NATUR PUR RUND UM KANCHANABURI

Die Nacht war (mir) echt übel. War es das Essen im Federbräu oder doch die lange Ruinen-Rad-Rallye bei der Hitze? Auf jeden Fall habe ich zu Immodium akut auch gleich noch ein paar Globuli reingehauen und teste auf der bevorstehenden Fahrt im engen Minivan erstmals die Armbänder gegen Reiseübelkeit. Mit dem allerersten Kleinbus geht es um 5 Uhr von Ayutthaya nach Bangkok Mochit, von wo aus ich einen weiteren Bus ins ferne Kanchanaburi nehmen möchte. Der Transfer nach Bangkok sollte so 1,5 Stunden Fahrzeit in Anspruch nehmen. Für die 150 km nach Kanchanaburi werden es dann nochmal 2-3 Stunden sein.

Nachdem ich eh kein Auge zugemacht und den größten Teil der Nacht auf der einzigen Toilette des Hostels verbracht habe, schleiche ich mich um halb fünf ziemlich übermüdet aus dem Dorm des Zleepinezz nach unten. In irgendeinem Reiseblog oder auch in den Infos meines Hostels hatte ich gelesen, dass man sich in Ayutthaya insbesondere in der Dunkelheit vor den Hunden in Acht nehmen soll. Genau mein Thema!

Noch bevor ich meinen Schlüssel am Rezeptionstisch ablege und durch die Hosteltür nach draußen in die dunkle Sackgasse hinaustrete, habe ich mich mit meinem Universal-Schirm bewaffnet … zum Glück! Denn kaum habe ich die Hosteltür unwiederbringlich hinter mir zugezogen, schießt aus dem offenen Tor des Nachbargebäudes ein mittelgroßer Hund lautstark kläffend auf mich zu und präsentiert mir angeberisch fletschend seine scharfen Zahnreihen. In der gleichen Sekunde öffne ich meinen Schutzschild, um meine eventuell schmackhaften Wadl in Sicherheit zu bringen und husche mit dem Rücken zur nächsten Hausmauer. Oh mein Gott, es ist noch nicht einmal 5 Uhr, ich stehe im Dunkeln in einer Sackgasse und dieser Köter hält mich in Schach! Immer wieder vollführt das Raubtier angsteinflößende Scheinangriffe, ich mache mir vor Panik schier in die Hose und rufe hilflos um Hilfe: „HELP!“ Gottseidank wird mein Flehen unfassbar schnell von einem guten Mann auf der Hauptstraße erhört, der sofort seinen Roller links stehen lässt und zu meiner Rettung eilt, indem er den Köter in gleicher Lautstärke sowas von zusammenscheißt und in die Schranken bzw. in seinen Hof verweist. Durch den Tumult stürmen dann auch Herrchen und Frauchen der Bestie heran und nehmen sie hinter verschlossenen Türen in sichere Verwahrung.

Mein Retter macht kein Aufhebens und ist schon wieder „on the road“, mein Adrenalinpegel ist dagegen „on the top“ und ich erreiche das Busterminal gerade „on time“, um mich im – mit Berufspendlern vollgepfropften – Minibus mit meinem voluminösen Reise-Backpack plus Tagesrucksack auf einem einzigen Sitzplatz zusammenzufalten, obwohl ich für zwei Plätze bezahlt habe. Aber erkläre das mal auf Thailändisch und zwar um 5 in der Früh!

