ZUM HOMESTAY TREKKEN & AUF BAMBOO RAFTEN

Das ging ja jetzt zackig! Am gestrigen Sonntag und Neujahrstag bin ich erst aus dem Elephant Nature Park zurückgekommen und wollte eigentlich nach der arbeits- und ereignisreichen Volunteering-Woche einen entspannten Tag in Chiang Mai verbringen. Doch dann stellt sich in der Trekking-Agentur von Piroon heraus, dass es am Dienstag keine 2d/1n Trekkinggruppe in der Mae Taeng und Chiang Dao Region und zu den Karen- und Lahu-Dörfern gibt … aber gleich am morgigen Montag!

Puh, das ist sportlich. Dann muss ich noch am gleichen Abend meinen kleinen Rucksack packen für das Trekking mit Übernachtung. Kurz nochmal die Wetter-App gecheckt und unterschrieben. Nun bleibt für den Sunday Night Market nicht mehr allzu viel Zeit, aber wie schon vermutet, sehe ich mich doch wieder allzu schnell satt an dem touristischen Nippes-Kram, der hier feilgeboten wird.

Am Montag, den 02.01.2023, kraxeln wir um 8.45 Uhr beim Office von Chiangmai-Trekking in den bereitgestellten Songthaew. Wir, das sind außer mir Tammy aus Frankreich, Sarah und Patrick aus Stuttgart, Ana Rita und Fabio aus Portugal, Qwen und Bachir aus Lyon sowie unser Guide Prakan, dessen Namen bis zum Schluss niemand verstanden hatte und den ich schlussendlich der Mitarbeiterseite entnommen habe.

Erneut geht es für mich Richtung Norden, wo wir dieses Mal nach dem Einkauf auf einem lokalen Markt auf die Straße Richtung Pai abbiegen, um zuerst den Mok Fa Wasserfall zu besuchen.

Schon bald stellt sich heraus, dass unser Guide eine kleine Nervensäge ist. Er spricht schnell und undeutlich und seine Erläuterungen enden mitunter abrupt, weil er schon wieder einen anderen Fokus hat. Die gleiche Hektik legt er beim Wandern an den Tag. Immer vorneweg spurtet er durch den Wald und hetzt über die Pfade … erklärt hier ein Tierchen, da ein Pflänzchen. Doch bis ich aufgeschlossen habe, weil ich ja auch das eine oder andere Foto machen möchte, ist Prakan schon wieder on the way. Zwar lasse ich immer wieder ein paar Kommentare in seine Richtung ab, von wegen „wir seien hier in Urlaub und nicht auf der Flucht“, aber das beeindruckt den Guide in keinster Weise. Also gehe ich stur mein Tempo und bilde meist das Schlusslicht der Gruppe.

Eigentlich wollte ich ursprünglich den Doi Luang Chiang Dao (2.175 m) in einer 2d/1n Tour erklimmen. Aber es gibt kaum geführte Touren bzw. wurde mittlerweile auch das Campen am Berg verboten. Es war sehr mühsam, genaue und aktuelle Informationen dazu zu finden. Aber zumindest kann ich auf unserer jetzigen Tour zu dem gegenüberliegende Chiang Dao Gebirgszug mit den markanten Zacken hinüberschauen.

Nach ca, 1,5 Std. machen wir einen kurzen Stopp in einem abgelegen Karen-Dorf. Das Volk der Karen kommt ursprünglich aus Myanmar/Burma und ist in Thailand eigentlich nur geduldet, wie viele der noch existierenden Bergvölker. Sie leben in sehr einfachen, bescheidenen Verhältnissen. Die Karen-Frauen sind auch bekannt als Langhalsfrauen (Padaung), die massive Ringspiralen um Hals und Unterschenkel tragen. Vermutlich hält sich diese Tradition aber lediglich, weil die Frauen und Mädchen mit dem Halsschmuck in für Touristen eingerichteten „Museumsdörfern“ damit Geld verdienen und die Familie versorgen.

Und weiter geht es in sanfter Weise bergauf und bergab bis wir kurz nach 17 Uhr unser Nachtquartier in einem Lahu-Dorf erreichen. Wir fühlen uns in unserem „Schuppen“ auf Anhieb wohl. Unsere Gastfamilie ist super nett. Das Matratzen-Schlafquartier ist schnell bezogen und auch die Körperhygiene ist bei dieser Ausstattung in kürzester Zeit erledigt.

So können wir unseren Abend auf der wunderbaren Veranda mit offener Feuerstelle genießen, während die Mama in den bescheidenen Verhältnissen der Hütten-Küche für uns ein vorzügliches Mahl bereitet. Und das unter Mithilfe von Prakan, was ihn mir gleich viel sympathischer macht!

Derweil das Essen auf den Feuerstellen köchelt, mache ich noch eine kleine Abendrunde. Ich liebe diese ursprünglichen Dörfer und ihre tierischen und menschlichen Bewohner.

Nach dem phantastischen Essen, genießen wir die Ruhe und Abgeschiedenheit in den Bergen, ratschen über dies und das und lassen zum Start ins Neue Jahr zwei Lampions mit Wünschen und Grüßen in die sternenklare Nacht steigen. Dann geht es ab unters Moskitonetz.

