DIE VERMÜLLTE PRACHT VON AYUTTHAYA

Am Sonntag, den 08.01.2023 ist wieder einmal Reisetag: Es geht mit einem komfortablen Direktbus von der alten Königsstadt Sukhothai zu der nächsten Königsstadt Ayutthaya, die nur 80 km nördlich von Bangkok liegt und deshalb natürlich viel häufiger auf dem Besuchsprogramm von Reisenden und Tagesausflüglern steht, als das doch relativ ruhige Sukhothai, das 450 km weiter nördlich liegt. Hatte ich übrigens schon erwähnt, dass Thailand von Nord nach Süd eine Ausdehnung von 1.700 km hat?!

Um kurz vor 8 Uhr finde ich mich in dem kleinen WinTour-Office ein, wo ich den gestern gekauften, recht unscheinbaren Voucher gegen ein Fahrscheinbündel mit sage und schreibe acht bunt bedruckten Einzeltickets tausche. Zudem habe ich mich für die mehrstündige Fahrt großzügig mit Reiseproviant eingedeckt, erhalte dieses Mal jedoch einen Gutschein für eine Mittagspause um 11 Uhr inklusive warmem Essen.

Wie schon im vorherigen Artikel erwähnt, stößt die sprachliche Verständigung mit dem älteren Herren am massiven Schreibtisch schnell an ihre Grenzen, aber der zuvorkommende und einsilbig-bemühte Service macht das wieder wett. „Hey“ plus Fingerzeig bedeuten gleichermaßen: hier Backpack abstellen, hier Temperatur messen, hier desinfizieren, hier warten.

Ab morgen werden im Übrigen die Einreisebedingungen wieder verschärft. In den Flieger nach Thailand kann man nur noch mit 2-facher Impfung einsteigen. Grund sind die hohen Corona-Zahlen in China und die dortige Reisefreigabe.

Ziemlich pünktlich starten wir gen 8.15 Uhr Richtung Ayutthaya. Für die 350 km lange Fahrt werden wir ca. 5 Stunden brauchen, das sollte auch für den Bus am Sonntag machbar sein. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Individualtouristen hier in den Bussen unterwegs sind. Größere Reisegruppen mit Guide habe ich bisher auch noch nicht erlebt. Alles in allem also sehr ruhig trotz Hauptreisezeit. Mal sehen, wie es weitergeht, wenn ich Richtung Süden komme. In den Gruppen lese ich, dass es an den Stränden in Phuket und Kao Lak recht voll sein soll. Da komme ich nicht hin, aber auf Koh Phi Phi gibt es für mich dann das große Finale mit Highlife.

Zum ersten Mal ein schicker Bus mit durchsichtigen (also nicht blinden) und sauberen Fenstern. Auch das Wetter ist fürs Reisen wieder perfekt: Gestern war der Himmel strahlend blau, heute ist es bedeckt. Bei unserem Stopp in Neu-Sukhothai stellt die freundliche Stewardess fest, dass ich mich versehentlich auf den Fensterplatz D4 anstatt eine Reihe davor auf D3 gesetzt habe. Aber kein Problem, sie weist der Mitreisenden einfach den vorderen Sitz zu, die sich die Zweierbank mit einer genauso dürren Sitznachbarin teilt. In Kamphaeng Phet fahren wir direkt durch den Historical Park, Sightseing quasi im Vorbeifahren abgehakt! Dann wird die Kiste am dortigen Busterminal richtig voll und der Typ neben mir ist zu meinem Leidwesen ziemlich „platzeinfordernd“, insbesondere wenn er während der Weiterfahrt immer wieder geräuschvoll einnickt und zu mir rüberkippt. Dem rundlichen Herrn ist das zwar peinlich und er versucht auch mit mir zu flirten und gute Stimmung zu verbreiten, spricht aber kein Wort Englisch. Das wird mir dann doch zu anstrengend und ich schenke ihm deshalb auch während der Mittagspause im bahnhofshallenartigen Kantinenrestaurant keine Beachtung.

Irgendwie schleicht der Bus gefühlt langsamer über die Schnellstraße, als das Songthaew nach Chae Hom … oder liegt es doch an der besseren Federung und den reduzierten Fahrgeräuschen? Die oben groß eingeblendete Tachoanzeige steigt auf jeden Fall selten über 80 km/h, vermutlich darf er einfach nicht schneller fahren. So vergehen doch fast 7 Stunden, bis mich der Bus um 15 Uhr irgendwo an einer Tangente rund um Ayutthaya ausspuckt – so viel zum Haltestop „Old City Ayutthaya“.

