Uiuiui, voll verschlafen – es ist schon 7.30 Uhr. Aber offensichtlich habe ich den Schlaf nach den doch sehr „bewegten“ Tagen gebraucht. Zum Glück steht mein Backpack schon fast fertig gepackt zur Abreise aus Chiang Mai bereit. Also schnell Katzenwäsche, ein eiliges Frühstück in Form eines leckeren Obst-Smoothies und dann mit dem Taxi zum Busterminal Arcade. Die Fahrt zu 100 Baht (2,60 €) kann ich mir sogar noch mit einer Französin teilen.
Am Busterminal umschwirren mich die Songthaew-Fahrer sogleich wie die Fliegen das Marmeladenbrot: Where do you go? Lampang … Na, die 120 km wären doch mal eine attraktive Fahrt! Zuerst versuche ich an einem der Schalter einen günstigen Chicken Bus nach Lampang zu ergattern, doch begleitet von undefinierbaren Richtungsanweisungen zu einem entfernten Nebengebäude verstehe ich nur „Bahnhof“ bzw. dass der nächste Lokalbus angeblich erst um 12 Uhr startet. Das ist mehr als ungünstig, denn schließlich möchte ich noch heute weiter ins Nirgendwo nach Chae Hom …
Also doch zum Greenbus-Schalter. Dort spricht man wenigstens Englisch. Der gute Mann gibt meine Daten ein und dreht mir pflichtbewusst seinen Bildschirm mit den Worten zu: Please check your data! OK, außer einem Meer an thailändischen Schriftzeichen kann ich nichts erkennen, aber wird schon passen … hoffe ich. Und tatsächlich, das ausgespuckte Ticket trägt meinen Vor-, Nach- und Geburtsnamen (ohne einen einzigen Schreibfehler!), mein Ab- und Anreiseterminal und die Abfahrtszeit um 9.30 Uhr am 5/1/2566. Wunderbar!
Der Bus steht schon bereit, die Stewardess an Bord begrüßt mich freundlichst und stattet mich mit allerlei plastikverpacktem Proviant aus, Hasi wird „angeschnallt“ und schon sind wir 20 Minuten später startklar für die ca. 3-stündige Fahrt nach Lampang. Einziger Nachteil des Komfortbusses ist die Toilette an Bord, mit der leider auch eine strenge Geruchsbelästigung einhergeht. Gut, dass ich Maske trage und mein Teebaumöl dabei habe.



Die Zeit im Bus vergeht wie im Fluge und pünktlich fahren wir ins Terminal von Lampang ein. Wie so oft in asiatischen Städten liegt die zentrale Busstation nicht wirklich zentral. Ein kurzer Blick auf Google Maps zeigt mir, dass es schlappe oder knappe 2 km per pedes zur Railway Station sind. Die wenigen, in der heißen Mittagszeit fleißigen Songthaew-Fahrer dieses Nestes wittern ein erträgliches Geschäft und verlangen astronomische Preise. Noch bin ich ja in der Hoffnung, auch ohne Busverbindung etwas günstiger nach Chae Hom weiterfahren zu können. Aber zuallererst möchte ich mir in Lampang mein Zugticket für die morgige Fahrt nach Phitsanulok sichern. Also schleppe ich mich etwas missgelaunt in der brütenden Mittagshitze zu Fuß zum Bahnhof. Na, zumindest bekomme ich so auch eine Eindruck von der verschlafenen Kleinstadt.




Ach, ist der Bahnhof nicht süß! Das ist das schöne am Zugfahren in Asien: Die Gebäude, Schalter und Bahnsteige versprühen Nostalgie pur, man fühlt sich sofort in eine andere Zeit versetzt … und es gibt noch echtes Dienstpersonal, das seinen Job liebt, Auskünfte erteilt, Obacht am Bahnsteig gibt und dem ein oder anderen Small-Talk nicht abgeneigt ist. Und natürlich wird auch hier, wenn um 8 und 18 Uhr die thailändische Nationalhymne aus den Lautsprechern erschallt, schlagartig alles stehen und liegen gelassen, um Land und König die Ehre zu erweisen. Herrlich! Der Ticketkauf klappt entsprechend reibungslos, mein Zug geht Freitagmorgen um 8.37 Uhr von Gleis 2 und ich solle bitte eine!! Stunde vor Abfahrt am Bahnhof sein.


