Nix mit ausschlafen am Sonntag, den 23.02.2020. Ich habe am Abend mein Backpack schon so weit als möglich geschnürt. Jetzt noch ein gutes Frühstück, das Hostel zahlen und für meinen nächsten Aufenthalt hier ein ruhigeres Zimmer im Hinterhof reservieren, dann kann es – leider ohne meine Wäsche aus der Wäscherei – losgehen.
Mein Taxista Javier holt mich pünktlich um 8.45 Uhr vorm Hostel ab. Zufälligerweise möchte eine deutsche Reisende ebenfalls zum Busterminal und wir nehmen sie mit. Die angehende Lehrerin ist für ein Jahr auf Weltreise, hat aber leider keine Pesos Trinkgeld für den Taxista übrig – erbärmlich, diese armen Traveller. Die knapp halbstündige Fahrt mit Abholung vom Hostel hat umgerechnet 4,10 €, für jeden also 2 € gekostet! Das ist schwer zu ertragen.
Mein Libertadores-Fernbus nach Yopal ist echt super modern und schick. Eigentlich hätte ich aber wissen müssen, dass ich zusätzlich zur Jacke auch noch einen warmen Pulli ins Handgepäck hätte nehmen sollen. Um 10.30 Uhr starten wir in Bogotá, fahren über die Hochebene nach Sogamoso und weiter nach Yopal. Dabei geht es von 2.650 m weiter hinauf auf über 3.000 m am Lago de Tota vorbei und über die Ausläufer des Nationalparks El Cocuy. Anschließend müssen wir wieder alle Höhenmeter hinunter nach Yopal auf gerade mal 350 m. Acht pausenlose Stunden stehen mir bevor.
Doch bis wir überhaupt richtig auf der Autopista in Fahrt kommen, dauert es im zähen Stadtverkehr schon fast eine Stunde. Einige Spuren der Hauptverkehrsstraße sind heute am Sonntag wieder der beliebten Ciclovía vorbehalten und für Autos gesperrt. Jung und alt, mit Hund und Kind, vom Stützrad übers Rennrad zu Inlinern sind alle mit Begeisterung rollend unterwegs.


Im Vorbeifahren sehe ich nun auch mal die ewig langen TransMilenio Busse, die in Bogotá anstelle einer Metro unterwegs sind. Sie haben freie Fahrt auf einer eigenen Spur und sind oft dreimal so lang wie gewöhnliche Busse.

Nach 1 1/2 Std. Fahrt lassen wir die Blechlawinen endlich hinter uns. Ich bin wieder die einzige Ausländerin im angenehm besetzten Bus. Das nasse Wetter mit den tiefhängenden, dunklen Wolken und auch der Umstand, dass bei dieser Fahrt wohl für die Fahrgäste keine Rast oder Piesel-Pause eingeplant ist, trüben etwas die Reisefreude. Lohnt sich vermutlich nicht für die 7 Erwachsenen und 5 Kinder im Bus. Der Fahrer seinerseits hält einfach im Nirgendwo an und erledigt seine Geschäfte im Stehen.