Wie schon so oft, so erreiche ich auch an diesem Morgen nicht mein gebuchtes Transferziel, die Mochit 2 Minibus Station, sondern werde kurzerhand mit allen anderen Passagieren an der BTS Station Chatuchak rausgeworfen – mit der muffigen, einsilbigen Bemerkung: Endstation! Oh Mann, ich krieg hier echt nen Hals! Es ist kurz nach 6 Uhr, stockdunkel und in diesem Hinterhof absolut nichts los. Das schwere Backpack auf dem Rücken und der Tagesrucksack vor der Brust drücken meine Stimmung weiter Richtung Nullpunkt, während ich mit der freien Hand versuche, mich zu orten. Na super! Ich stehe auf der einen Seite des Chatuchak Parks, der um diese Zeit geschlossen ist und den ich ehrlich gesagt in der Dunkelheit auch nicht durchlaufen möchte, und muss genau zur anderen Seite. Das bedeutet wahlweise: ein Fußmarsch entlang der Straße mit Über- und Unterführungen von über 40 Minuten oder mit dem Taxi einmal ums Karré in 6-10 Minuten. Mir ist klar, dass meine Verhandlungsspielräume bei nur einem zur Verfügung stehenden Taxi gleich Null sind: der Fixpreis für den kurzen Bogen um den Park zu unverschämten 100 Baht und die Weigerung des Fahrers, den Taxameter einzuschalten bringen, mich fast zum Explodieren.

Zum Vergleich: Für schlappe 142 Baht fahre ich anschließend knappe drei Stunden im klimatisierten Bus von Mochit 2 nach Kanchanaburi. Besagter Bus startet um 7.10 Uhr und obwohl wir einige Zeit in Bangkoks Dauerstau verlieren, komme ich bereits um 10 Uhr am Busterminal in Kanchanaburi an. Ich war wieder einmal die einzige Touristin an Bord, aber vermutlich eher wegen der frühen Abfahrtszeit.

Denn Kanchanaburi ist durchaus ein Touri-Hotspot, hat es doch durch den Bau der „Eisenbahn des Todes“ durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter der japanischen Besatzung im 2. Weltkrieg leidvolle Berühmtheit erlangt und war Schauplatz mehrerer Kinofilme wie „Die Brücke am Kwai“, der zu Kriegszeiten eigentlich Mae Khlong hieß und 1960 in Khwae Yai umbenannt wurde.

Kurze Freude kommt auf, dass vom selben Terminal auch die Busse zum Erawan National Park abgehen und zwar einer gleich um 11 Uhr, der nächste um 13.30 Uhr. Allerdings gibt es – nach Corona – keinen fahrbaren Untersatz mehr zum knapp 100 km entfernten Nationalpark Chaloem Rattanakosin, den ich wegen der Wetterentwicklung zuerst besuchen möchte. Tja, wie soll ich da nun wieder hinkommen. Jetzt brauche ich erst einmal einen Kaffee zum Nachdenken.

Im Amazon Café spiele ich alle möglichen Szenarien in Gedanken durch. Gebucht habe ich noch nichts, weder in der Stadt, noch in den Parks. Ich wollte maximal flexibel bleiben und nach Möglichkeit auf den Camp Sites der Nationalpark-Verwaltung übernachten. Maximal flexibel wäre ich mit einem Leasing-Fahrzeug. Den internationalen Führerschein habe ich in der Tasche, soll ich mich tatsächlich todesmutig in das Abenteuer des thailändisch-chaotischen Linksverkehrs stürzen?!

Für alles gibt es ein erstes Mal. Nachdem ich in Thailand ja zumindest schon urbane Radfahrerfahrungen sammeln konnte und es ein Car Leasing mit guten Rezensionen am westlichen Stadtrand gibt, von woaus ich ziemlich zügig in ländlichere Regionen komme, ist die Entscheidung gefallen. Ich sattle meine Backpacks und lasse mich von einem der hier üblichen Tuk-Tuks zu Kanchanaburi Rental Cars an der Ecke River Kwai Road / Sri Lanka Road fahren.

Der Familienbetrieb ist mir symphatisch, der Preis von 900 Baht (24 €) / Tag für die Zeit vom 10.-13.01.2023 ist mir als Solotraveller natürlich nicht so symphatisch, aber nützt ja nix. Es steht aktuell nur ein einziges Fahrzeug zur Verfügung, das aber frisch geputzt und abfahrbereit: Bingo! Mit Respekt und leicht nervös unterschreibe ich den Vertrag, hinterlege die 3.000 Baht (80 €) Kaution, lasse mich kurz einweisen und schieße ein paar Fotos vom Ist-Zustand – sicher ist sicher. Automatikschaltung ist nicht schlecht, wenigsten greife ich dann nicht allzu oft auf der falschen Seite ins Leere. Natürlich lege ich erst mal einen Blitzstart hin, aber egal, mich kennt hier ja niemand. Sollen sich die Thais erst einmal ins Getümmel unseres Münchener Rechtsverkehrs wagen.