Jetzt bin ich bereit mein eigentliches Tagesziel ins Visier zu nehmen: den Wat Chaloem Phrakiat Phrachomklao Rachanusorn! Vermutlich in Anbetracht dieses komplizierten Namens und der kursierenden diversen Schreibweisen ist der noch recht junge Tempel unter Reisenden besser bekannt als „Temple of the Flying Pagodas“ oder noch kürzer „Sky Temple“. Auf jeden Fall haben mich Fotos dieses Tempels völlig angefixt: Da muss ich hin!


Aber wie? Auf dem Bahnhofsvorplatz verlieren sich nur einige wenige Songthaew. Doch ich habe Glück und ein älterer, vornehmer Herr spricht mich an. Auch er steigt mit 1.500 Baht (ca. 40 €) als Reiseentgelt für die 65 km lange Fahrt nach Norden in die Verhandlungen ein. Sicher ein angemessener Preis, wenn man bedenkt, dass man für Hin- und Rückfahrt schon drei Stunden benötigt und der Fahrer vor Ort auch noch ca. zwei Stunden warten muss. Aber ich bin nunmal alleine … weit und breit sind keine anderen Touristen oder Backpacker zu sehen. Der gute Mann ist so liebenswert und – mit Händen und Füßen, Google Translator und viel Empathie – tasten wir uns an für beide Parteien akzeptable 1.000 Baht für den Service heran. Schlussendlich bin ich natürlich so begeistert von unserem Ausflug, dass ich ihm am Ende dankbar noch 300 Baht Trinkgeld gebe.
Der Handel ist besiegelt, jetzt wäre ein Kaffee noch recht. Mein Fahrer „liest mir den international verständlichen Wunsch von den Lippen ab“ und stoppt für mich bei einem Café-to-go-Shop. Dann geht es raus aus der Stadt, der Wind bläst mir ins Gesicht und ich springe vor Begeisterung über die herrliche Landschaft links und rechts der Straße ständige von einer Fensterseite zur anderen.









Nach 1,5 Stunden erreichen wir um 14.30 Uhr den Eingangsbereich zum Wat Chaloem Prakiat Phrachomklao Rachanusorn, von wo aus Besucher (für 280 Baht pro Person) in Jeeps weiter den Berg hinauf gefahren werden. Wie überall gelten auch hier andere, sehr viel höhere Eintrittspreise für ausländische Touristen als für Einheimische. So addieren sich die Reisekosten, insbesondere als Alleinreisende, auch in einem „günstigen“ Reiseland wie Thailand.
Auf der letzten Etappe bis zur Tempelanlage auf den Bergwipfeln heißt es dann Treppensteigen. 300 Stufen führen auf einer Strecke von 850 m nach oben. Geschafft, dafür und fürs gute Karma schlage ich den großen Gong drei Mal.










Ist das nicht ein Traum? Wer hat sich das wieder ausgedacht? Auf jedem der einzelnen Karstberggipfel thront eine weiße Pagode. Die Gebäude selbst sind recht einfach gehalten, haben jedoch durch die Lage eine wahnsinnig erhabene Atmosphäre und der Blick von hier oben nach allen Seiten ist atemberaubend. Besonders mystisch und spirituell ist die Stimmung über dem Ort, wenn die Glockenspiele im Wind erklingen oder einer der Gongs geschlagen wird. Gänsehaut pur!
Kling Glöckchen klingelingeling






Warum vier junge Niederländer meinen, ihre halbstündige, lautstarke Unterhaltung über dies und das, übers Feiern und Saufen ausgerechnet vorm Buddha-Altar im Gebetshaus führen zu müssen, wo andere Gläubige innehalten wollen, kann ich einfach nicht nachvollziehen.





Obwohl die begehbare Anlage wirklich nicht riesig ist, habe ich schlussendlich doch 2,5 Stunden mit Auf- und Abstieg gebraucht und mein Fahrer ist sichtlich erleichtert, als ich um 17 Uhr endlich aus einem der Jeeps springe. Jetzt aber nichts wie nach Hause, wo wir nach rasanter und holpriger Fahrt in der Dämmerung ankommen.



Was für ein erlebnisreicher und aufregender Tag! Ich bin ganz beseelt, zumal ich während der Fahrt auch noch kurzfristig ein Hostelbett in Lampang unweit des Bahnhofs klar machen konnte. Die Bürgersteige in Lampang sind schon hochgeklappt, die Wachhunde – und seien sie noch so klein – scharf, aber ich erreiche müde und wohlbehalten das stylische Memmoth Hostel.