Um 15 Uhr passieren wir Sogamoso. Hier werde ich in etwa einer Woche aussteigen, um nahe Monguí durch den Paramó zu wandern. Bis dahin darf sich das Wetter aber schon noch optimieren. Im Moment schaut es nach Weltuntergang aus.
Die nachfolgenden Stunden schraubt sich der Bus erst auf die Cordillera nach oben, um dann ächzend und bremsend auf der anderen Seite wieder hinab zu rollen. Auf dem Pass werden uns großzügig Tüten zum K… angeboten. Oha, das lässt ja Schlimmstes befürchten und ich werde unschön an meine kurvenreiche Fahrt von Armenia nach Bogotá erinnert. Aber jetzt ist ja Tag und meine Augen haben Beschäftigung. Die Landschaft wird hier oben immer wilder.
Um 18.30 Uhr, es ist schon dunkel, fahren wir endlich in Yopal ein. Ich orte in Google Maps schon mal mein Hotel für die Nacht und versuche mit meinem rudimentären Spanisch von den Mitreisenden und vom Busfahrer in Erfahrung zu bringen, wo ich am besten aussteige. Alle sind total nett und hilfsbereit, ein älterer Herr quatscht mir etwas zu viel ins Ohr, schwärmt vom deutschen Fußball und Angela Merkel und möchte gleich noch einen Tinto mit mir trinken gehen. Aber der gutaussehende Busfahrer kümmert sich rührend um mich, holt mir am Busterminal mein Backpack aus der Kofferraum und geht sogar noch mit zum Taxistand mit dem Ratschlag, auf keinen Fall mehr als 5.000 COP zu zahlen. Mehr Geld will der Taxista auch nicht, aber auch er würde sich gerne intensiver mit mir unterhalten – nur verstehe ich von dem hiesigen Spanisch leider kein einziges Wort!
In Yopal habe ich ein Hotel einer Pension vorgezogen, das Angebot erschien mir doch zu hinterwäldlerisch. Zu meiner überschäumenden Freude stelle ich fest, dass in Yopal auch am Sonntag noch einige Geschäfte geöffnet sind. Also, schnell Zimmer beziehen und nochmal raus vor die Hütte. Erstens zum Beine vertreten und zweitens – zum Wäsche- und zum Flip-Flop-Einkauf. Ja so ein Glück!! Ausgerechnet hier am Ende der Welt reiht sich ein Wäsche-, Schuh- und Klamotten-Laden an den nächsten. Und alle sind bis 22 Uhr geöffnet. Für nur je 4 € kaufe ich zwei Paar Original Ipanema-Flip-Flops. Die meinigen haben nach 5 Jahren und vielen Kilometern durch Städte, Tempelanlagen und über Strände das Zeitliche gesegnet. Und auch Socken und Unterhosen liegen günstig in der Auslage. Ich kann also meinen fehlenden Klamotten-Proviant erfolgreich auffüllen.
Ins abgelegene Yopal im Departamento Casanare verirren sich noch nicht allzu viele Touristen und ich werde überall neugierig beäugt. Jetzt noch schnell eine Pizza aus dem gut frequentierten Schnellrestaurant zwischen die Zähne … Nachdem ich aber noch nicht einmal das Bestellprocedere in Spanisch abwickeln kann, kommt mir ein eifriger, junger Pizza-Bäcker mit stolz geschwellter Brust zu Hilfe. Er freut sich, dass er endlich mal sein Englisch an mir testen kann und ich freue mich, dass ich auch wirklich das bekomme, was ich gerne essen möchte. Wie ich so dasitze, laufen auf meinem Handy SMS-Nachrichten von Fabían ein – el conductor del autobus?! Ratter, ratter, von mir hat er meine Handy-Nummer nicht. Dann ist die wohl bei der Buchung hinterlegt. Naja, egal, er fragt ja nur, ob ich wohlbehalten im Hotel angekommen bin. … zuerst, dann aber geht mir seine Fürsorge doch über das übliche Maß an Höflichkeit hinaus. Er möchte sich gerne mit mir treffen und „Freundschaft“ mit mir schließen. Na toll, in Bogotá sitzen vermutlich Frau und Kind und er hat in Yopal Langeweile.
Die habe ich nicht, denn schließlich muss ich noch mein Reisegepäck für 4 Tage im Outback sortieren. Der große Backpack bleibt da und es wäre blöd, etwas Wichtiges zu vergessen. Am Morgen wache ich mit leichten Erkältungs- und Durchfallsymptomen auf. Ach, ist vielleicht die Aufregung. Vorsichtshalber nehme ich schon mal ein paar Globuli und Medikamente. Leider gibt es kein Frühstück in meinem Hotel und um 7 Uhr hat auch noch nichts in der Umgebung offen. Der Jeep mit Jennifer und John fährt pünktlich um 7.30 Uhr vor. Ich weiß, dass noch ein weiterer Reisender an der 5-stündigen Fahrt zur Juan Solito Lodge des Hato La Aurora in den Los Llanos teilnimmt. Er heißt Ulrich, mehr weiß ich noch nicht, aber der Name könnte doch auf einen Deutschen hinweisen. Ulrich ist noch in seinem Hotel beim Frühstück, erfahre ich, und ob ich nicht auch noch frühstücken wolle. John, unser überaus sympathischer Jeep-Fahrer hätte auch noch ein paar Besorgungen zu machen. Das trifft sich gut. Jennifer fährt mich zu einem echt tollen Frühstückslokal, wo ich mir einen herrlichen Obstsalat mit Joghurt schmecken lasse. Inzwischen hat John auch Ulrich eingesammelt. Ulrich – welch ein Zufall – kommt aus München, ist 64 Jahre alt, spricht um einiges besser Spanisch als ich. Gebürtig ist er aus Hannover und hat im letzten Jahr seine Frau an Krebs verloren. Die beiden waren sehr viel auf Reisen.
Zu meiner Freude darf ich vorne neben John als Beifahrer sitzen, was auch mit sich bringt, dass ich recht viel anstrengenden Small-Talk auf Spanisch halten muss. Wenn ich mich nur nicht so schwer tun würde mit dem Verstehen des Dialektes hier. Öfter als dreimal kann man nun wirklich nicht nachfragen, dann wird es peinlich.
Unterwegs begegnen uns immer wieder Flüchtlinge aus Venezuela mit ihren wenigen Habseligkeiten. Auch in Bogotá habe ich sie auf den Verkehrsinseln und in Parks campieren sehen. Nach 1,5 Stunden machen wir im letzten Kaff Halt, bevor es in die Pampa geht. Tanken, Klogang und ein kleines, zweites Steh-Frühstück in einer Panadería.
Schon bald biegen wir von der Teerstraße ab und fahren bzw. holpern über die staubig-trockene Schotterpiste immer weiter Richtung Osten. Die Reisplantagen und das Weideland ziehen sich ziemlich vertrocket und eben dahin. Nur um die Ufer des Río Ariporo halten sich breite Grüngürtel. An den verbliebenen Wasserlachen entlang der Straße versammeln sich Vögel und Reiher aller Art. Hätte ich gewusst, dass ich ihnen im Hato niemals mehr so nahe komme, hätte ich mir doch glatt gewünscht, mal für ein Foto anzuhalten.
Nach 5 Stunden erreichen wir die Juan Salito Lodge, werden freundlichst empfangen und ich beziehe mein geräumiges Zimmer mit Bad. Das offene Restaurant ist etwas abseits gelegen direkt am schlammig braunen Río Ariporo, der Lebensader des Hato. An den steilen Ufern kann man erkennen, dass der Fluss während der Regenzeit im hiesigen Winter einen extrem höheren Wasserstand hat. Denn eigentlich sind die Llanos Feuchtsavannen, in denen zur Regenzeit der Boden unter Wasser steht und so vollgesaugt und matschig ist, dass nahezu kein Fortkommen ist.





