BACKPACKS BACK TO BISHKEK

Unsere zusammen genagelten Betten im Familien-Gästehaus in Tamtschy sind in der Nacht nicht zusammen gebrochen. Gut so, aber es ist kein Frühstück für uns vorgesehen, da haben wir uns wohl missverstanden. Wir dürfen uns aber in der spartanisch eingerichteten hauseigenen Küche zumindest mit etwas Tee, Brot und Marmelade den ersten Hunger stillen. Ausstattung hin oder her – der Übernachtungspreis ist beschämend gering: 3,80 € pro Nase.

Ohne noch einmal einen Zeh in den Issyk Kul gehalten zu haben, werden wir heute zurück nach Bishkek fahren. Ein Taxler ist an der Hauptstraße schnell gefunden, nach längerem Zieren und Marschrutkas-Heranwedeln sinkt der Preis von 600 SOM pro Person auf 600 SOM zusammen. Damit einhergehend mindert sich auch die Größe des Reisegefährts. Hatten wir zuerst unser Gepäck in einem Minivan verstaut, werden wir nach eifrigen Diskussionen in einen privaten Kleinwagen umverfrachtet. Zwei kirgisische Frauen sind mit von der Partie, die eine sehr redselig, beide recht lustig – was auch nicht verwundert, da sie zur Brotzeit um 11 Uhr schon die Bierflasche ansetzen. Lea und ich freuen uns, einen älteren, bedächtig und konzentriert fahrenden Herrn am Steuer zu haben. Die Horror-Fahrt mit dem Möchtegern-Schumacher von Naryn nach Balytschky wollen wir nur ungern wiederholen.

Die Strecke zieht sich, es geht in steigender Hitze nur langsam voran, immer wieder gibt es lange Baustellenabschnitte. Es schaut ganz so aus, als würde die nördliche Seestraße von Bishkek nach Tscholpon Ata für die diesjährigen World Nomad Games ordentlich aufgebrezelt. Man will sicher einen fortschrittlichen Eindruck machen – ich sage nur „Smartphone und Plumpsklo“. Aber nicht nur die Baustellen bremsen unser Tempo, auch die Verkaufsstände am Wegesrande. Getrockneter Fisch aus dem Issyk Kul, Aprikosen, Äpfel … immer wieder legen die Damen einen Shopping Stop ein. Wir hätten auch etwas gekauft als Reiseproviant, aber die Ware gibt es nur kübelweise bzw. in 2-3 kg Einheiten. Aber natürlich dürfen wir mal kosten.

In den Stan-Ländern führen viele deutsche Automobile, Kleinlaster und LKWs ein zweites Dasein. Entsprechend häufig überholen wir fernab der Heimat  Fahrzeuge mit deutschen Original-Firmenaufschriften und deutscher Werbung. Das ist immer wieder sehr lustig!

Die Luft ist trocken und es wird zunehmend heißer. Wir schlängeln uns durch die Boom-Schlucht und erreichen um 13.30 Uhr Tokmak, von wo aus wir vor knapp drei Wochen zum Besuch des Burana-Tower gestartet sind. Inzwischen ist unser Fahrer sichtlich müde von den Strapazen der Fahrt und der Schwüle. Mmh, wir stellen etwas beängstigt fest, dass auch Alter, Reife und Fahrerfahrung kein Garant für sicheres Ankommen sind. Immer wieder klappen dem guten Mann die Augen zu, er fährt sich mit den Händen durchs Gesicht und hält schlussendlich am Straßenrand, um sich an einem nahen Fluss mit Wasser zu erfrischen … Das schaut nicht gut aus!

Die zwei Bishkeker Damen versuchen mit allen Tricks, ihn bei Laune und wach zu halten. Dann plötzlich eine Polizeikontrolle! Wir müssen rechts ranfahren, Führerscheinkontrolle und unser Fahrer muss blechen. Warum wissen wir natürlich nicht genau – aber der Adrenalinstoß hat seinen Kreislauf ordentlich angekurbelt. Nun schaffen wir auch noch die letzten Kilometer nach Bishkek. Die Damen bestehen noch darauf, dass er uns trotz Stau in allen Straßen bis vor unser zentrumsnahes Hostel fährt. Um halb drei nach 3 ½ Stunden Fahrt sind wir wieder zurück im Central Hostel und können im gleichen Zimmer wie bei der Anreise einchecken.

Nun haben wir noch 1 ½ Tage Zeit für die zweite Runde Sightseeing und Souvenir-Shopping in Bishkek! Das ist doch wunderbar 😊 Aber zuerst lassen wir es uns in Adrianos Coffee Shop mal richtig gut:

Ala-Too-Platz in Bishkek

Statue des Schriftstellers Tschingis Aitmatow (1928-2008)

Das würde ich mir bei uns auch wünschen: Unverpackt-Lebensmittel im Supermarkt. Okay, einen Deckel würde ich bevorzugen, damit nicht jeder reinniest. Aber sonst – genial!

An unserem letzten Tag machen wir uns nach einem super leckeren Frühstück im Hostel auf zum großen Osh Markt. Noch einmal tauchen wir tief ab in dieses Wirrwarr von Gassen, Hallen und Ständen, sodass wir uns schier verlaufen und schließlich nach dem Rückweg zum Haupttor fragen müssen.

Bis in die entlegensten Ecken dringen wir vor und stellen fest, dass es auf dem Osh Markt neben Essbarem wirklich ALLES gibt – vom kompletten Baumarktangebot über kirgisische Kleidung bis hin zu Musikinstrumenten und Pferdegeschirr.

Die traditionelle Kopfbedeckung der Männer aus Filz nennt sich Kalpak.

Lea kauft Kurut (getrocknete Quarkbällchen mit Salz). Ohne geht in Kirgistan gar nichts, in entsprechend großen Mengen wird es verkauft.

Andrea kauft kirgisische Brotstempel für unsere Bäcker daheim.

Lea und ich sind sehr zufrieden mit unserem Mitbringsel-Einkaufstag, hat er uns doch noch einmal in unbekannte neue Ecken von Bishkek und dem Osh Markt geführt. Nun freuen wir uns auf Zuhause. Schon in der halben Nacht fahren wir zum Airport, denn um 6 Uhr startet die Maschine nach Istanbul, wo sich unsere Wege dann wieder trennen. Für Lea geht’s weiter nach Frankfurt und meine Destination ist München.

Uih, und zuhause dann ein schönes Bad!!

 

Ein Gedanke zu “BACKPACKS BACK TO BISHKEK

  1. Kerstin schreibt:
    Avatar von Kerstin

    Hallo Andrea, keine Ahnung, durch welche Zufälle ich auf deinen Kirgistan-Bericht gestoßen bin. Ich habe ihn mit Freude gelesen und er kam wahrscheinlich gerade zur rechten Zeit vor unserer bevorstehenden Reise nach Kirgistan. Ihr hattet eine tolle Reiseroute und wenn ich das richtig erlesen habe, waren die Stationen abseits der Hauptroute besser? Leider haben wir nur 2 Wochen Zeit und können nicht alles machen. Aber auf jeden Fall steht nun nach eurem Bericht auch ein Stopp im Yurten Camp am Issyk Kol auf meinem Wunschzettel. Liebe Grüße, Kerstin

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