LOVE AT FIRST SIGHT-SEEING IN BANGKOK

Nach dem beeindruckenden Sightseeing-Start gestern im Wat Pho steht am 2. Tag in Bangkok der Wat Phra Kaeo (Wat Phra Sri Rattana Satsadaram) mit dem Emerald Buddha (Smaragd Buddha) sowie der Grand Palace (Königspalast) auf dem Besuchsprogramm. Aber ich wäre nicht ich, wenn mich zuvor nicht noch ein paar enge Gassen und der Altstadtmarkt in den Bann gezogen hätten. Diese Auslagen sind einfach herrlich und in meinen Augen attraktiver und spannender, als jede Museumsvitrine.

Aber schlussendlich erreiche ich dann doch den Haupteingang des Grand Palace Komplexes und möchte euphorisch die kombinierte Eintrittskarte für Wat und Palast kaufen. Eigentlich immer top informiert und vorbereitet, hatte ich im Eifer nun aber doch übersehen, dass frau nicht mit kniebedeckender Hose unterwegs sein darf, sondern ein wadenlanger Rock gefordert ist. Erst etwas verärgert über mich und generell über diese doch sehr strenge Vorgabe, entreiße ich meinem Rucksack ein zwar nicht sonderlich kleidsames, aber doch ausreichend großes Tuch. Somit muss ich mich nicht – gegen Obulus – zwangseinkleiden lassen.

Für die nächsten Stunden nimmt mich das weitläufige Wat Phra Kaeo mitsamt all meiner Sinne in Beschlag. So ausgeschmückt, dekoriert, golden glitzernd, türkis-blau schillernd … aber nie kitschig! Die Smartphone-Kamera läuft heiß, alles ist so wunderschön und beeindruckend, wild und unorthodox gemischt, aber trotzdem ein harmonisches Ganzes bildend.

Der Wat Phra Kaeo wurde von Rama I. eigens zur Beherbergung des hochverehrten Smaragd-Buddhas erbaut, ist also kein gewöhnliches Kloster, in dem Mönche leben. Schon von außen ist der prächtige zentrale Ubosot (Gebetshalle) eine prunkvolle Augenweide in leuchtendem Gold und Türkis. Die vielen kleinen Details sind wirklich fesselnd und atemberaubend. Der sogenannte Smaragd-Buddha, der eigentlich aus Jade ist, thront im Ubosot in 11 m Höhe und darf – so habe ich hinterher gelesen – auf keinen Fall fotografiert werden! Okay, ich habe von außen mit Zoom fotografiert und war mir keiner Schuld bewusst.

Blitzeinschläge, Schiffsuntergänge, Kriege und falsch abbiegenden Elefanten – Der Smaragd Buddha hat schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Der Legende nach wurde die Statue vor über 2000 Jahren in Indien hergestellt und gelangte über Sri Lanka und Angkor nach Chiang Rai, wo ein Fürst sie unter Stuck und Blattgold versteckte. Die wahre Identität kam erst wieder nach einem Blitzeinschlag zum Vorschein. Ein Umzug nach Chiang Mai endete ungeplant für 32 Jahre in Lampang, bevor die wertvolle Statue doch noch Chiang Mai erreichte. Von dort nahm ein Herrscher die Figur mit nach Luang Prabang und später Vientiane in Laos – für 226 Jahre! Zurück in Thailands damals neuer Hauptstadt Bangkok logierte der Smaragd Buddha erst im Wat Arun bis Rama I. exklusiv den Wat Phra Kaeo bauen ließ.

Der Smaragd Buddha trägt im Jahresverlauf drei verschiedene, edle Gewänder: Bei meinem Besuch in der kühlen Jahreszeit zeigt er sich ganz umhüllt von einem mit Edelsteinen durchwirkten Umhang aus purem Gold.

Aber auch die anderen Gebäude rundum, der Mondhop (Bibliothek), die Wiharns, Chedis und Wandelgänge strahlen goldig und phantasiereich mit dem Bot um die Wette. Ein besonders goldiges Ambiente bietet der Königliche Pantheon:

Hat man sich am Wat Phra Kaeo satt gesehen, was angesichts der unzählig vielen Wandmalereien des Ramakien Epos, Intarsien und Mosaike, die es noch zu bestaunen gibt, fast unmöglich ist, kann man weiter wandeln zu dem etwas schlichter gehaltenen Königspalast, auch Grand Palace genannt.

Nach diesen wahnsinnig schönen Impressionen setze ich mit der Fähre auf die andere Seite des Chao Phraya über – in den vermutlich ruhigeren bzw. urtümlicheren Stadtteil Thonburi, sozusagen die Wiege der heutigen Metropole Bangkok.