Am nächsten Morgen wollen wir gegen 6.30 Uhr zur ersten Jeep-Safari aufbrechen. Während wir frühstücken, statten uns große bunte Aras und andere schräge Vögel einen Besuch ab.



Mit dem Holzkanu setzen wir zur anderen Seite über, wo uns unser Fahrer und Guide Franklin in einem alten Jeep erwartet. Auf geht’s zur ersten kolumbianischen Safari. Immer und überall zu sehen sind Rinder-, Pferde- und Capybara-Herden. In Peru happy, wenigsten ein Wasserschwein-Pärchen am Amazonas entdeckt zu haben, lungern sie hier in Massen am und im Wasser herum.





Oder in dem, was davon noch übrig ist. Denn die Landschaft erweist sich entgegen meinen Erwartungen als ziemlich ausgedörrt und trocken. Abgesehen vom Baum- und Heckenbestand entlang des Ariporo oder rund um die zusammengeschrumpften Seenplatten und Wassertümpel, ist alles braun.



Und damit rückt auch das, was wir gerne beobachten wollen, meist in ziemlich weite Ferne. Gut, dass ich zumindest mein Fernglas dabei habe, um die unzähligen Vögel und Wassertiere heran zu zoomen. Hier geht mir jetzt schon meine ertränkte Kamera ab.






Unser Guide Franklin erweist sich als wenig gesprächig und wenn er den Mund aufmacht, verstehe ich nahezu nichts. Mit der Zeit schnappen Uli und ich zumindest einige Tier- und Vogelnamen auf wie den Chinchena, der in Peru Hoatzin heißt, den Coracora roja (roter Ibis), die Chigüiros (Wasserschweine oder Capybaras) oder der endemische und sehr seltene schwarze Paujil. Andere sind zum Glück selbsterklärend wie Caimán, Anaconda, Aguíla, Ganso Orinoco oder Garzón soldato …






Ganz besonders gut gefallen mir diese gut getarnten Wachposten der Savanne: der lustige Dominikanertriel und die in Erdhöhlen lebenden Kaninchen-Kauze:


Um die Mittagszeit erreichen wir im Zentrum des Hatos das Haupthaus der Familie Barragán. Dort werden wir herrschaftlich bekocht und halten eine ausgedehnte Siesta. Unzählige bunte Vögel sind im üppigen Garten versammelt, der wie das Paradies für sie sein muss.








Julio Barragán erzählt uns während der Mittagspause Einiges über das 17.000 m² große Hato und die Rinderzucht, aber mit noch größerer Leidenschaft schwärmt er von seinem Jaguar-Schutzprojekt. Anstatt die Rinderherden immer weiter zu vergrößern, setzen die Barragán-Brüder Julio und Nelson auf den Schutz von Flora und Fauna und einen sanften, naturnahen Öko-Tourismus. Seit einigen Jahren sind nun wieder Jaguare in den Llanos ansässig und können – mit viel Glück – entdeckt werden.