Wieder steigt mit mir ein Franzosen-Paar aus, dieses Mal allerdings in meinem Alter. Geschäftstüchtig, in schnippisch französischer Tonlage verhandelt „der Chef“ gerade mit einem Fahrer und fragt mich hektisch, ob wir uns ein Songthaew für 200 Baht zum Zentrum der Altstadt von Ayutthaya teilen wollen: Sie zahlen 120, ich 80 Baht. Warum nur sind mir Franzosen in den meisten Fällen so ziemlich unsympathisch?! Natürlich nehme ich das Angebot an und lasse während der Fahrt die hochtrabende Reisegeschichte der zwei im Schnelldurchlauf über mich ergehen.

Das süße Zleepinezz Hostel liegt ganz zentral in einer Seitenstraße gegenüber dem Historical Park von Ayutthaya. Einfach herrlich, wenn man zur Tür rausschlappt und schon vor den Tempelanlagen steht. Ich beziehe mein Bett im ersten Stock, bevor ich mir in einem der recht stylischen Touristen-Cafés einen Mocca Frappé gönne – wie immer serviert im Plastikbecher mit Deckel und Strohhalm.

Schon beim ersten Erkundungsgang stelle ich fest, dass die Atmosphäre und das Flair von Ayutthaya bei Weitem nicht an das zuvor besichtigte Sukhothai heranreicht. Zu nahe an der Metropole Bangkok und eher für eilig durchgeschleuste Busreisegruppen und Tagestouristen konzipiert, wirkt die Umgebung des Historical Parks sehr großstädtisch und unpersönlich. Die sogenannte Altstadt mit ihren breiten, verkehrsbelasteten Straßen wird rundum von einem Fluss- und Kanalsystem dreier Flüsse eingefasst, liegt also wie eine Insel da und ist – wie ich später noch feststellen werde – nur über sehr wenige Brücken zu erreichen. Spätestens als die Lastwagen mit den Reitelefanten auf der Ladefläche und den kostümierten Mahouts mit Haken im Genick sitzend an mir vorbeifahren, steht für mich fest: Hier bleibe ich nicht länger als nötig.

Das trifft dann auch gut mit meinen weiteren Reiseplänen zusammen, die für die Region Kanchanaburi im Westen von Thailand ja noch sehr vage und zeitlich eng gesteckt sind. Also steuere ich noch am frühen Abend die zentrale Busstation von Alt-Ayutthaya an, um mein Ticket nach Bangkok zu lösen. Die Werbebanner der Minibus-Unternehmen sind riesig, die Unterbringung der Schalter in Containern wirkt provisorisch, Detailinformationen in Thai sind für mich nicht zu entziffern und der Wortschatz in Englisch natürlich gleich Null. Mit Händen und Füßen verständige ich mich mit der zuerst etwas faden, dann aber doch lustigen, uniformierten Dame am Schalter. Sie „bucht“ mich für den ersten Minibus zur Mochit MiniVan Station in Bangkok morgen früh um 5 Uhr ein, kassiert 140 Baht für mich und mein Backpack und verabschiedet mich. Verdutzt frage ich nach einem Ticket oder einem Beleg, woraufhin sie mir mit viel Gelächter und Gescherze einen handgeschriebenen Schmierzettel über den Tresen schiebt. Natürlich kann ich außer den Zahlen darauf nichts lesen. Sei’s drum, wird schon schief gehen.

Anschließend eruiere ich am Haupteingang zum Historical Park noch die Optionen zum Eintrittskartenkauf und zum Radverleih, beobachte eine Zeit lang die putzigen Hörnchen und mache mich schließlich auf zum Night Market, der hier tatsächlich noch von richtig vielen Einheimischen besucht wird.

