Ein phantastische und aufregende Reise geht langsam zu Ende. Mir verbleibt ein letzter „lazy day“ in Cusco mit ausreichend Muse, um diese quirlige, lebendige Stadt noch einmal in mich aufzusaugen. Ganz oben auf meiner To-Do-Liste: Souvenirs einkaufen und Ceviche essen. Bei beidem hatte ich mich bisher zurückgehalten, bei den Souvenirs, um nicht zu viel im Backpack rumschleppen zu müssen, bei einigen speziellen Gerichten, um keine Magen-Darm-Probleme vor meinen Trekking-Touren zu riskieren. Jetzt geht’s in die Vollen.

Unbedingt probieren muss ich noch die Chirimoja-Frucht, die wurde mir schon mehrfach empfohlen. Also wandert ein besonders schönes Exemplar (im Bild vorne) in meinen Rucksack und ein leckerer Fruchtshake in meinen Bauch.

Um Schweinsköpfe, Rinderkiefer und -füße oder in Szene gesetztes „Aufklapp“-Huhn mache ich einen Bogen und das nicht nur, weil mich die armen Schweine so vorwurfsvoll anschauen.
Ich kann ja auch nix dafür!



Weiter geht’s zum Souvenir-Laden. Die Chefin ist erfreut mich schon wieder zu sehen und ich kaufe Alpaka-Pulli Nr. 5, 6 und 7 zum Preis von je nur 8 €, vier kuschelige Schals wandern genauso in den Rucksack wie Quinoa, Kaffee, Armbänder und Mitbringsel für die Sternschnuppe-Kolleginnen. Eigentlich sollte das der leckere Coca-Tee und die frischen Coca-Blätter als echt peruanisches Geschenk werden – sozusagen zur Arbeitsmotivation. Aber nachdem ich dann im Internet gelesen habe, dass Coca auch in jeglicher verarbeiteter Form bei der Einreise nach Deutschland verboten ist und unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, muss eine schnelle Planänderung her. Die Coca-Blätter und den Tee schenke ich kurzerhand einer alten, bettelnden Indigenen. Die weiß gar nicht wie ihr geschieht und steckt hastig alles in ihr Tragetuch, bevor ich mir das nochmal anders überlege.


Auch an meinem vierten Tag in Cusco wird es mir in den Sträßchen und Gassen einfach nicht langweilig. Vom ehemals prunkvollen, mit 700 Goldplatten vertäfelten Qorikancha (Goldener Hof) blieben nach dem Einfall der Spanier nur noch die nackten Grundmauern übrig. Das Gold wurde eingeschmolzen und nach Europa verschifft, der Tempel bis auf die Grundmauern eingerissen und von den Dominikanern überbaut. Hier und auf Sacsayhuman findet alljährlich im Juni das prachtvolle Inti Rayma Fest zu Ehren der Sonne statt.


Noch einmal erklimme ich auch die Höhen, dieses Mal in Richtung der Iglesia de San Cristóbal. Von hier habe noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Piazza de Armas mit der großen Kathedrale.


Aber mein eigentliches Ziel ist die Terrasse dort drüben, denn heute will ich endlich auch mal ein Ceviche kosten. Aber ganz so einfach ist die Querung nicht und ich muss erst wieder viele Treppen runter, um dann wieder alle hochzusteigen zur Limbus-Bar mit dieser gigantischen Aussicht auf Cusco.


Hasi und ich genießen Aussicht, Pisco Sour und Ceviche und es ist schon lange dunkel, als wir den Nachhauseweg antreten.


Am Dienstag, den 30.05. heißt es dann schon in der Früh Abschied nehmen von Cusco. Zum Glück nur am Rande bekomme ich mit, dass in den nächsten Tagen große Streiks angekündigt sind, die Cusco und auch die Zubringer zu Machu Picchu lahmlegen werden. Bereits heute ab 9 Uhr sind die Straßen für den Verkehr in Cusco gesperrt. Puh, gerade nochmal Glück gehabt, dass mich mein Taxi um kurz nach 8 Uhr noch zum Airport chauffiert.

Star Perú bringt mich mit inzwischen zwei Gepäckstücken (1 Backpack, 1 Souvenir-Pack) nach Lima. Dieses Mal kenne ich mich ja schon aus und besorge mir selbst ein Taxi am Flughafen, das mich zum Hostel 1900 Backpacker bringt. Ich könnt mich schlapp lachen, wenn ich den jungen planlos reisenden Backpackern am Schalter zuhöre: Wir wollen irgendwo an den Strand. Ja, in welchen Ortsteil denn? Miraflores, Barranco, San Isidro…? Egal, Hauptsache Strand!