Zwei außergewöhnliche Gewächse lerne ich hier kennen. Zum einen den Matapalo oder auch Ficus strangolatore, der hier sehr verbreitet ist. Dieser Ficus schlingt sich um seine Wirtspflanze, wie Palmen, und wächst und gedeiht, während der umschlungene Baum langsam abstirbt. Und den Totumo-Baum, dessen Kalebassen in robuste Behälter oder Musikinstrumente verwandelt werden



Am nächsten Tag geht es um 6.30 Uhr erneut auf Pirsch. Wir fahren eine gefühlte Ewigkeit bis wir um 8.30 Uhr an einer Wasserstelle ankommen, wo eine Anakonda gesichtet wurde und lauern gemeinsam mit zwei anderen Jeep-Gruppen über eine Stunde im Uferdickicht – aber nichts tut sich. Kaum haben wir uns entfernt und unser Frühstücks-Sandwich ausgepackt, kommt ein erneuter Anakonda-Alarm. Bis wir durch den Wald zurück zum Wasser geschlichen sind, ist das Objekt unserer Begierde schon wieder untergetaucht. Einige Geduldige konnten die Anakonda ins Wasser kriechen sehen. Wir sehen hingegen nur die besorgten Wasserschwein-Mamis, die ihren Kindern ob der Gefahrenlage Schwimmverbot erteilen.

Ich für meinen Teil bin ganz froh, als wir endlich aus dieser Ödnis in etwas grünere Gefilde der weiten Savanne weiterfahren und dort neben Kühen und Pferden auch …


Stelzen, Ibisse, Kraniche, Rotwild, Wasserbüffel …





und immer wieder die stolzen Áquilas, insbesondere den besonders schicken Caracara, beobachten können.


Heute kehren wir für die Siesta zur Juan Solito Lodge zurück. Uli möchte am Nachmittag nicht mehr losfahren und so entscheide ich mich für einen entspannten Ausritt auf einem der hübschen Criollo-Pferde.



Das junge, durchweg männliche Küchen-Team gibt wie immer sein Bestes, um uns in der spartanischen Open-Air-Küche ein abwechslungsreiches und wohlschmeckendes Menü zu zaubern. Und nachdem einige neue Gäste angereist sind, wird uns vom Chef Nelson Barragán und seinem Team die geliebte Musica llanera mit Arpa, Bandola, Cuatra und Maracas und der traditionelle Joropo-Tanz der Llaneros, also der kolumbianischen Gauchos oder Cowboys, dargeboten. Ausgerechnet ich werde als Tanzpartnerin ausgewählt. Nur gut, dass der Frau beim Joropo-Paartanz lediglich zufällt, das „aufgeregte tänzerische Balz-Gehabe“ des Mannes nahezu bewegungslos über sich ergehen zu lassen und seine Avancen mehr oder weniger wohlwollend zu erwidern.


Bei den Gesprächen am Abend hören wir, dass einige Jeeps Jaguare aufgespürt haben und die Fotografen zeigen stolz ihre Bilder-Trophäen.
Nachdem die Jaguare nun den 3. Tag in Folge an ähnlicher Stelle aus dem Dickicht auftauchen, freuen wir uns natürlich, dass unser Jeep am nächsten Morgen schon vor Sonnenaufgang startet. Zu Uli und mir gesellt sich noch ein Reisender mit persönlicher Reiseleiterin, was den Vorteil hat, dass wenigstens eine perfekt Spanisch spricht. Doch leider optimiert das nicht unsere Möglichkeiten der Einflussnahme auf Franklins Führung. Waren wir beim Losfahren noch ganz euphorisch, als erste an dem glückverheißenden Beobachtungsposten anzukommen, bleibt Franklin am Haupthaus stehen … und wartet, bis Julio Barragán mit zwei Jeeps voller VIP-Gästen an uns vorbeirauscht. Es hat mir ganz den Anschein, als hätte Franklin Anweisung, das Jaguar-Revier möglichst zu umfahren, damit die Tiere nicht durch zu viele Autos verunsichert werden.
Zu unserer großen Enttäuschung schlagen wir nach diesem Intermezzo eine andere Richtung ein und zählen unsere wenigen unspektakulären Tierbeobachtungen in sonst ausgetrockneter Landschaft an den Händen ab.

Wir fahren kreuz und quer – und ach wie gerne hätte ich einen der hier lebenden Ameisenbären in echt gesehen!

