peru!
LG, Werner K
Schön , dich wieder zu lesen. Gute Besserung.
Liebe Andrea, beim Lesen deiner Zeilen und das betrachten der Bilder halte ich ab und zu die Luft an vor Entzücken und Erstaunen. Deshalb zusammengefasst: Atemberaubend schön.!!
Eindrucksvoll, Imposant, bunt und abenteuerlich. Vielen Dank für das „Dabeisein“
Ganz schnelle Besserung und berichte ob Lebertran das Non plus Ultra für aufkommende
Grippe war. 🙂
Bis bald
Sabine
Hey Andrea ,
Du lässt Deine Fans ganz schön lange zappeln bis ein neuer Bericht kommt 😦
Viel Spaß noch 😉
Liegt nicht an mir Reinhard! 😉 Jeder Blog-Beitrag hat mich echt Nerven gekostet und Stunden in kalten Rezeptionsfluren, zugigen Restaurants und Bars. Im Hochland und im Regenwald ging gar nix 😥