Hoch konzentriert und noch etwas angespannt meistere ich die Ausfallstraßen, Ampeln und Kreisverkehre Kanchanaburis, auch wenn ich dabei öfter den Scheibenwischer anstelle des Blinkers zum Einsatz bringe, und fahre dann auf sehr breiten und nahezu leeren Straßen gen Norden zum Nationalpark Chaloem Rattanakosin, in dem ich morgen eine 5-stündige Wanderung machen möchte.

Gemächlich tuckere ich so vor mich hin und brauche für die 1,5-stündige Fahrt schlussendlich 2,5 Stunden. Aber ich bin ja im Urlaub. Im Vorbeifahren kaufe ich in den Dörfern noch etwas Proviant für den Abend ein. Am Head-Office des Parks angekommen, freuen sich die Dame und der Ranger wie kleine Kinder, dass ich als ausländische Touristin zu ihnen gefunden habe. Redselig und überschwänglich kassiert sie die 200 Baht NP-Eintritt und nochmal 285 Baht (7,50 €) für Zelt, Isomatte, Kissen und Schlafsack. Dass es in der Nacht so kalt werden soll, ist für mich gerade nicht vorstellbar. Das Restaurant vor Ort hat heute geschlossene Gesellschaft oder ist generell noch nicht geöffnet – so genau habe ich das nicht verstanden, Gut, dass es die Bananen am Marktstand nicht einzeln, sondern nur als Staude gab. Übrigens ist Alkohol, auch das Mitbringen, in den thailändischen Nationalparks generell verboten.

Die fleißige Rezeptionistin fährt mit mir durch den Dschungel zu meinem Stellplatz, amüsiert sich dabei über meine noch nicht ganz so geschmeidige Fahrweise und mein Gewerkel mit der Automatikschaltung, und ich darf mir auswählen, wo der Ranger das nigelnagelneue Camp-Zelt für mich aufbauen soll. Ist das nicht herrlich?!?

Die Natur ist wie immer ein Träumchen … was man von den „Lost Places“ der sanitären Anlagen nicht behaupten kann. Die sind in der zweijährigen Corona-Pause aber mal sowas von heruntergekommen, dass man hier wirklich nur zur Not seine Notdurft verrichten möchte. Auch vom Duschen oder anderen Wellnessmaßnahmen nehme ich heute und morgen gerne Abstand.

Nach einer ersten Erkundung, dem Anfreunden mit einem streunenden Hund und einem spärlichen Abendessen, bei dem ich feststelle, dass die als Sprite-Softdrink gekaufte Flasche leider nur ein pappsüßes, grünes Zuckerwasser enthält, verbringe ich eine wunderbare Nacht mit nur leicht frischen Temperaturen am rauschenden Bach.

Das Frühstück ist spärlich und genauso wie die Katzenwäsche schnell hinter mich gebracht. Sogleich mache ich mich auf meine geplante Tagestour. Eigentlich sollte es eine 5-stündige Rundtour werden, aber ich hatte gestern schon gelesen, dass der Trail nach einem Felssturz gesperrt sein soll. Mal schauen, wie weit ich komme.

Auf jeden Fall ist der Ranger schon ganz aufgeregt, weil ich mich so mutterseelenallein auf die Tour begeben will, die mit einer ca. 300 m langen Höhle startet. Er verlässt deshalb kurzerhand seinen Posten am Eingangskiosk, wo man sich in ein Journalbuch einträgt, damit sicher ist, dass auch alle bei Einbruch der Dunkelheit wieder heile zurückgefunden haben. In dem großen Buch stehen seitenweise nur asiatische Schriftzeichen, ausländische Besucher kann ich nirgends entdecken, aber das neue Jahr hat ja auch erst angefangen.

