Auch wenn meine Fähre von Koh Lanta nach Koh Phi Phi erst um 13 Uhr am Ban Saladan Pier startet, lasse ich mich bereits am frühen Vormittag von einem Tuk-Tuk am Khlong Khong Beach abholen. Ich will den sonnigen Morgen noch nutzen, um zumindest einen kleinen Eindruck von Ban Saladan zu bekommen. Schon bei Booking.com hatten mich einige Locations zum Übernachten und Essen angesprochen. Überaus stylisch und einladend, wie zum Beispiel das Boho Hostel & Restaurant.
Fürs Mittagessen ist es noch zu früh, aber ein Cappuccino und ein Fruchtshake gehen immer. Viele der Bars und Lokale sind in den Corona-Jahren ziemlich runtergekommen und zum Teil geschlossen. Traurig. Aber gar nicht traurig ist der Shop-Besitzer, bei dem ich einkehre, um einen Sarong für meine Tochter zu erstehen. Die Muster und Farben sind so wahnsinnig schön, da ist es doch sinnvoll, gleich mehrere Souvenirs mitzunehmen und noch einen Mengenrabatt auszuhandeln. Der gute Mann ist ganz aus dem Häuschen, fährt mehrfach mit seinem Moto zu seinem zweiten Shop, um mir nur ja alle Farb- und Musterwünsche anzubieten. Schlussendlich werden es sechs Tücher … und zwei glückliche Menschen.







Jetzt aber zurück zum Pier, wo ich mein Backpack nur an einem der offenen Schalter abstellen konnte. Zusammen mit dem in die Jahre gekommenen Holzkahn, der meine Fähre ist, landen auch dunkle Wolken am Pier an. Vorsichtshalber wähle ich einen Fensterplatz im muffigen Innenraum der Barkasse, eine Entscheidung, die sich alsbald als „gut getroffen“ herausstellt. Kaum schippern wir aus den ruhigen Gewässern der Hafenzufahrt hinaus, nimmt die Windstärke gewaltig zu und dann setzt der Regen ein. Wie aus dem Hochdruckreiniger trommelt das Nass von oben und von der Seite drücken Wind und Wellen das Wasser an die maroden Fenster. Ganz trocken bleibe ich auch im Schiffsbauch nicht, aber da draußen schaut es noch viel garstiger aus. Besonders wohl ist mir auf dieser Nussschale nicht und die zwei Stunden Überfahrt durchs graue Nichts, ziehen sich. Ganz abgesehen davon, hatte ich mir natürlich zu meinem 60. Geburtstag auf Koh Phi Phi Sonnenschein und blauen Himmel erhofft.


Aber Mr. Mote, bei dem ich mich schon frühzeitig für eine Boots- und Schnorcheltour nach Koh Phi Phi Leh und zur berühmten Maya Bay angemeldete hatte, ist guter Hoffnung. Er ist einfach eine coole Socke, immer optimistisch gut drauf und zu 100% zu empfehlen. Genauso begeistert bin ich von meiner Unterkunft auf Koh Phi Phi Don. Ein Mitarbeiter holt mich und mein Backpack mit der hier üblichen Sackkarre am zentralen Mac Donald ab. Der nach dem verheerenden Tsunami noch dichter zugebaute Flaschenhals zwischen Ton Sai Bay und Loh Dalum Bay ist auto- und größtenteils auch motofrei. Hier reihen sich Restaurants, Souvenirläden, Tattoo-Shops, Guesthouses und Bars aneinander. Der Ort ist gelebter Tourismus! Anstelle von Touristenströmen strömt aktuell mächtig viel Regenwasser durch die Gassen. Flip-Flops oder Gummistiefel sind das Schuhwerk der Stunde.



Mein Appartment im Uphill Cottage habe ich wohlweislich an einem Berghang etwas entfernt von diesem Trubel und nahe dem View Point gewählt. Bingo!





Es ist herrlich hier. Okay, es gibt immer unzählig viele Treppen und Stufen empor zu steigen. Aber die Mühe lohnt. Hier oben ist es relativ ruhig, die Aussicht ist phantastisch und meine etwa gleichaltrigen Balkon-Nachbarn, Andrea und Andi aus Oxford, überaus sympathisch. Die beiden haben „straight-away“ neun Tage auf Koh Phi Phi gebucht und auf meine Empfehlung hin, gleich bei Mr. Mote eingecheckt. Bei einem Flascherl Wein genieße ich den ersten Abend auf Koh Phi Phi Don. Die Discoklänge vom Ton Sai Bay dringen nur ganz schwach zu mir empor und von der anderen Seite ruft lautsprecherverstärkt der Muezzin.
Bei Sonnenschein und dieser Aussicht hält es mich natürlich nicht lange im Bett. Um 7 Uhr frühstücke ich meinen Mango Sticky Rice und erklimme gleich die steilen Treppen zum Viewpoint 1 und 2. Zwar herrscht aktuell Ebbe, aber wer weiß, wie das Wetter die nächsten Tage noch wird. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt selbst nicht erwartet, dass ich noch zwei weitere Male hier die Aussicht genießen werde.


