Next Stop: Bogotá! Doch bevor es soweit ist, habe ich noch eine ziemlich lange Nachtfahrt mit dem Bus vor mir. Für die 280 km lange Strecke veranschlagt die Busgesellschaft Bolivariano ca. 7-8 Stunden. Wir starten auf jeden Fall schon mal mit 1 Stunde Verspätung erst um 22.30 Uhr in Armenia. Ich richte mich einigermaßen wohnlich ein und stelle mein Andina Dosen-Bierchen als Nachttrunk bereit. Dabei habe ich leider nicht bedacht, dass in den arktisch klimatisierten Fernbussen ein heißer Tee die bessere Wahl gewesen wäre. Egal, das Bier wirkt und so ratze ich die ersten 1,5 Stunden Fahrzeit einfach weg. Wunderbar!
Jetzt bin ich schlagartig wach! In der Dunkelheit kann ich zwar nicht viel sehen, aber der Fahrstil im rabiaten Wechsel von Vollgas zu Bremsen zu Vollgas und die schwankenden Seitenlagen, mal nach links, mal nach rechts, machen mir spürbar klar, dass wir auf steilen Serpentinenstraßen über die Cordillera fahren. Mir ist sauschlecht!! Vorsichtshalber lege ich meinen wasserdichten Packsack bereit – wer weiß, was kommt. Zwei Stunden quäle ich mich von einer A…backe auf die andere und gewinne den Eindruck, dass sich die andauernde Übelkeit auch andernorts Bahn brechen will. Also taumele ich auf die Toilette im hinteren Bereich, nur um mit einem Blick festzustellen, dass andere Reisende bereits in einem weiter fortgeschrittenen Stadium der Übelkeit angekommen sind. Jetzt hilft nur noch die doppelte Ladung Reisegold-Tabletten und Akupressur! Es dauert, aber irgendwann nach 2 Uhr in der Nacht falle ich trotz Kurven und AC in einen Tiefschlaf bis morgens um 6 Uhr.
Mit leichten Erfrierungserscheinungen an den Extremitäten räkele ich mich in meinem Sitz. Zum Glück ist es schon hell und sonnig, noch weitere 2 Stunden Fahrzeit liegen vor mir, womit wir dann roundabout 9,5 Stunden unterwegs sind.
Puh, 1 kg Kaffee, ½ kg Kakao und 1 kg Reis zum Trocknen des Fotoapparats machen sich gewichtstechnisch doch ganz schön bemerkbar. Im großen Busterminal von Bogotá schnappe ich mir deshalb gleich einen Gepäck-Trolley und ergehe mich in großen Hallen mit unendlich vielen Ticketschaltern aller kleinen und großen Busgesellschaften.

Das ist öffentlicher Nah- und Fernverkehr! Schließlich finde ich auch den Schalter von Sugamuxi, an dem ich gleich mein Ticket nach Yopal für den Sonntag buche. Mit Ticket und aufgefüllten Geldreserven besteige ich das Taxi von Javier, einem jungen, genial sympathischen Taxifahrer, der mich durch die City zu meinem Domizil in der Altstadt von Bogotá bringt: das Hostel Masaya unweit der Plazoleta del Chorro de Quevedo im schönen Stadtteil La Candelaria.
Das Hostel ist lässig und cool gelegen. Von hier aus kann ich praktisch alles Sehenswerte zu Fuß erreichen. Einzig das laute, enge Zimmer in einem der vorderen Innenhöfe nervt mich. Das werde ich für meinen zweiten Aufenthalt bemängeln.





Das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig, die Wolken hängen wuchtig über der Stadt in 2.640 m Höhe. Trotzdem kann man noch zum 3.150 m hohen Monserrate hinaufschauen.

Ich starte zu meinem ersten Orientierungs- und Erkundungsgang. Das alte Herz Bogotás liegt gleich ums Eck: die Plazoleta del Chorro de Quevedo. Manche behaupten, hier wäre Bogotá gegründet worden. Egal wie, dieser Platz in La Candelaria erwacht auf jeden Fall spätestens am Nachmittag zu Leben. Auf ihm versammeln sich Musiker und Geschichtenerzähler, Akrobaten und Comedians und jede Menge junge Menschen. Es wird den Künstlern gelauscht, viel gelacht und applaudiert, aromatisierte Chicha getrunken, in Gruppen geratscht und philosophiert. Auch die Policía schaut hin und wieder nach dem Rechten.





Von der Plazoleta geht ist in die schmale Gasse Calle del Embudo. Sie ist bekannt für ihre Graffiti-Wände und später am Tag voll mit Touristen und Ausgehfreudigen.