Meine Reise habe ich vor 4 1/2 Wochen in Lima an einem Sonntag gestartet. Wow, was ein Unterschied, diese Stadt an einem Werktag zu erleben. Alles ist laut, schrill, hektisch, wuselig. Ich bin völlig geplättet von der Geräuschkulisse. Eine unablässig fließende Blechlawine rauscht in allen Straßen vorbei mit lautem Hupen, quietschenden Bremsen, aufheulenden Motoren … und mittendrin auf der Kreuzung stehen die Politessen und „regeln“ geräuschvoll dauertrillernd den Verkehr. Einem ausländischen Autofahrer wird es wohl schwer fallen, das chaotische, unkontrollierte Gewedel und Gepfeife fahrpraktisch sinnvoll umzusetzen.
Das schöne, von Herrn Eiffel erbaute Hostel kenne ich ja schon. Fast wie daheim. Morgen bietet sich doch tatsächlich noch kurz vor Abfahrt zum Flughafen ein kostenloser Ceviche-Kochkurs an. Das passt vorzüglich, den nehme ich noch mit.
Auf geht’s zu einem werktäglichen Stadtbummel durch Lima. Die Kirche San Pedro präsentiert sich dieses Mal ohne Gerüst und die Lima-typische Dunstglocke gewährt mir auch einen fadenscheinigen Blick auf den Stadtteil Rimac und die Slums von Lima.


Leider gehen mir so kurz vor Reiseende dann doch noch die Pesos aus. Da muss ich doch glatt noch einmal einen ATM aufsuchen. Einfacher gedacht als getan, alle angesteuerten Automaten sagen Nein zu meinen Transaktionsversuchen. Mittlerweile hängt mir der Magen in den Kniekehlen. Dabei bin ich doch extra noch einmal bis zum Mercado Central gelaufen, um mir Anticuchos (Rinderherz am Spieß) zu kaufen. Oder wie wäre es mit einer dieser kunstvollen Torten?

Nach vielen Versuchen stelle ich dann irgendwann fest, dass meine DKB keinen Finger krumm macht für einen läppischen 50 €-Abhebebetrag. Also klaube ich alle meine Dollar-Scheinchen zusammen und tausche diese auf der Straße gegen Pesos. Nun steht der Essensaufnahme nichts mehr im Wege – oder doch?!


Witzig, mir geht es genau wie bei meinem ersten Besuch in Lima. Nun habe ich endlich Geld, laufe aber nur durch Straßen, deren Läden sich auf den Verkauf nicht zum Verzehr geeigneter Waren spezialisiert haben: Haushaltswaren, Kopierer, Pumpen, Autoreifen etc. Nirgends gibt es etwas zu essen und langsam wird es schon wieder dunkel.
Leicht gefrustet steuere ich Richtung Hostel und begnüge mich unterwegs mit vielen kleinen Take-Aways aus dem Straßenverkauf: Sehr lecker die gefüllten Kartoffeltaschen oder die gekochten Wachteleier.


Weniger meins, obwohl ich mich schon drauf gefreut hatte, das Anticucho. Haben die mir doch zusätzlich zum zachen Rinderherzen auch noch so scheußliches Panzenzeug auf den Teller gelegt. Der Hunger treibt’s rein, der Rest wandert in den Müll. Da muss zum Abschluss noch ein süßer Milchreis drauf.


Nun habe ich also fast alle Nationalgerichte getestet, oder zumindest die, die nicht so fleischlastig sind: Ceviche, Arroz con Pollo, Papa la Huancaina, Cuy, Papa Rellena, Aji de Gallina, Rocoto Relleno, Anticuchos, Chifa.
Der nächste Morgen beginnt entspannt. Leider fällt der Ceviche-Kochkurs im Hostel dann kurzfristig aus, weil der Koch irgendwo verschollen ist. Also mache ich mich noch einmal auf in die Stadt, um mir noch diese Statue am Reiterstandbild von San Martin genauer anzuschauen.
Laut Lonely Planet sollte die Figur der Madre Patria nämlich in den Werkstätten in Spanien einen Feuerkranz als Kopfschmuck erhalten. Nachdem das Wort für Flamme (llama) aber zweideutig ist, bekam die Mutti anstatt eines Feuerkranzes ein Lama auf den Kopf. Sehr lustig 🙂


Um 17 Uhr bringt mich dann ein Taxi zum Flughafen und die Iberia über Madrid zurück nach Hause. Alles klappt vorzüglich, obwohl in Madrid wirklich einiges los ist und sogar die rausgehenden Flieger „im Stau“ stehen.


Am 01.06.2017 lande ich kurz vor 12 Uhr bei schönstem Wetter am Münchner Airport – und Morgen kommt Milena von ihrer fast 2-jährigen Auslandsreise durch Neuseeland, Asien und Australien zurück. Das wird ein Fest und es gibt soooo viel zu erzählen!
Adiós! Hasta el próximo viaje!
Liebe Andrea
Es hat wieder so Spaß gemacht, Deinem Blog zu folgen. Vielen Dank für Deine schönen Bilder und Erlebnisse. So kommt die Heimattreue Elfriede auch um die Welt😀
Ich freu mich schon auf die nächsten Reisebrichte
😘Elfriede