Es ist schön, bei der ersten Durchquerung der Höhle einen Guide an der Seite zu haben, auch wenn die Tham Than Lot Noi selbst für einen Höhlenphobisten wie mich gut zu begehen ist. Ein Fußwegs etwas erhöht entlang des Flussbetts ist durchwegs betoniert ist und die Stalakmiten, Stalaktiten und sonstigen Ablagerungen werden tagsüber stimmungsvoll beleuchtet. Eine Taschenlampe ist dennoch hilfreich, um auch Spinnen, Schlangen und die hier lebenden Fledermauskolonien zu beobachten.

Am hinteren Ende tritt man dann hinaus in eine wilde Dschungelhölle mit Trampelpfad. Es hat leicht angefangen zu regnen, aber das macht auf diesem Trail im Regenwald nicht wirklich viel aus. Ich genieße meine Wanderung, lausche den Geräuschen und begutachte Pflanzen und Bäume.

Ah, so liebe ich das: allein mit mir im Nirgendwo, überschaubar abenteuerlich. Nach rund 1,5 Stunden Gehzeit gelange ich zu dem gesperrten Abschnitt, der noch steiler durch den Wald zur Tham Than Lot Yai führen soll. Ich hatte mir dazu Videos auf YouTube angeschaut, da waren allerdings die Treppen und Brücken noch alle top in Schuss, was man aktuell nicht wirklich behaupten kann. Irgendwie scheint das alles in den letzten Jahren der Natur überlassen worden zu sein und ist dabei völlig verwittert. Noch eine ganze Weile wage ich mich über morsche Bretter, entlang wackliger Geländer mit verrosteten Nägeln weiter bergauf. Dabei wird der Weg immer abenteuerlicher, steiler und einsam ist er sowieso. Irgendwann entscheide mich mich, dass das jetzt genug Wagnis und Abenteuer war für heute. Bis hinauf werde ich mich auf diesem maroden Pfad eh nicht trauen. Und wenn dann doch etwas passiert hier im eigentlich gesperrten Wegabschnitt, dann hätte ich wohl die A-Karte gezogen.

Also mache ich mich wieder an den Abstieg und bin um 11.30 Uhr wieder im Camp. Nicht ganz die Tour, die ich mir hier am Ende der Welt erträumt hatte. Aber: That’s life!

Meine anschließende Weiterfahrt zum Erawan Nationalpark verläuft etwas chaotisch. Eigentlich hatte ich vor, „oben rum“ auf einer längeren Route zu fahren, um keinen Weg zweimal zurückzulegen. Aber entweder funktioniert mein GPS nicht oder die Straße ist aktuell nicht befahrbar. Auf jeden Fall werden die Wege immer schmaler und abgeschiedener. Das Ganze dann ohne GPS-Ziel vor Augen, das war mir dann doch alleine im Auto zu mulmig. Also drehe ich auch hier wieder um und fahre die Strecke Richtung Kanchanaburi zurück, die ich auch gekommen bin, bevor ich irgendwann einmal rechter Hand abbiege um zum Erawan Nationalpark und dem dortigen Camp Site der Nationalpark-Verwaltung zu kommen.

Auf einer landschaftlich sehr schönen Straße – mit der Option von „elefantösen Straßen-Kreuzern“ – führt mein Weg an hübschen Hausboot-Gästehäusern, Flussresorts und Bars entlang des River Kwai bzw. Khwae Yai schließlich zum Erawan Nationalpark.

Hier geht es weitaus touristischer zu als im entlegenen Chaloem Rattanakosin. Es gibt riesige Märkte mit Streetfood, Busparkplätze und ein großes Ticketoffice, wo ich meine Eintrittskarte für zwei Tage löse. Danach ist es noch ein gutes Stück bis zum Campingplatz, der schon im NP-Gelände liegt. Auf der kurvigen schmalen Zufahrtsstraße kommen mir links und rechts die ganzen Tagesgäste entgegen, die nach einem Bad in einem der Wasserfall-Pools den letzten Bus nach Kanchanaburi erwischen wollen.

