FERNWEH STILLEN IM LAND DES LÄCHELNS

Fast drei Jahre ist es nun her, dass ich in ein Flugzeug gestiegen bin. Corona hat uns über Monate entschleunigt und die Reiselust gedämpft. Nach Kolumbien und Kirgistan nehme ich wieder einmal das sonnige, entspannte und vor allem kulinarisch verlockendere Asien ins Visier. In der Hoffnung, dass die Einreisebeschränkungen nicht wieder hochgefahren werden, buche ich im Januar 2022 den Dezember-Flug nach Bangkok. Ebenso setze ich darauf, dass in dem sonst so überlaufenen Thailand der Touristen-Ansturm nur gemächlich wieder zunimmt, auch wenn mein sechswöchiger Besuch voll in die Hauptsaison fällt.

Am Sonntag, den 18.12.2022 geht es dann endlich wieder los! Um 14.30 Uhr soll die Maschine der Turkish Airlines in München mit mir, Hasi und meinem mal wieder viel zu schweren Backpack abheben. Irgendwie muss man sich nach der langen Reise-Abstinenz schon ein bisschen eingrooven. Warum ich ewig lange und geduldig mit meiner schweren Rucksacklast in der Schlange anstehe, obwohl ich ja schon online eingecheckt habe und die Fast-Lane hätte nutzen können, habe ich mich erst gefragt, als ich endlich dran war. Aber egal, der Vogel hebt schlussendlich mit fast einer Stunde Verspätung ab. Trotz grauem Himmel und vielen Wolken kann ich auf meinem rechten Fensterplatz einen Blick auf Wasserburg, den Chiemsee und den Königsee erhaschen, bevor der heimische Boden vollends unter mir verschwindet.

Schon beim Landeanflug auf den im Oktober 2018 neu eröffneten Flughafen Istanbul außerhalb der Stadt bin ich etwas gestresst. Leider hat die Maschine die Verspätung zeitlich nicht wieder gutgemacht und so könnte mein Umstieg ganz schön knapp werden. Hippelig verfolge ich die Anfahrt unseres Slots und meine Kinnlade rutscht immer tiefer, je weiter wir uns von meinem Abflugbereich B entfernen und irgendwo im Nirgendwo nach gefühlten 10 km Schleichfahrt übers Flughafen-Gelände endlich andocken. Zu allem Übel sitze ich wie immer recht weit hinten im Flieger und die Maschine ist proppenvoll. Um 20.05 Uhr eile ich durch den Finger, in dem Wissen, dass um 19.55 Uhr bereits das Boarding für meinen Anschlussflug gestartet hat. Da bleibt in der Hektik leider keine Zeit mehr, um den neuen Airport in Augenschein zu nehmen. Im Laufschritt hetze ich 2 km durch die großzügigen Shopping-Mals zu meinem Gate. Geschafft! Aber ich war wohl nicht die Letzte und klar, das Gepäck der ersten Maschine muss ja – so hoffe ich doch – auch noch mit. Mit 30 Minuten Verspätung startet der Anschlussflug Richtung Bangkok. Also Urlaubsfeeling kommt da noch nicht auf. Ich freue mich aber über meinen Fensterplatz und über meine ruhigen und vor allem dünnen Sitznachbarn. Mir selbst kommen die Sitze doch recht beengt vor … liegt vielleicht an den Corona-Pölsterchen, die auch ich über die zwei Jahre angesetzt habe.

Südlich des Himalaya ist dann auch schon wieder Tag und mit Blick auf die ferne Skyline im Abgasdunst erreichen wir am Montag um 10.15 Uhr sehr pünktlich den Airport Bangkok Suvarnabhumi. Gleich vorne weg zur Situation nach Corona: Es besteht zwar keine Maskenpflicht mehr in Thailand, aber ALLE Thais tragen in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Taxis, auf dem Markt etc. ganz selbstverständlich ihre Maske – jung und alt. Einzig die Touristen aus Europa fühlen sich damit wohl in ihrer Freiheit eingeschränkt und sind deshalb zu 95% ohne Masken unterwegs. Ich passe mich während meines Urlaubs hier nur zu gerne den Gepflogenheiten an – aus Respekt und auch zu meinem eigenen Schutz.

Super praktisch für meine lange Reisezeit: Ich werde 43 Tage in Thailand sein und normalerweise müsste ich dafür ein Touristenvisa beantragen. Doch über die Hauptreisezeit in den Wintermonaten hat Thailand zu meiner Freude die visafreie Einreise auf von 30 auf 45 Tage verlängert. Top!