Ich lasse mich weiter auf den Calles und Carreras durch Bogotás Altstadt treiben und entdecke schon beim ersten Ausflug enge Winkel und verspielte Ecken mit viel Ausstrahlung. Das hatte ich nach den abwertenden Kritiken in so vielen Blogs und Reiseberichten gar nicht erwartet. Die meisten empfehlen, Bogotá einfach zu übergehen und nur für den Transit anzusteuern. Da bin ich schon jetzt ganz anderer Meinung. Mir taugt Bogotá ganz wunderbar.










Im großen Bogen komme ich schließlich in belebtere Straßen und an der alten Kirche Nuestra Señora de la Candelaria vorbei zur großen Plaza de Bolívar mit der mächtigen Kathedrale.












Fahrende Händler bieten Früchte an, von denen ich bis heute nicht alle Namen kenne. Es gibt frittierte Kochbananen und Churros … aber schlussendlich ist mir das Eis dieser Eisdiele lieber: Das absolut Leckerste, was ich je gegessen habe!








Von der Plaza folge ich dem Menschenstrom entlang der breiten Carrera 7 , die zu weiten Teilen Einkaufsstraße ist. Zwischendrin erleichtern sich die dunklen Wolken mal mit einem ordentlichen Regenguss. Doch ich lasse mich nicht ausbremsen und lande nach einem 6-Stunden-Marathon!! wieder auf der inzwischen gut gefüllten Plazoleta del Chorro de Quevedo.












Zum Abendessen suche ich mir ein kleines Restaurant direkt an der Plaza aus, praktisch in 20 m Reichweite zu meinem Bett, in das ich rechtschaffen müde falle.
Aber am Samstag schleiche ich schon wieder um 6 Uhr aus dem Dorm und mache mich um kurz vor 7 Uhr erneut auf einen Rundgang durch die noch stillen Gassen. Bei meinem Spaziergang entdecke ich etwas abseits die wunderschöne Kirche Nuestra Señora del Carmen des Ordens der Salesianer Don Boscos . Ich habe Glück und das Portal ist offen. Selten habe ich einen so erfrischend einladenden Kirchenbau ohne Prunk und Protz, dafür mit vielen schönen Details, besonderen Motiven, Mosaiken und Intarsien, gesehen.









Bescheidener steht die die Ägyptische Kirche da und auch das gibt es in der 8-Millionen-Metropole Bogotá: Hauptstraßenverkehr auf 2 oder 4 Beinen, auf 2 oder 4 Rädern:








Schon wieder sind zwei Stunden vergangen. Jetzt aber zurück zum hervorragenden Frühstücksbuffet in meinem Hostel. Danach noch unter die Dusche – wahlweise mit saukaltem oder brütend heißem Wasser – und mit meiner Dreckwäsche zur Wäscherei ums Eck. Morgen reise ich ja schon wieder ins Outback weiter, da wären frische Trekkinghosen, Unterwäsche und Socken schon Gold wert.


Heute ist Tag der Kirchen – Mama daheim wartet schon gespannt auf meine Fotos von innen und von außen – und als nächstes ist die große Iglesia de San Fransisco, eine der ältesten Kirchen Bogotás, dran.


An den Ständen der Indios trete ich in intensive Verhandlungen für die ersten Souvenirs, die nicht wie Kaffee und Kakao gleich mein Aufgabegepäck um Kilos in die Höhe schnellen lassen. Nicht mein Gepäck aber mein Körpergewicht belaste ich mit Arepas con mucho, mucho queso, Obleas con arequipe (Waffeln mit Karamellsauce) und frisch gepresstem Zuckerrohr mit Limette.





Schon wieder fängt es am Nachmittag an zu regnen. Beste Gelegenheit um meinen Pflichtbesuch im Museo del Oro zu machen. Irgendwie hatte ich die Goldarbeiten der Azteken und Mayas edler und kunstvoller in Erinnerung. Hier ein kleiner Rundblick über die Exponate.







Ich verlasse das Museum fluchtartig, als mir um 17.45 Uhr siedend einfällt, dass ich noch meine Wäsche bei der Wäscherei abholen muss. Schnell ein Blick auf Google – okay, offen bis 18 Uhr. Jetzt aber die Haxen geschwungen und zurück in die Altstadt. Doch dort stehe ich vor der bereits seit 14 Uhr verschlossenen Ladentür. Am Samstag hat die Wäscherei nur bis frühen Nachmittag auf – ja so ein Mist!! Das hätten sie mir ja mal sagen können und ich hätte sie gleich gebeten, meine fertige Wäsche im Hostel drei Häuser weiter abzugeben. Über Mobilnummer und mit Hilfe der Hostel-Reception versuchen wir zwar noch, jemanden zu erreichen. Aber die Inhaber wohnen außerhalb Bogotás und kommen erst am Montag wieder in die Stadt. Also, muss ein Plan B her – was angesichts der geschlossenen Läden am Wochenende sowohl in Bogotá als auch in Yopal schwierig werden wird.