Der Campingplatz im Erawan NP ist „erste Sahne“, die mietbaren Zelte sind ebenfalls neu und liegen herrlich direkt am Ufer des Khwae Yai Flusses – Baden ist allerdings nicht erlaubt. Ich darf mir eines der Zelte in Reih und Glied aussuchen, da alle noch leer sind. Die Thais lieben das Campen und so hausen auf der großen Wiese nebenan auch ein paar Pärchen und Gruppen, die ihre eigenen Zelte aufgeschlagen haben. Auch eine Art Herberge mit Schulungszentrum für Jugendgruppen und Schulklassen gibt es im Naturpark.

Die Sanitäranlagen sind vorbildlich und mal richtig cool finde ich die DIY-Outdoor-Regendusche: So eine simple Konstruktion und es macht so viel Spaß hier zu duschen!! Am frühen Abend erkunde ich noch ein bisschen Flora und Fauna rund um den Campingplatz und latsche vor zum Head-Office, um in einer der Garküchen noch etwas Warmes zu essen und einen Mango Sticky Rice fürs Frühstück zu kaufen. Glück gehabt, denn die Shops am Parkeingang schließen zwischen 18-19 Uhr, wenn die Tagesbesucher alle weg sind. Dann hätte ich mit dem Auto bis zur Ortschaft fahren … oder hungern müssen.

Echte Regenwald-Dusche

Nur umgeben von Natur schlafe ich einfach wunderbar: Harter Untergrund, frische Luft und der Sternenhimmel über mir. Und am Morgen werde ich von der aufgehenden Sonne sanft geweckt. Nach einem kaffeelosen Frühstück starte ich um 8.15 Uhr den 2 km langen Mong Lai Nature Trail entlang der sieben Stufen der Erawan Waterfalls. Sinn meiner Übernachtung hier war nämlich, dass ich als eine der Ersten beim höchsten Pool ankomme, bevor die Busse die Massen aus Kanchanaburi antransportieren.

Also laufe ich relativ zügig, abgesehen von einigen Irrwegen wegen Falschinterpretation der Wegweiser, über einfache Wege und Treppen in 1,5 Stunden hinauf zum 7. Wasserfall und teile mir doch tatsächlich das eisblaue, coole (durchaus auch im Sinne von „kühle“) Schwimmbecken unterhalb des hohen Erawan-Wasserfalls für knappe 20 Minuten nur mit den gefräßigen Spa-Fischen. Wie immer bin ich bestens ausgestattet mit Bikini, Wasserschuhen, Microfaser-Handtuch und Wetbag – auch für mein Smartphone. Lustig ist zu beobachten, dass die meisten Young Traveller entweder nichts dabei haben, die Fisch-Pediküre fürchten, ihnen die Steine zu klitschig oder das Wasser zu kalt ist. So dippen die Meisten nur mit viel „Ah, Oh und Ih“ mit den Zehenspitzen ins Wasser oder tauchen allemal nur kurz für das nötige Instagram-Foto mit Victory-Zeichen ins kühle Nass, um dann ganz zackig auf allen Vieren wieder aus dem Bassin herauszukriechen.

Eine gute Stunde verbringe ich beim Phu Pha Erawan Wasserfall auf dem höchsten Level, bevor ich mich wieder an den Abstieg mache. Interessant wie unterschiedlich die Stimmung an den einzelnen Wasserfällen und Schwimmbecken nun mit den Besuchern ist – verglichen mit der Morgenstimmung ohne einen einzigen Menschen. Aber das Wasser ist wirklich so einladend, ich kann nicht umhin, auch in die Pools der Wasserfälle Dong Pruek Sa und Buar Mai Long mit ihren traumhaften Kaskaden einzutauchen.

Wasserfall-Impressionen I
Wasserfall-Impressionen II
Wasserfall-Impressionen III

Ursprünglich wollte ich ab der 5. Stufe den mit 5 km längeren Rückweg über den Khao Hin Lan Pee Trail nehmen. Mangels Beschilderung desselbigen laufe ich einfach mal querwaldein über einen schmalen, wilden und einsamen Höhenweg, der mich dann aber schlussendlich in eine ganze andere Richtung bringt. Mmh, das ist mir dann doch zu gewagt, zumal im Wald einige Makaken unterwegs sind. Also mache ich wieder kehrt und wandere brav mit den Besucherströmen auf offiziellen Wegen gen Tal, wo sich von Stufe zu Stufe die Zahl der Plateauschuh-, Kleidchen- und Latschenträger signifikant erhöht.

