WENN EINER EINE REISE TUT …

Das geht ja schon gut los… Ein  Systemfehler bei Turkish Airlines verweigert mir den Online-Check-in und nach drei Anrufen bei der Airline hoffe ich, zumindest ab Istanbul den Platz neben Lea reserviert zu haben. Aber Kontrolle ist besser und deshalb mache ich mich bereits 2 1/2 Stunden vorm Abflug auf zum Flughafen.

1 km Schlange am Schalter der Turkish Airlines erwarten mich und damit ein turbulentes Menschengemisch, bei dem einem nicht unbedingt jeder sympathisch ist. Vor mir ein völlig genervter Vater mit smartphone-versunkenem Sohn, der aufgeregt versucht, irgendwie geschickt die blöde Warterei zu umgehen. Eine afrikanische Großfamilie, die astreines Hochdeutsch spricht und mit Sack und Pack mit drei Erwachsenen und fünf Kindern nach Istanbul fliegt … Eh schon eine verwirrende Konstellation, die noch immens verstärkt wird, durch die alles und jeden verdrängende Platzeinnahme vor Schalter 4 von 5, welche einhergeht mit großzügigem Aus- und Umpacken von Koffern und Taschen und dem lärmenden Geschrei der ADHS-verdächtigen Kinder. Im Übrigen nicht die einzigen, die sich in Terminal lautstark bemerkbar machen. Das kann ja lustig werden.

Doch weit gefehlt! Alles wird gut! Der nette Turkish Airlines Mitarbeiter im Call Center hat gestern alles richtig gemacht. Ich habe nicht nur in der 1. Reihe auf Platz 5A absolute Beinfreiheit, sondern bin auch gefühlte Lichtjahre entfernt von den im Heck sitzenden  anstrengenden Mitreisenden. Meine türkische, blonde Sitznachbarin legt auch keinen Wert auf Unterhaltung. So gehen die 2 Std. und 15 Min. Flugzeit relativ unspektakulär bis auf ein paar Turbulenzen vorüber und ich genieße einen wunderbaren nächtlichen Landeanflug auf das glitzernde und schillernde Lichtermeer Istanbuls.

Überrascht stelle ich in Istanbul fest, dass die Uhr schon 1 Stunde voraus eilt und dementsprechend das Boarding für Bishkek bereits beginnt, als Leas Flieger gerade mal 20 Min. gelandet ist. Hoffentlich stürzt sich Lea nicht noch ins Airport-Shopping …

Aber nein,  da kommt sie ganz gemütlich angetrappst. Der TA-Flieger nach Bishkek ist trotz der doch 4 1/2 Stunden Flugzeit super eng und rammelvoll. Mittlerweile ist es nach deutscher Zeit 2 Uhr in der Nacht und wir versuchen nach dem späten Essen ein bisschen zu dösen.

Nebenbei bemerkt: Generell fand ich die Flugzeugflotte der Turkish Airlines sehr modern und gepflegt, aber der Service an Board war nicht sonderlich herausragend. Kaum Ansagen, wenig Freundlichkeit, nur ein Getränk auf jedem Flug und vor der Landung in Bishkek noch nicht einmal einen Chai oder Kaffee.

Beim Anflug auf Bishkek sitzen wir nun doch auf der „falschen linken“ Seite.  Pamir und Tien Shan erheben sich rechter Hand mächtig und schneebedeckt im diesigen Morgenlicht. Wir hingegen blicken auf die quadratisch-praktische Großfelderwirtschaft aus der Sowjetzeit.

Bei der Passkontrolle nimmt es das Großaufgebot an kirgisischen Uniformierten ganz besonders genau. Mindestens dreimal blättert er durch meinen neuen, bis auf das Ägypten-Visum völlig leeren Pass, bis er sich für eine der leeren Seiten zum Aufdrucken des kirgisischen Einreisestempels entscheiden kann.

Nächste Hürde ist wie immer nach der Ankunft, einen der ATM-Geldautomaten mit Versuch und Irrtum dazu zu bewegen, erstes Geld in der Landeswährung möglichst ohne extra Bankgebühren auszuspucken. Nach mehren Anläufen gelingt uns auch das.

Derweil textet uns von hinten ein überaus eifriger Kirgise, von Berufung Taxifahrer, zu. Er bringe uns zu dem guten Preis von 10 € in die City und eine kostenlose SIM-Karte zückt er auch noch für uns aus der Hosentasche. Nun weiß ich als belesene Reisende natürlich, dass dieser Preis nur für ihn gut ist und eine Fahrt mit dem ortsüblichen Sammeltaxi, der Marschrutka Nr. 380, vom Flughafen in die Stadt nur 1 € kostet. Aber auch hier ist der fahrende Kirgise nicht um ein Argument verlegen, denn die Marschrutkas würden heute am Sonntag gar nicht fahren.

Erst als Lea und ich vorm Airport in den bereit stehenden Express-Bus für 1,50 € die Fahrt einsteigen, zieht die aufdringliche Labertasche endlich von dannen.

Direkt vor der Tür des Central Hostels in der Chuy Avenue werden wir abgesetzt und beziehen um 11 Uhr unser gemütliches Doppelzimmer.

Ein Gedanke zu “WENN EINER EINE REISE TUT …

  1. Elfriede schreibt:
    Avatar von Elfriede

    Liebe Andrea, liebe Lea
    Ich wünsche Euch eine ganz tolle Zeit.
    Bin sehr gespannt auf Eure Erlebnisse.
    Liebe Grüße
    Elfriede

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