Anschließend steige ich zum Dorf hinab, schleiche mal rechts, mal links durch die verwinkelten Gassen, um mich um 8.40 Uhr bei Mac Donald einzufinden. Der von Mr. Mote angekündigte Cousin namens „S“ sammelt mich und weitere vier Passagiere ein: Ein junges Paar aus England und das andere aus dem Kosovo, alle super nett und entspannt, ganz ohne Instagram-Neurosen. Gemeinsam queren wir die Insel und besteigen unser Longtail-Boot 999 in der Loh Dalum Bay, auf dem uns „S“ von 9-15 Uhr für 2.000 Baht pro Person durch die Andamanen-See und rund um Koh Phi Phi Leh schippern wird.





Nach der kurzen Überfahrt nach Koh Phi Phi Leh, stoppen wir an einer der Steilwände zum Schnorcheln nach Schildkröten. Bei dem Wellengang, der hier knapp vor der Felskante herrscht, bin ich froh, die angebotene Schwimmweste angezogen zu haben. Zu schnell kühlt man aus, wenn man nur auf dem Wasser dümpelt. Tief unter uns entdecken wir zwei Schildkröten beim Weiden am Meeresboden, aber bis sie zum Luftholen auftauchen, müssen wir uns ziemlich lange gedulden. Aber schließlich werden wir belohnt.
Unser nächstes Ziel ist die weltberühmte Maya Bay. Vermutlich eine von unzähligen traumhaften Buchten weltweit, aber eben ein Besuchermagnet durch den Kinofilm „The Beach“ (2000) mit Leonardo DiCaprio. Die Maya Bay hatte sehr unter dem immensen Ansturm gelitten und wurde deshalb von 2018 bis Ende 2021 für Besucher komplett geschlossen. Eine wunderbare Entscheidung! Die Natur konnte sich erholen, das Wasser ist klar, der puderfeine Sand sauber und auch die Babys der Schwarzspitzenriffhaie tummeln sich wieder im flachen Wasser der schützenden Bucht. Zusätzlich zu den regelmäßigen Ruhephasen für Kho Phi Phi Leh und die Maya Bucht wurde auch ein Befahr- und Schwimmverbot erlassen. Alle Boote müssen an der anderen Seite der Insel anlanden und es wird streng darauf geachtet, dass niemand tiefer als bis zu den Knien ins Wasser geht.


Zu dieser frühen Tageszeit hält sich der Besucheransturm noch einigermaßen in Grenzen und wir können unsere Füße in den samtigen Sand tauchen, den sanften Wellen zuschauen und diesen Traumort genießen.




Weiter geht es zu den nächsten beiden Schnorchelspots, wo sogar fünf junge Schwarzspitzenriffhaie unsere Bahnen kreuzen und ich, neben der Sichtung vieler bunter Fische, fast orientierungslos in einen riesigen Schwarm kleiner, silbriger Fische eintauche.








Unser Bootsbesatzung ist jetzt schon ganz glücklich, aber wir werden noch mit zwei weiteren Traumbuchten und einem Strandpicknick verwöhnt, bevor wir nach einem kurzen Stopp an der Viking Cave und einem Abstecher zur Monkey Beach wieder Kurs auf Koh Phi Phi Don nehmen.







Auf der Rückfahrt lerne ich dann auch noch den witzigen, immer bestens gelaunten Mr. Mote persönlich kennen. Und er hatte recht, als er mir – entgegen des offiziellen Wetterberichtes – gestern bestes Wetter vorausgesagt hatte. Völlig gesättigt mit Glückshormonen erklimme ich nicht nur die Treppen zum Uphill Cottage federleicht, sondern auch zum Sonnenuntergang dann noch den Viewpoint 2.




Und nun kann ich mich auf einen ganz entspannten runden Geburtstagstag am morgigen 27.01.2023 freuen, an dem ich mich einfach nur treiben lasse …
Das beginnt schon mit dem Ausschlafen in meinem super schönen Appartment. Dann mache ich mich auf die Suche nach einem schicken Frühstückscafe zu meinem Ehrentag und werde im „Aqua“ fündig. Ein frischer Fruchtshake, ein Cappuccino, ein leckeres Lachs-Avocado-Ei-Arrangement, gekrönt von einer süßen Waffel mit Heidelbeeren. Herz, was begehrst du mehr?


