Am Sonntag, den 14.01.2024 ist es dann endlich soweit – das Uganda-Abenteuer kann beginnen. Insgesamt beträgt die Flugzeit von München nach Kairo und von Kairo nach Entebbe nur elf Stunden. Da ist es zu verschmerzen, dass der Online-Check-in bei der Egypt Air nicht so wirklich funktioniert und wir deshalb keine Sitzplätze nebeneinander buchen können.
Also fahren wir ausreichend früh zum Munich Airport, um die freundliche Hilfe an einem Check-In-Counter in Anspruch zu nehmen. Doch auch am Flughafen finden wir bei Egypt Air nur eine Service-Wüste vor. Obwohl uns ein griesgrämig blickender, doch recht bemühter Mitarbeiter unterstützt, kann auch er den Check-in-Automaten nicht ganz überlisten und unsere Sitzplätze lediglich für den ersten Flug nebeneinander legen. Mit den Bordkarten in der Hand kämpfen wir uns anschließend schon etwas missmutig durch die Anweisungen auf dem Display des Gepäck-Aufgabeautomaten. Puh! Mit 22 und 17 kg alles paletti. Dann hoffen wir mal, dass sie uns die 2 kg Müsli bei der Immigration in Entebbe nicht doch noch konfiszieren.
Die Heimat verabschiedet sich verpackt in einem Winterkleid und voller Staunen über die Schönheit unserer Alpen sagen wir „Servus“ zu Chiemsee, Königsee und Steinernem Meer. Und Hasi ist natürlich auch dabei, um auf uns aufzupassen!




Der karge Service der Egypt Air setzt sich auch in den alten Boeing 737-800-Maschinen fort, dafür ist das Essen an Bord aber gar nicht so schlecht. Wir können auf dem Anschlussflug von Kairo nach Entebbe sogar noch Plätze tauschen und nebeneinander eine Mütze Schlaf nehmen, bevor wir um 4:10 Uhr Ortszeit in Entebbe landen. Bei der Immigration bekommen wir unser vorab schon online beantragtes und bezahltes Visum in den Reisepass. Das macht ja mal richtig was her!


Und dann geht es auch schon mit Vollkorn-Früchte-Müsli und Reisetaschen zum Ausgang, wo uns trotz der unverschämt frühen Ankunftszeit schon ein geduldiger Fahrer erwartet. Unsere erste Nacht im Precious Guesthouse in Entebbe ist eigentlich schon fast vorbei, als dieser uns um 5 Uhr dort an das Hotel-Empfangskomitee übergibt. Dezent und fürsorglich werden wir mitsamt Gepäck in unser kleines Appartement geführt, kurz eingeführt in Schlösser und Schalter, das W-LAN-Passwort übergeben und uns freundlichst die Option eröffnet, auch nach 10 Uhr noch zum Frühstück kommen zu können. Wir fühlen wir uns rundum sehr herzlich willkommen in dieser kleinen, ruhigen Oase nahe des Botanischen Gartens von Entebbe.





Nach konzentrierten vier Stunden Schlaf wecken uns die quakenden Ibisse mit ihrem Geschrei und wir sind gerade startklar fürs Frühstück, als ein Hotelmitarbeiter uns holt, weil unser Auto da sei. Wir sind völlig perplex!! Eigentlich war mit 4×4 Uganda 15 Uhr für die Übergabe des Leihfahrzeugs ausgemacht. Also vorm Frühstück noch schnell ein Autocheck und eine eher wortkarge Einweisung durch Henry von 4×4 Uganda. Nur gut, dass wir schon eine Check-Liste parat halten, um alles auf Funktionstüchtigkeit abzufragen: Licht, Scheibenwischer, Schließanlage, AC, Hubdach, Reifenzustand, Ersatzreifen … Dass die Kisten alt sind und ordentlich rangenommen werden auf Ugandas Offroad-Pisten, war uns bewusst und auch an diesem Allrad nicht zu übersehen. Aber es schien, als würde – zumindest beim Start – schon mal alles an unserem Toyota Landcruiser Prado funktionieren, was zum Überleben und Vorwärtskommen wichtig ist.
Nur mit der Campingausstattung sind wir nicht einverstanden. Henry hat uns nun doch die sperrigen und sauschweren Feldbettzelte (cot tents) mitgebracht, die wir extra nicht haben wollten. Davon abgesehen, dass diese monströsen Teile den kompletten Fuß- und Freiraum vor der hinteren Rücksitzbank einnehmen und schon zu zweit kaum zu handeln sind, schießt die Hexe schon beim Hinschauen ins Kreuz. Nachdem dann auch noch der WiFi-Router und die Gorilla-Permits fehlen, muss Henry eh nochmal von Kampala nach Entebbe rauskommen und kann uns dann gleich auch die gewünschten Dome-Tents mit Isomatten mitbringen.


So, nun aber ab zum Frühstück. Die kleine Anlage des Precious Guesthouses ist super süß und wir genießen in einem Garten-Pavillon ein wunderbares erstes Frühstück mit allem, was wir von Herzen mögen. Das Obst und der Mango-Saft schmecken köstlich intensiv, es gibt nach Wahl Eierspeisen, Pancakes oder French Toast und dazu richtig guten Tee mit Ingwer-Wasser und Kaffee.