Und wie kann es anders sein, dort versacke ich zuerst einmal für einige Zeit auf dem lokalen Markt. Eines ist sicher: Verhungern kann man in Thailand auf keinen Fall!

Ein Fußmarsch durch verwinkelte Gassen und Pfade führt mich schließlich zum Khlong Mon, einem der größeren Wasserkanäle. Thonburi war früher durchzogen von einem Wasserwegenetz mit regem Verkehr und Handel direkt aus den Ruea Hang Yao (Langheck-Booten) heraus. Heute sind die Khlongs eigentlich nur noch eine Touristenattraktion, die von der Werbebranche gerne als „Venedig des Ostens“ verkauft wird. Bei meinem zweiten Besuch in Bangkok tauche ich nochmal tiefer ein in das Leben an den Khlongs.

Das Motto „Ordnung ist das halbe Leben“ hat in Thailand kaum Follower:

Da müssen sich Auge und Herz dann an anderer Stelle wieder erholen:

Immer weiter treibt es mich auf brennenden Fußsohlen am Chao Phraya entlang. Mit einem Schmunzeln im Gesicht beobachte ich die asiatischen Touristengruppen, die aufgeregt ihre gerade gekauften Wassereimerchen mit jungen Fischen zur Ufertreppe manövrieren. Nach Anweisung des Guides wird der Neubesatz von manchen tröpfelnd, von anderen in hohem Bogen in den dreckig-milchigen Chao Phraya gekippt, wo gleich mal ein Drittel des Nachwuchses in Sekundenschnelle den lauernden Welsen zum Opfer fällt.

Nach diesem seltsamen Opfer-Spektakel, welches während meiner Reise nicht das einzige bleiben wird, über das ich mich verwundere, erreiche ich doch tatsächlich noch den markanten Wat Arun, den Tempel der Morgenröte, den ich von der gegenüberliegenden Seite ja schon im Abendlicht und bei Nacht bewundern durfte.

Auch wenn die Prangs und Chedis dieses Tempels kunstvoll mit vielen handgearbeiteten Keramik-Ornamenten, kleinen Tellerchen und bunten Fliesen geschmückt sind, so dominiert die Grundfarbe Weiß. Wagemutig kraxel ich die schmalen Treppenstufen des zentralen Prang nach oben, um gleich darauf mit einem flauen Gefühl in der Magengegend Überlegungen anzustellen, wie ich hier nun wieder heile runterkomme. Ganz schön steil und die Stufen so schmal, dass nur der halbe Fuß Platz findet. Kurzzeitig überlege ich, auf dem Hintern sitzend runterzurobben. Aber diese Blöße will ich mir dann doch nicht geben und entscheide mich letztendlich für den seitlichen Serpentinengang, um wohlbehalten wieder Boden zu gewinnen.

Was für ein ereignisreicher Tag! Mal wieder habe ich vor lauter Aaaahs und Oooohs das Essen und Trinken fast vergessen. Kein Wunder, dass mich beim Übersetzen mit der Fähre nach Rattanakosin diese süße, einfache Garküche am Wasser geradezu anlacht.

Das deutsche Gesundheitsamt würde beim Anblick der Mini-Küche sicher ausflippen. Aber ehrlich gesagt sahen Pfanne und Geschirr genauso aus, wie die, aus der wir in meiner Kindheit in Kirschroth Schlarbe Annas legendäre „Aier aus de Pann“ geschlotzt haben.

Gestärkt und glückselig kehre ich in meine royale Unterkunft zurück, um mich nach einer mehr als nötigen Dusche noch in das abendliche Getümmel von Chinatown entlang der Thanon Yaowarat zu stürzen. Sehr laut, quirlig und touristisch geht es hier zu, also alles in allem nicht so meins.

Beim Heimschlendern nehme ich am Rande noch die nächtliche Betriebsamkeit auf dem Blumenmarkt mit. Die Großanlieferung der kurzlebigen Blütenpracht in so abnormen, verschwenderischen Massen zusammen mit einer Unmenge an Umverpackung erscheint in meinen Augen genauso fragwürdig, wie der immense, gedankenlose Plastikkonsum in den Garküchen, Bars und Restaurants. Ich vermute, Buddha wüsste einen nachhaltigen und respektvollen Umgang mit Flora und Fauna mehr zu schätzen, als Geld- und Blumenspenden.

Tag 3 in Bangkok, es ist Mittwoch. Das Aufstehen fällt schwer. Nach dem gestrigen Sightseeing-Marathon tut mir alles weh. Aber, nicht jammern … um 8.15 Uhr steige ich in den Bus Nr. 47 zum Golden Mount Tempel. Die frühe Fahrt durch die Stadt kostet nur 9 Baht, der Bus ist praktisch leer und optisch eine Oldtimer-Unikat. Aber Obacht! Beim Aussteigen gilt es fix zu sein, damit „des Schwanzerl net einklemmt, so schnell gehn die Türn do zua!“.