Im Plan hatte ich mir grob einen Weg markiert, ausgehend von der Ton Sai Beach bis zur Long Beach und eventuell dann wieder im Inselinneren zurück, wo ich dann am 3. und obersten View Point rauskommen müsste.
Zuerst führt der Weg entlang der „Uferpromenade“ vorbei an kleinen Strandbuchten mit Blick auf Koh Phi Phi Leh und zurück zum Tonsai Pier. Woimmer es mir gefällt, mache ich Halt, genieße die Aussicht oder ein erfrischendes Bad. Und der schmale Pfad durch die Ufervegetation ist wirklich nice.





Die Long Beach selbst ist dann wieder nicht so mein Ding: ewig lang, die Bungalow-Anlagen liegen direkt hinter den Strandpalmen und der Lärm der vorbeibrausenden oder an-/abfahrenden Longtail-Boote ist schon nervig. Ich suche mir einen der sehr spärlichen Schatten und tauche zweimal ins erfrischende und hier wirklich schwimmtiefe Wasser. Am südlichen Ende der Long Beach könnte man zum Shark Point schnorcheln oder tauchen, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit, dort die namensgebende Tiergattung zu sichten. Ich drehe aber ab und gehe, nachdem mir die kleinen Pfade auf maps.me nicht wirklich vertrauenserweckend ausschauen, doch lieber auf dem geteerten Hauptweg wieder Richtung Norden. Es ist brütend heiß, geht bergauf und irgendwann bemerke ich, dass ich seit dem Frühstück fast nichts mehr getrunken habe.







Vom Loh Moo Dee Beach dringt Baulärm an mein Ohr, ein Grund, weshalb ich den Abstieg dorthin dann doch nicht der Mühe wert erachte. Das bestätigen mir auch die zwei jungen Russen, die gerade in der prallen Sonne den Pfad hochgeschnauft kommen. Mir fällt auf, dass auf Koh Phi Phi derzeit ungezählt viele Russen, zudem Franzosen und Niederländer urlauben. Koh Lanta hingegen war „fast“ in deutscher Hand.
Weiter geht es eher unspektakulär auf der Fahrstraße bergauf zum Viewpoint 3, erst der letzte Aufstieg ist wieder „natürlich schön“ und auch das Café an der Aussichtsplattform ist nett. Da spricht mich ein Altersgenosse, Jordan aus Montreal / Kanada, an und schwupps „hab ich ihn an der Backe“. Naja, es ist mein Geburtstag und vielleicht ist es nach fast sechs Wochen ja auch mal schön, mit jemandem auszugehen … denke ich.