Die wenigen Touristen sind auf Anhieb zu erkennen, denn es sind die Einzigen, die auf dem Markt keine Masken tragen – und zudem vereinzelt recht spärlich bis abstoßend bekleidet sind. Entsprechend dem lokalen Klientel sind die Essensangebote für europäische Geschmäcker und Augen gewöhnungsbedürftig. An den Fisch traue ich mich nicht ran, auch Sushi ist mir zu gewagt, zumal die Häppchen hier recht unorthodox mit allerlei garniert und gepimpt werden. Das Fleisch, auf dem im Markt die Fliegen spazieren gehen, weidet mich weder in gegarter noch in frittierter Form an. Hat man aus den Tütensuppen alle nicht essbaren Zutaten wie Zitronengras, Zitronenblätter, Ingwerscheiben herausgefieselt, bleibt mehr oder weniger gewürztes Wasser übrig. Nicht zuletzt angesichts des anfallenden Take-away-Plastiks entscheide ich mich dann doch für einen Restaurantbesuch:

Das Frühstückangebot im Zleepinezz am nächsten Morgen ist einfach phantastisch und ganz liebevoll präsentiert. Das ist um 7 Uhr ein guter Start in den Tag. Hier kann ich auch gleich ein Radl für meine Tempel-Tour ausleihen. Ich bin ja nun nicht sonderlich groß, doch bei der gängigen Sattelhöhe gebe ich mir bei jedem Tritt ungewollt einen Knie-Kinnhaken.

Nachdem der Historical Park erst um 8 Uhr öffnet, fasse ich noch einen Besuch des Floating Markets von Ayutthaya ins Auge. Das Fahren auf den belebten, breiten Straßen ist an einem Werktag schon fast lebensmüde. Ich habe das Gefühl, dass weder Straßenregeln noch Ampeln hier irgendeine Rolle spielen. Entgegenkommende Mopeds, freilaufende, aggressive Hunde, Fußgänger und Radfahrer teilen sich den neben den Autos verbleibenden Straßengraben – oft genug auch gegen die Fahrtrichtung. Nach mehreren Blicken auf Maps.me und Google Maps stelle ich fest, dass es auf dem Weg Richtung Floating Market tatsächlich nur eine einzige Brücke über den Pa Sak Fluss gibt. Die vier Spuren derselbigen sind bis zum Brückengeländer mit Autos und Motorrädern gefüllt, die jetzt in der Rush-Hour ohne Rücksicht auf Verluste hinüber und herüber rasen – kein sicherer Rad- oder Fußgängerweg weit und breit. Das ist mir dann doch zu heavy. Kurzerhand wird der Floating Market, von dem ich noch nicht einmal weiß, ob er tatsächlich offen ist, von meiner Wunschliste gestrichen. Ich kehre um, passe mich an und fahre ebenfalls gegen den Linksverkehr und frei Schnauze zurück zum Zentrum. Höchste Konzentration ist gefragt, auch wenn man auf der vermeintlich für Radfahrer reservierten grünen Lane todesmutig durch den riesigen Kreisverkehr braust.

Kurz vor 8 Uhr stehe ich am Kassenhäusl des Historical Parks, aber das gelangweilt dreinschauende Personal erscheint erst kurz nach 8 und fährt ebenso träge erst einmal die Systeme hoch. Freundlichkeit schaut anders aus.

Ayutthaya hat im 15. Jhd. zunehmend die Herrschaft über große Gebiete Siams übernommen und damit Sukhothai als Hauptstadt und Zentrum abgelöst. In der 400 Jahre währenden Regentschaft von 35 Königen der Ayutthaya-Dynastie kamen auch Franzosen, Portugiesen, Briten, Holländer und Japaner nach Ayutthaya und bewohnten eigene Stadtbezirke.

Bis zur Hauptattraktion des heutigen Ayutthaya, dem weltweit bekannten, in Baumwurzeln eingewachsenen Buddha-Kopf ist es nicht weit. Wie so oft ist man ein bisschen enttäuscht, wenn man an etwas besonders hohe Erwartungen hat. Der Kopf liegt nicht so mystisch versteckt irgendwo im Nirgendwo und ist auch kleiner als nach den Fotos vermutet. Aber trotzdem hübsch. Zum Fotografieren muss man bestimmte Verhaltensregeln einhalten, zum Beispiel knien, um zumindest aus gleicher Höhe und auf keinen Fall „von oben herab“ auf hochgeschätzten Buddha zu schauen.

Mit diesem Schnappschuss im Kasten sattle ich wieder mein Radl in der Absicht, die weitläufige Anlage ähnlich stimmungsvoll und entspannt wie in Sukhothai zu erkunden. Aber bereits nach wenigen Metern vorbei an den ersten Teichen und Wasserläufen holt mich die „dreckige“ Realität ein. Das einzige Wort, das mir während der nächsten Stunden meiner Tour durch den Kopf geht, ist: Disgusting!!!