Bei der Siesta dann zu hören, dass die zwei Jeeps mit der „Sonderfracht“ unter Julios Führung – oh Wunder – tatsächlich ein Jaguar-Paar beobachten konnten, hat mich dann schon ganz schön verärgert. Deshalb kann ich mich auch nicht so richtig freuen, als wir um 16 Uhr an einem Gewässer zusammengetrommelt werden, um eine Anakonda aufzuspüren. Die Suche dauert und dauert, bis Franklin schließlich eine im Schlick entdeckt. Gemeinsam zerren die Guides das arme Tier aus seinem nassen Versteck – nicht gerade die feine, naturnahe Art. Aber die VIP-Truppe ist ja auch dabei und denen wird in drei Tagen geboten, was die Llanos hergeben.




Emotional habe ich schon einen Schlussstrich gezogen und freue ich mich auf die Rückfahrt nach Yopal. Am Abfahrtstag verbleiben mir noch ein paar frühe Morgenstunden, die ich mit einem Sparziergang entlang des Río Ariporo ausfülle. Dabei entdecke ich Affen, Schmetterlinge und allerlei Bäume mit seltsamen Rinden.






Ach, in meinem Badezimmer hatte ich übrigens auch zwei Feuchtbiotop-Liebhaber: ganz unscheinbar und klein.


Für die Rückfahrt teile ich mir das Taxi mit vier Reisenden aus Brasilien – also, eigentlich sind es Franzosen, die zum Teil in Kolumbien und in Brasilien leben. Allein die Familien- und Freundschaftsverhältnisse sind schon sehr spannend. Yoann (gesprochen Johann) zeigt mir seine tollen Vogel- und Jaguarbilder, er ist Spezialist und baut gerade ein eigenes Tourismusunternehmen in den Wetlands Pantenal in Brasilien auf – wo man jeden Tag wohl gleich mehrere Jaguare vor die Linse bekommt – sagt er.


Auch wenn mich die Fleischfetzen aus den Asaderos oder die fettigen Käsepizzen in Yopal essenstechnisch nicht überzeugen konnten, so bin ich doch wirklich von der Freundlichkeit der Yopaler berührt. Egal ob Hotel, Handyladen oder Taxifahrer. Alle sind stets äußerst bemüht, mir – trotz meiner schlechten Spanischkenntnisse – bestmöglich weiterzuhelfen. Kaum steige ich am nächsten Morgen am Busterminal aus dem Taxi, nimmt mich auch schon ein eifriger Uniformierter in Empfang mit einem herzlich betonten „Hello!“. Worauf ich überrascht antworte: „Oh, do you speak Englisch?“ – Woraufhin sich die umstehenden Kollegen schier wegschmeißen vor Lachen, weil es in Yopal einfach unvorstellbar ist, dass einer der hiesigen Arbeiter des Englischen mächtig wäre.
Schwupp-di-wupp habe ich mein Ticket in der Hand und sitze schon im nächsten Minibus, der mich in 4-5 Stunden Fahrt über die Andenkette nach Sogomosa bringen wird. Dass diese Fahrt kein Zuckerschlecken wird, weiß ich ja schon. Eine fette Flasche Sprite und Cracker liegen schon bereit. Nicht zu erwarten war, dass ich einen Kamikaze-Fahrer erwische, der über die engen Straßen rast, als sei der Teufel hinter ihm her. Doch ich schlage mich – im Gegensatz zu manchem einheimischen Fahrgast – wacker. Schlimmer noch als die Kurven, das Rasen, Lenkradrumreißen und Bremsen, ist die Dauerbeschallung mit der – in Dauerschleife schon etwas nervigen – Musica Llanera aus dem Radio. Hatte ich schon erwähnt, dass jede Region in Kolumbien ihren eigenen Musikstil hat: Cumbia, Salsa, Bachata, Merengue, Musica llanera, Reggaeton … und deshalb hat auch jede Region ihren eigenen Radiosender mit der dazugehörigen Lieblingsmusik.










In Anbetracht unserer beachtlichen Reisegeschwindigkeit schätze ich mich verdammt glücklich, im Vorbeifahren sogar noch einige schöne Ausblicke auf den großen Lago de Tota zu erhaschen. Danach geht es nur noch abwärts und schon bald sehe ich das Tal der Sonne (Sugamuxi) vor mir, das an diesem Tag seinem Namen auch alle Ehre macht. Dieses Mal werde ich in Sogamoso aussteigen, denn von dort geht es in das Bergdörfchen Monguí, auf das ich mich schon sehr freue.