Aber was dann kommt, ist die Katastrophe schlechthin. Wir laufen gemeinsam zum Viewpoint 2, wo ich auf dem Restaurantdeck ganz euphorisch einen eisgekühlten Melonen-Smoothie zu mir nehme … ich bin ja echt ausgetrocknet, nach den vielen Stunden unter der Sonne. Wir ratschen und lachen, aber schon wird der Input meines Gegenübers etwas nervig. Beim Abstieg zum Viewpoint 1 wären die blauen Schmetterlinge nun endlich mal in optimaler Fotopose … wenn die blöden Moskitos uns derweil nicht auffressen würden. Mein Gegenüber drängelt zum Weitergehen (wie ich es hasse).
Unten angekommen verabreden wir uns für 19 Uhr zum Abendessen, irgendwo, ich solle entscheiden. Ich drehe ab zum Uphill Cottage und entscheide erstmal spontan, nach der Dusche noch in den kleinen Pool zu hüpfen.
Und dann geht’s los – von jetzt auf gleich: Mir wird k…übel, total flau im Magen, leer im Kopf und … ja, nun so kurz vor der Heimreise tatsächlich D… Ich kann es gar nicht glauben, soll ich absagen, wird das wieder besser. Nun bin ich einmal verabredet und dann das! Vielleicht habe ich mir einen Sonnenstich geholt, zu wenig getrunken oder war das Eis im Melonen-Smoothie nicht clean. Mit brodelnden Gedärmen und dem Gefühl, mich jederzeit übergeben zu müssen, schlurfe ich hinunter zur Tonsai Bay. Es ist mir echt peinlich, dass der arme Jordan nun mit so einem Häufchen Elend das Essen und den Abend verbringen soll. Ja, ich hätte wohl besser gleich abgesagt. Schon während wir am noch ungedeckten Tisch sitzen, muss ich mich zweimal zur Toilette verabschieden, von dem servierten Fisch mit Beilagen, bekomme ich nichts runter. Ich kann mich eigentlich nur drauf konzentrieren, nicht zu k… und zu sch…
Nachdem ich mich mehr schlecht als recht durchs Dinner und den Small-Talk gequält habe, breche ich das Dilemma ab und verbringe die letzte Nacht auf Koh Phi Phi mehr sitzend als liegend mit furchtbarer Übelkeit, Bauchkrämpfen, unzähligen Toilettengängen und dem Einwurf diverser Medikamente. Oh Gott, und morgen steht mir auch noch ein langer Reisetag zurück nach Bangkok bevor!
(Zwischendrin sei nun bemerkt: Genau die gleichen Symptome hatte ich wenige Monate später in Wien und zwar, nachdem ich einen Melonen-Shake in einer stylischen Bar getrunken hatte. Jetzt ging mir ein Licht auf und nachdem ich Google befragt habe, weiß ich, dass ich allergisch auf eine Überdosis Wassermelone reagiere, was sich durch Übelkeit, Krämpfe und Durchfall zeigt.)
Völlig übermüdet und bar jeder Energie, raffe ich am Morgen meine Sachen zusammen. Frühstück fällt situationsbedingt aus, aber ich versuche noch eine Cola und ein paar Salzstangen o.ä. in den kleinen Shops zu erstehen. Meine Fähre startet um 9 Uhr am Ton Sai Pier. Wie in Trance sitze ich zusammengekauert und dösend in einer Ecke des Decks, meine Sitznachbarn auf dem Außendeck quasseln ohne Luftholen, andere qualmen mich ein. Nachdem mir dann auch noch die Sonne aufs Hirn scheint, entscheide ich mich nach innen zu gehen und welch eine Freude: die Klimaanlage bläst frische Luft und ich kann eine ganze Bankreihe zum Schlafen nutzen. So bin ich in 2 Minuten weg und wache erst auf Höhe von Rai Leh wieder auf. Trotzdem geht es mir total beschissen. Und das gedrückte, heiße Wetter mit grauem Himmel tut sein Übriges.
Tja, wo soll ich oder will ich hin? Eine gute Frage der geschäftstüchtigen Taxidriver am Pier in Krabi. Bei schönem Wetter hätte ich einen Bootsausflug nach Rai Leh oder zu den Mangroven gemacht, so lasse ich mich beim Wahrzeichen „The Crab“ absetzen – in der Hoffnung, dass das einigermaßen zentral liegt und belebt ist. Doch um diese Zeit ist hier buchstäblich die Krabbe begraben.


Ziemlich lange überlege ich, was nun die beste Strategie ist: Massage für eine Stunde und dann wieder auf die Straße oder schauen, ob ich ein bezahlbares Hotelzimmer in Fußnähe finde. Mein Flug wurde von Thai Lion Air leider von ursprünglich 18.10 Uhr auf 21.15 Uhr verschoben. Das ist hart unter den gegebenen Umständen. Vom Bangkok Domestic Airport muss ich ja dann auch noch zum Hostel kommen und den Late Night Check-in managen.
Mein Backpack und die Hitze erdrücken mich, ich bin so schwach und fix und fertig, meine Haut glüht … das schaffe ich nie und nimmer bis in die Nacht hinein. Über booking.com und Google suche ich bezahlbare Hotels in der Nähe und checke schließlich kurzerhand im City Hotel für 600 Baht ein. Die Formalitäten sind schnell erledigt, ab aufs Zimmer, Wecker gestellt und hinein ins kuschelige Bett. Auch hier falle ich in Sekunden in einen Tiefschlaf.
Etwas erholt springe ich noch schnell unter die Dusche, sattele mein Backpack und schnappe mir ein Taxi für 350 Baht zum Airport in Krabi. Auch der kurze Flug vergeht sozusagen im Schlaf. Jetzt noch den Stress in Bangkok ein Taxi zu ergattern. Zwar wird das am Don Mueang Airport sozusagen über Schalter organisiert, aber irgendwie scheinen die von Alleinreisenden nicht so begeistert zu sein. Hinzu kommt, dass mein designierter Fahrer unfähig ist, mein Hostel übers Navi zu orten. Er muss ganz unbedingt die Rufnummer des Hostels haben und gibt keine Ruhe, bis ihm die Chefin höchstpersönlich den Weg und die Anfahrt des Hintereingangs am Telefon beschrieben hat – um Mitternacht! Mir ist das unangenehm, in Thailand aber wohl ganz okay. So kommen wir schlussendlich auch am Nachteingang des Siam Eco Hostels an, wo ich über einen Code den Schlüssel aus dem Safe holen kann und … es ist nicht zu fassen, kaum in der Waagerechten schon wieder in einen tiefen Schlaf versinke.