Vom internationalen Flughafen möchte ich mit dem Airport Rail Link in die Stadt fahren. Dafür und auch für den Kauf einer SIM-Karte wäre ja ein bisschen Bargeld nicht schlecht. So tausche ich an einem der unteren Superrich-Schalter 100 € und lasse mir gleich ein paar kleinere Scheinchen – alle durch die Bank mit dem Antlitz des thailändischen Königs – aushändigen. Ein super netter, in Wien lebender Thai schwatzt mir gleich ein Ohr ab und erklärt mir das Handling des Skytrains. Tickets bzw. Gettones kauft man am Automaten oder auch bei einem der freundlichen Servicemitarbeiter an den Schaltern, die an allen Metro- und Trainstationen zu jeder Tageszeit besetzt sind. Beim Durchlaufen der Schranke legt man den Gettone auf den Scanner und beim Verlassen wirft man die Münze in den Schlitz. Super easy – aber trotzdem bin ich beim ersten Mal doch etwas aufgeregt. Noch funktioniert meine SIM-Karte nicht wirklich, ich habe keinen Plan vom Metro-System der Stadt und auch keine Idee, wo ich denn nun am besten aus- und umsteige, um zu meinem ersten Guesthouse in der Altstadt nahe des Grand Palace am Chao Phraya zu kommen.

Eilig durchsuche ich während der Fahrt meine „Screenshot-Notizen“ und entscheide ganz kurzfristig, doch nicht zur Endstation Phaya Thai zu fahren, sondern an der Mahakhon-Station in die MRT Blue Line zu wechseln, die mich über den alten Bahnhof Lua Hamphong sehr nahe zu Chinatown und Old City bringen wird. Apropos Lua Hamphong … das macht sich doch gut, wenn ich bei der Gelegenheit gleich im dort ansässigen 12goasia-Office vorbeischaue, um mein gebuchtes Nighttrain-Ticket nach Surat Thani schon mal abzuholen. Wer weiß, wie die Dinge kommen …

Um 14 Uhr schleppe ich mich dann schwitzend und keuchend mit meinem fetten Backpack, mit Hasi und dem Tagesrucksack die engen Stiegen hinauf in mein Zimmer im Guesthouse The Royal ThaTien Village. Ich habe mich direkt in der Altstadt Rattanakosin einquartiert, entsprechend eng ist das altehrwürdige Gebäude. „Royal“ ist hier außer der Nähe zum Königspalast nichts, aber alle sind super nett und das Preis-Leistung-Verhältnis stimmt.

Jetzt erst mal eine Dusche und dann schön Sonnencreme auftragen vor der ersten Erkundungstour. Oh no! Die Alverde Öko-Sonnencreme in der Mega-Tube ist ja mal der totale Flop! Nach dem Einschmieren sehe ich aus wie eine weißer Elefant! Der großzügig aufgetragenen Pampe auf meiner Haut ist kaum Herr zu werden. Sorry, aber so kann man doch nicht vor die Tür gehen?!

Noch immer weiß lasiert mache ich mich auf den kurzen Weg zum Wat Pho, der offiziell Wat Phra Chettuphon Wimon Mangkhalaram Ratchaworamahawihan heißt, einem der schönsten und ältesten Tempel Bangkoks. Hauptattraktion der Anlage ist der 45 m lange und 15 m hohe liegende Buddha.

Aber erst einmal genieße ich das Glitzern der Giebelintarsien, das farbenfrohe Leuchten der Keramik-Mosaikkunst und der hochaufragenden, reich dekorierten Chedis im warmen Abendlicht. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, alles ist so detailreich und bunt. Der monotone Sing-Sang der Mönche in der Ordinationshalle lässt die Atmosphäre fast unwirklich erscheinen. Ich liebe Bangkok schon jetzt!

Mönchsgesang im Ubosot des Wat Pho

Mit Respekt und Andacht bewundere ich natürlich auch den stattlichen, in Blattgold eingehüllten liegenden Buddha. Seine Fußsohlen sind mit 108 Perlmutt-Intarsien geschmückt, die die Tugenden und Qualitäten Buddhas darstellen. Aber auch die Malereien und die Kunst an den Wänden des Viharn sind atemberaubend. Und akustisch begleitend klimpern die Münzen, die die Gläubigen in die 108 Almosenschalen auf der Rückseite der Riesenstatue einwerfen.

Im letzten Licht der untergehenden Sonne streife ich noch durch die kleinen Gassen der Altstadt. Die Garküchen und Shops, in denen es tagsüber nur so wuselt, sind am Abend verwaist. Nun laden die Restaurants und Bars direkt am Chao Phraya mit einem phantastischen Blick auf das gegenüberliegende Wat Arun zum Genießen ein. Das tue ich jetzt auch an meinem ersten Urlaubstag – man gönnt sich ja sonst (fast) nichts!

Als „Betthupferl“ noch ein paar interessante Fakten zur Ausdehnung und Größe von Thailand:

Nord-Süd-Ausdehnung: 1.770 km
West-Ost-Ausdehnung: 64 – 780 km
Küstenlinie: 3.219 km
Höchste Erhebung: 2.565 m Doi Inthanon / Chiang Mai

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