Auf Level 4 erwartet mich die aktuell eher unspektakuläre Wasserfallrutsche des Oke Nang Phee Sue und am folgenden Pha Nam Tok könnte man unter dem Wasserfall hindurchschwimmen. Ich bin hier allerdings viel zu beschäftigt mit Tier- und Menschenbeobachtungen.

Warum mir so viele Touristen mit Schwimmwesten begegnen klärt sich dann an Stufe 2 und 1 der Erawan Wasserfalls. Am Wang Mat Cha ist beim Aufsteigen Schluss mit der Mitnahme von Plastikflaschen (nur gegen Pfand) und Proviant (Abgabe) und in das großzügige Becken vorm fotogenen Wasserfall darf man NUR mit den für „teures“ Geld geliehenen Schwimmwesten einsteigen, was zum einen aufgrund der fehlenden Gefahr für Schwimmer völlig sinnfrei ist und zum anderen ein Instagram-Foto völlig ad absurdum führt. Selbst Fotoshootings im knöcheltiefen Wasser ohne Schwimmweste werden vom Aufsichtspersonal sofort verbal geahndet.

Aber auch so gibt es in diesem Pulk an selbstverliebten Menschen genug Witziges zu beobachten. Hat es früher ausgereicht, der Dame seines Herzens den Rücken einzucremen und den schattenspendenden Schirm zu positionieren, so verbringen heutige Partner wirklich Stunden damit, ihre Liebste digital ins rechte Licht zu setzen. Und es dauert, bis alle erdenklichen Blickwinkel und Stellungen eingefangen und das Ergebnis ohne Beanstandungen zur Veröffentlichung freigegeben wird – so lange bis entweder der Schweiß oder der Streit ausbricht.

Am ersten Wasserfall Lai Khun Rang ist es dann vollends vorbei mit der Naturromantik. Hier werden die Busse aus- und eingeladen, das Familienpicknick ausgebreitet und die Schwimmwesten an die Frau/an den Mann gebracht. Einmal zu der Investition von 20 Baht überredet, darf man dann für 2 Stunden als orangene Leuchtboje über den Trail laufen und zahlt bei Zeitüberschreitung nochmal 10 Baht für jede weitere Stunde. Schön blöd!

Den Rest des Tages entspanne ich am Campingplatz, versuche mir für die nächsten zwei Nächte eine Unterkunft in Bangkok zu buchen und gehe gegen Abend wieder eine Kleinigkeit essen. Morgen bringe ich das geleaste Auto zurück. Hat alles super geklappt und auch das Auftanken – hier immer mit Service – habe ich hinbekommen. Nach den drei Outdoor-Tagen wäre ein guter Kaffee mal wieder recht, aber obwohl es hier um den Verleih sehr touristisch zugeht, kann ich weit und breit kein Café entdecken. So schnappe ich mir ein Moto-Tuk-Tuk und fahre zurück zum Busbahnhof. Es gäbe ja noch einiges zu sehen hier in Kanchanaburi, aber mich zieht es zurück nach Bangkok, wo ich die Khlongs und Schwimmenden Märkte erkunden will.

Kaum beim Busterminal angekommen umwirbt mich gleich eine eifrige Mitarbeiterin einer der vielen primitiven Tisch-Schalter für die Fahrt zur Southern Station von Bangkok. Ich kann mein Backpack bei ihr lassen und gehe erst mal einen Kaffee trinken und ein paar Reisesnacks kaufen.

Um 11.45 Uhr sitze ich dann abfahrbereit als einziger Fahrgast im Bus. Aber der füllt sich unterwegs und an jeder Haltestelle zählt eine andere Stationsdame die Passagiere und führt Buch … vermutlich um kostenlose Mitnahmen oder das Wirtschaften in die eigene Tasche zu verhindern?!

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