Der neue Tag beginnt um 7 Uhr. Prakan ist schon draußen beim Hühnerfüttern und nimmt uns Frühaufsteher mit auf eine kleine Dorfrunde. Es ist für uns nur schwer vorstellbar, wie viele Menschen und Völker unserer Erde nach wie vor in – einfachen, ärmlichen, aber gleichzeitig auch natürlicheren – Verhältnissen leben. Der Nebel wabert an diesem Morgen noch lange über den Hängen, das sieht richtig mystisch aus.

Gegen 8 Uhr treffen wir wieder mit den Langschläfern aus unsere Gruppe bei der Feuerstelle zusammen für den ersten Kaffee und das Frühstück. Dann heißt es Abschied nehmen von diesem wunderbar abgelegenen Ort.

Über einen leichten Pfad steigen wir in einer guten Stunde hinab zum Mae Taeng Fluss. Das ist übrigens der gleiche Fluss, der im späteren Verlauf am Elephant Nature Park vorbeifließt und in dem auch Leks Elefanten baden.

Als wir ankommen werden die letzten Schnüre unserer beiden frisch zusammengebauten Bambus-Floße zusammengezurrt. Das Konzept ist echt witzig. Am Ende der rund 2,5-stündigen Bootsfahrt werden die Bambus-Floße nämlich wieder auseinander gebaut, auf Laster geladen und zurück zum gewünschten Startpunkt gefahren. Auf jedes Floß kommen vier Passagiere plus ein „Kapitän“ ganz vorne. Aber auch am Heck müssen ein, zwei „Schieber“ mit anpacken, auf unserem Floß übernimmt das unser Guide Prakan.

Und dann kann es losgehen, erst entspannt, im späteren Verlauf aber auch mit kleinen Stromschnellen, gleiten wir durch den Bergdschungel. Rundum nur Natur, erstaunlicherweise mit wenig Tiersichtungen, außer einigen Wasserschlangen und Wasserbüffeln.

Es ist auch überraschend kalt, zumal dann doch bei dem einen oder andern Manöver ein ordentlicher Schwall Wasser über die Bambusstangen schwappt. Aber gerade das macht die Fahrt echt lustig und kurzweilig.

Kleine Impression

Unser Steuermann hat die Angewohnheit, vor jeder Stromschnelle ein Lied anzustimmen – und er singt wirklich „wie ein Glöckerl“! Zu meinem Bedauern hört er aber, nachdem die Anspannung wieder abflaut, abrupt damit auf. Zu guter Letzt hätte uns Prakan dann doch noch fast auflaufen lassen, was er mit einem „Nearly Titanic!“ und lautem Lachen überspielt. Auch Hasi hat dieses Soft-Abenteuer richtig gut gefallen – sieht man ihm doch echt an:

Im späteren Verlauf passieren wir einige Ansiedelungen, wo auch kürzere Floßfahrtstrecken starten. Und am Landeplatz angekommen sehen wir, wie die Bambus-Floße dann wieder auseinandergeschnürt und verladen werden.

Jetzt freuen wir uns auf unser gemeinsames Mittagessen, bevor es dann zum letzten Programmpunkt, dem Elefantenfüttern und -baden geht. Tja, das lässt sich ja leider bei einer Gruppentour dann nicht stornieren. Mehr leidlich und in Gedanken bei den Elefanten des ENP schaue ich mir die Touristenattraktion mit an. Die Mitreisenden hatten noch keinen Kontakt mit Elefanten und finden das alles ganz toll, weil die Elefanten angeblich nachts frei am Berg leben und nur tagsüber „arbeiten“ müssen. Dass es aber auch nicht artgerecht ist, wenn die Tiere 8-10 Stunden am Tag in der brütenden Sonne stehen und in dichter Folge von Touristengruppen fotografiert, gefüttert und betatscht werden und danach unzählige Male täglich über die Straße „zum Baden gehen müssen“, in einen Fluss, der aktuell kaltes Wasser hat, was keinen Elefanten zum vergnügten Planschen einlädt. So bleibt das Ganze auch nur ein oberflächliches Foto-Shooting und ich bin froh, als es endlich weiter geht Richtung Chiang Mai.

Wir waren aber wirklich eine supernette Gruppe und hatten keine Schicki-Micki-obercoolen Instagramer dabei, sondern allesamt ganz liebswerte und dankbare Menschen.

Kaum zurück im Hostel und aus der Dusche raus, nehmen mich meine neuen Room-Mates, eine Engländerin und eine Tschechin, mit zum Abendessen im VeganKafe. Im Gegensatz zu den Reisegesellen unser Trekkinggruppe, steht bei diesen beiden Exemplaren das Mundwerk nicht still und binnen zwei Stunden, kenne ich von den beiden Frauen nahezu die komplette Lebensgeschichte, die ich aber genauso schnell auch wieder vergessen habe. Wieder einmal stelle ich fest, dass ich auch gerne „mit mir alleine esse“, dabei den Tag Revue passieren lasse, neue Pläne schmiede oder einfach im hier und jetzt die Mitmenschen beobachte.

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