Wie können Menschen, insbesondere wenn sie der buddhistischen Leere folgen, so dermaßen rücksichtslos mit der Natur umgehen?!? Die komplette Parkanlage ist außerhalb der Ruinenbereiche, die penibelst vom Personal gefegt, gewässert, entkrautet und gepflegt werden, TOTAL zugemüllt! So etwas hatte ich bis dato auf all meinen Reisen noch nicht gesehen und war regelrecht schockiert. Wahre Müllhalden türmen sich links und rechts im Grünen, Plastik- und Styroporverpackungen aller Art und Größe säumen die Gewässer, machen dort aber nicht halt, sondern dümpeln zwischen Seerosen, Reihern und Waranen umher. Was geht hier bitte ab?! Warum beten die Buddhisten für ein gutes Karma, indem sie Fischfutter oder gar lebende Nachzucht in die Tümpel werfen – anstatt erst einmal ihren Müll herauszufischen und die Gewässer lebenswert zu säubern?!? Registriert das niemand? Schauen alle weg?

Man kann „natürlich“ – für Instagram – auch nur die schönen Ausschnitte fotografieren. Aber intakte Natur schaut für mich anders aus, mir schmerzt das Herz!

Vorsicht! Schlängelnde Schlange

Zumindest mir ist die „mystische“ Stimmung genommen. Nach dem Besuch der Wats Phra Si Sanphet und Phra Ram mit ihren Prangs und Chedis im Stile der Khmer und der großen Tempelhalle des Wat Mahathat Ratchaburana, verlasse ich das Zentrum über eine der wenigen Brücken, um gegebenenfalls in ruhigeren und weniger vermüllten Gefilden auf Besichtigung zu gehen.

Idyllischer wird aber auch da das Radfahren nicht, ständig muss ich darauf achten, wie es weitergeht. Beim riesigen Wat Chaiwatthanaram fällt mir dann erneut die Kinnlade runter. Entlang der Straße reiht sich Kostumverleih an Kostümverleih. Das Angebot reicht von glitzernden Sarongs in Kleinkindgröße bis Herren-Pluderhosen, von goldenen Schals, Gürteln und Haarkronen bis hin zum obligatorischen Papierschirm. Was nicht im Ausleihumfang enthalten ist, sind die passenden Schuhe. Nachdem die Füße, insbesondere die Fußsohlen unrein sind im Buddhismus, werden vermutlich die Füße auf den Fotos „weggeschnitten“. Und ich bin wieder einmal fassungslos, für was der Mensch Geld ausgibt.

Zu guter Letzt statte ich noch dem eher ruhigen und abgelegenen Wat Phutthaisawan einen Besuch ab. Ich erklimme den großen, weißen Prang und und beim Betreten des düsteren, geheimnisvollen Gebetsraumes oben im Turm überkommt mich ein gewisses Indiana Jones-Feeling.

Dann reicht es mir aber für heute. Auf Google Maps suche ich nach dem schnellstmöglichen Heimweg in die Altstadt, die ja, wie wir nun wissen, eine Insellage hat.

Oh mein Gott, kann das denn wirklich sein? Die nächstmögliche Brücke ist sowohl in die eine wie in die andere Richtung elend weit weg!! Alles wieder zurück radeln? – Danach steht mir jetzt so gar nicht der Sinn! In aller Ruhe und in Lupenansicht durchforste ich meine digitalen Stadtpläne in der Satellitenansicht. Da, einige hundert Meter weiter vorne ist eine gestrichelte Linie über den Chao Praya … und tatsächlich da ist auch ein Ferry Terminal eingetragen.

Ich schlage mich in die angegebene Richtung, folge noch zuversichtlich einem Wegweiser mit Boot und komme durch kleine, verarmte Gassen schließlich zum Flussufer. Aha, über diesen Bretterverschlag soll es also auf die Fähre gehen? Mein fragender Blick zu den herumlungernden Männern wird mit einem wohlmeinenden Nicken und der Geste, weiter zur Plattform zu gehen, beantwortet. Tatsächlich liegt hier ein kleiner, unscheinbarer Kahn samt maskiertem Fährmann. Ja, klar bringt er mich für 10 THB (noch nicht einmal 30 Cent!) rüber auf die andere Seite, aber das Fahrrad ein- und ausladen gehört nicht zum Leistungsumfang. Irgendwie schaffe ich es, meinen Drahtesel – ohne selbst über Bord zu gehen – zu laden und am Ziel wieder auszuladen. Meine Freude und Begeisterung über dieses Mini-Abenteuer erheitert auch den sympathischen Fährmann hinter seiner Corona-Maske. Es war fürwahr das lustigste und authentischste Erlebnis des ganzen Tages!!