Bevor wir den Botanical Garden durchstreifen, wollen wir erst unsere Besorgungen machen. Perfekt, dass wir das Auto jetzt schon da haben. Also fahren wir damit direkt zur Victoria Mall zum Großeinkauf. Matthias wirft sich mutig hinters Steuer und ins Getümmel.
Bis wir im Supermarkt alles von unserer Einkaufsliste gefunden und beisammen haben, dauert es dann doch geschlagene zwei Stunden. Fest steht: Es war eine gute Entscheidung, Müsli mitzubringen, aber anstatt Reis hätten wir mal lieber Couscous ins Land schmuggeln sollen.
An einem der ATMs der Victoria Mall machen wir uns dann kurzerhand zu Millionären! Die 2.500.000 UGX (Ugandische Shilling) sind kaum im Portemonnaie unterzubringen, haben aber lediglich einen Gegenwert von 600 €.


Auch wenn wir einen WiFi-Router haben, besorgen wir uns für mein Handy im Airtel-Shop noch eine heimische SIM-Karte. Man weiß ja nie, ob man nicht doch auch mal ohne Internetempfang einen Notruf beim Verleiher oder eine Buchung bei einem Guesthouse tätigen muss. Wir wählen eine SIM mit 22 GB und Telefonfunktion – und waren schon in den ersten Tagen froh darum, da unser WiFi-Router erst einmal seinen Dienst verweigert hat.
Nun noch schnell volltanken – ups, es läuft und läuft und läuft – die UGX-Anzeige steigt im Vergleich zur Literanzeige in schwindelerregende Höhen, denn Benzin ist in Uganda mit durchschnittlich 5.400 UGX/l (ca. 1,30 €/l) nicht billig. Okay, nun wissen wir auch, dass unser Tank satte 90 Liter fasst.
Nachdem wir beim Precious Guesthouse alles in unserem Allrad-Gefährt verstaut haben, laufen wir um 14 Uhr einfach über die Straße zum Botanischen Garten und nehmen uns dort einen Guide. Der Park wurde um 1900 an den Ufern des Lake Victoria angelegt. Von den vielen riesig gewachsenen Bäumen aus aller Welt sind uns der Canonball Tree, der Henna-Baum und der Crocodile Tree in Erinnerung geblieben – da sie einigermaßen zweifelsfrei zu identifizieren sind.









Auch erzählt der Guide, dass wohl Teile des uralten Tarzan-Films in diesem Park gedreht wurden und einer der großen Bäume „eine Rolle“ im Film „König der Löwen“ gespielt haben soll. Vielleicht kurbeln solche Geschichten aber auch einfach nur den Tourismus an.
Neben vielen Vögeln wie den lustigen Hornbills und den Marabus sehen wir auch die ersten Colobus-Affen. Die Marabus scheinen hier, wie bei uns die Krähen, eher eine Allesfresser-Plage zu sein. Sie tauchen in Scharen überall auf, wo Menschen und Müll zuhause sind, und nisten zuhauf hoch oben in den Bäumen.





Bei unserem Spaziergang kommen wir auch zu den Gestaden des Lake Victoria, des drittgrößten Sees der Welt, den sich die Staaten Uganda, Tansania und Kenia teilen. Auch wenn wir keine hohen Erwartungen an dieses sehr verschmutzte Gewässer hatten, so sind die Aussichten und der Beach hier noch trister als gedacht. Aber für die Menschen aus Kampala und Entebbe geht hier am Wochenende die Party ab und alle vergnügen sich am und im Wasser. Das ist nicht immer gesund, da hier unvorsichtige Nichtschwimmer allzu oft ihr Leben verlieren und man sich zudem im Gewässer mit der Wurmerkrankung Bilharziose infizieren kann. Also Badezeug muss man für eine Uganda-Reise definitiv nicht einpacken. Es gibt lediglich zwei Seen in Uganda – den Bunyonyi und den Mutanda – in denen die bilharzioseverbreitenden Schnecken nicht vorkommen.


Nach drei Stunden im Park machen wir uns auf den Rückweg zum Guesthouse, denn um 18 Uhr kommt Henry mit Zelten, Permits, Router – und zwei fetten Schaumstoff-Matratzen. Die Zelte selbst haben ein mickrig kleines Packmaß, dafür sind die Matratzen umso monströser und nehmen ein Viertel des Kofferraums ein. Wir überlegen ernsthaft, ob wir sie überhaupt mitnehmen sollen.

Doch zum Glück entscheiden wir uns für die dicken Matten. Zum einen passen sie wunderbar in das vorhandene 3-Mannszelt und wir haben dazwischen noch Platz für Klamotten, Handy, Taschenlampe. Zum anderen schlafen wir darauf wie im 5-Sterne-Luxus-Bett, kaum ein Gefühl von Campen und Schlafen am Boden. Schon nach der ersten Nacht sind wir überglücklich und würden sie nie mehr eintauschen. Gegen was auch?! Thermomatten scheint es in Uganda nicht zu geben, aber diese Schaumstoff-Matratzen gehören wohl zur Standard-Ausstattung jedes Hausstandes. Quer durchs Land liegen sie in Stapeln vor den Geschäften und werden von Händlern oder auf dem eigenen Motorrad bis in die entlegensten Dörfer angeliefert.


Boah, seit dem Frühstück haben wir nichts mehr gegessen. Jetzt aber ab zu „The Rolex Guy“, wo es die besten „Rolex“ (rolled eggs) geben soll – das Nationalgericht Ugandas und die beste Brotzeit to-go, die man sich vorstellen kann. Dank Empfehlung im Bradt Reiseführer und bei Tripadvisor finden wir die coole Location ein paar Straßen weiter und zahlen für zwei köstliche Rolex plus zwei Softdrinks gerade mal 3,90 €.


Pappsatt und müde schleichen wir ins Guesthouse. Morgen wollen wir zeitig los, um den allseits gefürchteten Traffic Jam Kampalas zu umgehen.