Die zum Mount Saket gehörende Klosteranlage ist relativ schmucklos, aber wieder zaubert der Gesang der Mönche aus der Ordinationshalle eine wunderbar mystische Atmosphäre. Übrigens sitzen die Mönche im Ubosot immer auf der linken Seite. Ihre orangenen Schlappen warten derweil draußen in Reih und Glied: volles Haus!

Ich genieße die Stimmung eine Weile, bevor ich mich an den kurzen Aufstieg zum Wat Saket Ratcha Wora Maha Wihan auf dem Golden Mount mache. Bei dem „Berg“ handelt es sich lediglich um einen kleinen, künstlichen Hügel von 79 Metern. Der Aufstieg ist herrlich bepflanzt und mit allerlei Deko, Felsen mit kleinen Wasserfällen und auch ein bisschen Kitsch ausgeschmückt. Gläubige und Touristen sind geladen, den großen Gong (3 x) und die Glocken zu schlagen.

Vom Gebäude und der Plattform mit dem goldenen Chedi hat man einen schönen Ausblick auf Bangkok. Die Ausgestaltung, insbesondere in Bezug auf den hier oben großzügig verlegten Kunstrasen, ist sicher Geschmacksache. Thailändische Besucher drehen ihre Gebetsrunden um den Chedi und spenden fertig präparierte Care-Pakete oder Geld für die Mönche des Klosters.

Beim Absteigen nutze ich einen andern Weg und komme so auch noch an dem Bodri Baum vorbei, an dem Gläubige ihre Gebete und Wünsche auf silbrige Blätter schreiben und aufhängen. Ganz versteckt entdecke ich in dem Goldblattefeu auch die kleine Buddha-Figur.

Nach dem Besuch des Wat Saket stärke ich mich in einem Café mit einem verspäteten Frühstück: Waffeln mit Obst, um anschließend gemütlich den Khlong Banglamphu per Fährboot zu erkunden. Doch nach Corona fahren die Khlongboote leider nicht mehr bis zum Chao Phraya vor, sondern enden bereits am Mahakan Fort. So endet die angedachte Faulenzer-Tour dann schlussendlich in einem endlos langen Spaziergang, der mich entlang des Khlongs und durch allerlei Gassen, nah vorbei an der Backpacker-Oase Khaosan Road, bis zur Fährstation „Phra Arthit“ am Chao Phraya führt.

Das schwarze Gewusel im Khlong auf dem vierten Foto sind übrigens die allgegenwärtigen und verehrten Welse. Offensichtlich wird hier dem Wasserkanal etwas „Leckeres“ zugeführt. Auch interessant ist der mobile Fernmeldetechniker, der trotz Verkehrsstau in Bangkok sicher schneller zur Reparatur kommt als unsere Telekom.

Hier bin ich nun ganz in der Nähe der Rama VIII. Brücke, die besonders nachts imposant ins Auge fällt. Die Speed Ferry bringt mich – ohne zu bezahlen – zum Pier nahe des Grand Palace, von wo ich es durch die engen Gassen des Marktes und der Altstadt nicht mehr weit „nach Hause“ habe.

Übrigens sind die hier am Touri-Pier angebotenen Thonburi Klong-Touren wirklich unverschämt teuer. Eine 1,5-stündige Bootsfahrt kostet so viel wie ein 3-Tages-Ausflug in Chiang Mai. Noch dazu sind die Schwimmenden Märkte nur am Wochenende geöffnet, was sie einem beim Verkaufsgespräch wohlweislich nicht auf die Nase binden.

Schon wieder ist es spät geworden und ich habe das Essen vergesse. So kehre ich kurzerhand in mein kleines „Lieblingslokal“ ein, um zum ersten Mal in Thailand ein Chang Bier und ein typisches Pad Thai mit einem Papayasalat zu genießen. Kostenpunkt mit 200 Baht (5 €) – das freudige Grinsen bei 100 Baht Trinkgeld geht bis zu den Ohrwatscheln.

Bei einem kurzen Stop-Over im Guesthouse kläre ich an der Rezeption, wie ich morgen zum Domestic Airport komme und checke schon mal bei Air Asia für den morgigen Flug nach Chiang Rai ein.

Im kleinen Schwarzen geht es noch einmal zum spektakulären Sonnenuntergang hinterm Wat Arun und anschließend in die Rooftop-Bar The Desk, wo ich bei einem Drink in entspannter Ruhe den fancy beleuchteten Party-Schiffen auf dem Chao Phraya nachschaue.

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