Der viele Müll sollte nämlich nicht das Einzige bleiben, was ich absolut „disgusting“ fand. Auch 2023 werden in Ayutthaya noch immer touristisches Elefantenreiten und Elefanten-Circus-Shows angeboten und vorzugsweise von chinesischen Touristen mit Begeisterung und ohne einen Gedanken an die damit begangene Tierquälerei gebucht. Beim Elephant Palace & Royal Kraal verrichten die Tiere ihren Arbeitsalltag, warten in brütender Hitze stundenlang auf „Passagiere“, die sie dann auf Gehwegen entlang der belebten Straßen oder sogar direkt auf dem Asphalt der Hauptverkehrsadern rund um die alten Gemäuer der Königsstadt tragen, bevor sie nach einem langen Tag um 18 Uhr auf LKWs zu ihrer Unterkunft für die Nacht gekarrt werden. Von Natur aus balancieren Elefanten weder auf zwei Beinen, noch fahren sie Rad oder malen Bilder. Sie lernen das auch nicht im Gegenzug zu Leckerlies, nein, ihre Lernmethode ist das Brechen des eigenen Willens durch Zufügung von unsäglichem Schmerz mit Haken, Nägeln, Schlägen und Ketten. Noch immer werden Babys ihren Müttern entrissen und für die Holz- und Tourismusindustrie gefügig gemacht, noch immer werden die Tiere in würdelosen Unterkünften gehalten, wo sie ständig angekettet auf Betonböden in ihrem eigenen Kot und Urin verharren, ohne Zugang zu Nahrung und Wasser zu haben. Unzählige Elefanten sind unterernährt, verhaltensgestört, blind, haben schwerwiegende Verletzungen an Wirbelsäule, Hüfte (oft durch gewaltsame Begattung), Beinen und Füßen. Und die Priesterschaft der Mönche segnet dieses unwürdige Tun auch noch ab.

Sieben Stunden war ich heute mit dem Rad unterwegs – Ufff! Nach der Dusche, dem Packen für die morgige Weiterreise und einem ausführlichen Austausch mit der jungen deutschen Reisenden über mir gehe ich heute zielsicher auf die große Terrasse der Federbräu-Bar zum Abendessen. Entweder ist der Laden neu, die Kellner neu oder die Jungs sind ob einer Touristin in ihrer Lokalität sichtlich nervös und versuchen, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen … was mangels Englischkenntnissen auch die einzig mögliche Art der Kommunikation ist. Eine englische Speisekarte gibt es nicht und die thailändische ist nur zum Teil bebildert, weshalb ich erstmalig den Google Bild-Text-Übersetzer bemühe – mit durchschlagendem LACH-Erfolg!

Nicht nur, dass ich Gerichte wie „Lachs Tuch – schlagen sie das Tuch zusammen“, „scharfe Sehnensuppe“ oder „Herzmuschel-Likör – kombiniert mit dem Meer“ bestellen kann, das bildlich erkennbare Oktopus-Gericht wird mir als „würziger Hackfleischsalat“ offeriert und bei erneutem Scannen bekomme ich an gleicher Stelle ganz neue kulinarische Variationen vorgestellt!! Der Abend ist gerettet, das Federbräu schmeckt saulecker, der Oktopus sieht tatsächlich aus, als wäre er in den Häcksler geraten und ist rein optisch kein Augenschmaus, aber schmackhaft.

Leicht angedüdelt mache ich noch einen Schlenker über den Nachtmarkt, um mir bei der netten Muslimin ein leckeres Roti mit Ei und Banane für mein seehr frühes Frühstück morgen zu besorgen. Sehr bewegend sind die schwerstbehinderten, oft jungen Menschen, die sich hier – meist mit Gesang – ein Almosen auf der schmalen und bevölkerten Passage des Nachtmarktes erbitten. Insbesondere berührt hat mich die junge, blinde Frau mit völlig verätztem, entstelltem Gesicht. Wie kann man so ein sinnlos herbeigeführtes Schicksal nur ertragen?

Da mag ich auch gar nicht jammern, dass ich die halbe Nacht mit Durchfall auf der einzigen Toilette des Hostels verbracht habe … Immer mit dem Gedanken, dass ich ab 5 Uhr zusammengepfercht mit vielen anderen in einem engen Mini-Bus gen Bangkok und von dort weiter nach Kanchanaburi reisen werde. Frei nach dem Motto: „Alles muss raus und Immodium akut wird’s schon richten“.

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