SEELE BAUMELN LASSEN AM LAKE MUTANDA

Der Sportwagen-Chauffeur hat uns also nach zwei Stunden wohlbehalten zum Lake Mutanda gebracht, während unser Toyota in Bwindi „verarztet“ wird. Das ist schon Luxus und sehr viel weniger anstrengend, wenn man entspannt im Fond eines Autos kutschiert wird: Keine Gedanken um die richtige Streckenführung, keine Obacht auf bucklige Offroad-Pisten, keine Sorge um ausreichend Benzin im Tank … Wir können uns – abgesehen von ein paar kritischen Stellen, die das schicke Mobil mit seiner unzureichenden Bodenfreiheit zu meistern hat – ganz auf Land und Leute konzentrieren. Wunderbar!

Genauso wunderbar sind die ersten Ausblicke auf den Lake Mutanda, das Ziel unserer heutigen kurzen Etappe. Im Hintergrund zeigen sich stolz die drei Vulkane Muhabura (4.127 m), Gahinga (3.475 m) und Sabinyo (3.669 m) der Virunga Berge. Mein Herz geht auf!

Und die Spannung steigt, denn noch können wir unsere farbenfrohe Bleibe in den dichten Waldhängen zum See hinunter nicht entdecken. In der Chameleon Hill Forest Lodge von Alt-Ottenhoferin Doris Meixner wollen für die nächsten zwei Tage nicht nur dem Once-in-a-lifetime-Erlebnis Gorilla-Tracking emotional nachspüren, sondern auch meinen 61. Geburtstag feiern.

Selbst als wir durch das – für ugandische Verhältnisse völlig unscheinbare – Tor einfahren, ist von der eigentlichen Lodge nahezu nichts zu erahnen. Dabei hatte ich erwartet, dass die herrlich bunten Türme der Anlage wie Farbkleckse in dem Dschungelgrün weithin sichtbar sind. Nun ist es aber tatsächlich so, dass Doris und ihr Team seit der Planung und dem Bau ihrer Traum-Lodge vor rund 10 Jahren auf gerodetem Ackerland so intensiv renaturiert, aufgeforstet und neu gepflanzt haben, dass die Türme und Appartments der Chameleon Hill Forest Lodge inzwischen quasi eins sind mit der herrlich wilden und belebten Natur. Fürwahr ein Paradies auf Erden!

Spencer nimmt uns fröhlich in Empfang und führt uns „in den Garten Eden“, durchs Haupthaus und zur Terrasse mit diesem unbeschreiblichen Ausblick:

Nach einer Erfrischung werden wir zu unserem Appartment No. 9 begleitet und – WOW! Wie die kleinen Kinder schauen wir in jedes Eck, auf jedes Bild, hier eine Deko, da ein stylisches Accessoire und dann dieser Ausblick. Bilder sagen mehr als tausend Worte:

Matthias und ich kommen aus dem Staunen – und dem Fotografieren – gar nicht mehr heraus. Außer der Natur gibt es auch indoor so viel Liebenswertes, Kunstvolles, Schönes und Farbenfrohes zu entdecken, dass mit jedem Schritt meine Hochachtung und Wertschätzung wächst, was Doris Meixner hier aus dem Nichts hat entstehen lassen. Follow your dream – kann ich nur sagen – und darin ist Doris zeitlebens eine Meisterin! Ich freue mich, sie in der kurzen Zeit in Ottenhofen kennengelernt zu haben, bevor sie nach Südafrika ging, und wenn wir sehr sporadisch in Kontakt sind, versprüht sie immer noch die gleiche Energie und Liebenswertigkeit.

Nach der Dusche mit Aussicht genießen wir die Zeit bis zum Abendessen auf den Terrassen und relaxen. Das tut echt gut, denn die letzten zwei Wochen waren ja reich gefüllt mit Leben und Abenteuern. Inzwischen haben wir die Bekanntschaft mit Charles, dem Manager der Lodge, gemacht. Alle sind super nett und hilfsbereit, ohne dabei aufdringlich zu sein. Wir haben Vollpension gebucht, was angesichts der einsamen Lage in ländlicher Umgebung absolut sinnvoll ist und zudem unserer Intention, es uns gutgehen zu lassen, voll und ganz gerecht wird.

Dazu ein, zwei Gläschen der leckeren südafrikanischen Weine und schon ist für die nötige Bettschwere an diesem self-drive- und event-freien Urlaubstag gesorgt. Zum Glück sind wir auf dem Weg zu unserem Appartment noch mit dem mantelbehängten Nachtwächter zusammengetroffen, sonst hätte es mich in der Nacht vermutlich zerrissen, als die „finstere“ Gestalt mit Taschenlampenschein voraus nahe unseres geöffneten Fenster vorbei schleicht. Okay, Diebe tragen für gewöhnlich keine Taschenlampe, wenn sie auf Streifzug sind.

Als das Handy am Morgen klingelt, erinnert es mich gleichzeitig freundlich daran, dass ich heute Geburtstag habe. Ach wie schön! Wieder habe ich mir ein Traumplätzchen für meinen Ehrentag ausgesucht und Matthias hat mir das größte Geschenk gemacht, indem er dieses Reisesabenteuer mit mir teilt. Natürlich ist er auch mein erster Gratulant.

Auf geht’s zum leckeren Frühstück mit selbstgebackenem Brot, poschierten Eiern, Avocado und bestem ugandischen Kaffee. Vermutlich ist auch das Müsli selbstgemacht oder von Deutschland eingeflogen. Wir sind schon fast fertig, da erschallt aus der Küche Gesang. Oh, denke ich, es gibt im Team wohl was zu feiern – meinen eigenen Geburtstag hatte ich schon wieder vergessen. Da öffnet sich die Küchentür und heraus sprudelt energiegeladen singend und tanzend die ganze Crew der Chameleon Hill Forest Lodge, vorneweg der Küchenchef mit einem Geburtstagskuchen für MICH! Oh mein Gott, dieses emotionale Geburtstagsständchen werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen, schaut und hört Euch das an:

Geburtstagsständchen Ugandan-style

Ganz glückselig machen Matthias und ich uns auf den Weg, die Natur rund um Lodge und See zu erkunden. Doris hat im Hang und rund um die Bay viele Wanderpfade anlegen lassen. Man kann hier auf eigene Faust unterwegs sein oder auch einen geführten Nature Walk machen. Wir entscheiden uns für die Self-walk-Variante, um uns in unserem eigenen Tempo treiben zu lassen. Durchs Dickicht geht es erst runter zur Bootsanlegestelle am Lake Mutanda. Zum Baden sind uns die Temperaturen in einer Höhe von 1.800 m allerdings doch noch zu frisch.

Vom Bootsanleger wandern wir dann in südlicher Richtung mal auf, mal ab durch herrliches Grün und entdecken bunte Schmetterlinge, Insekten, Vögel und diesen XXL-Regenwurm:

Angelköder XXL

In einem großen Bogen kehren wir schließlich über den Fahrweg zur Lodge zurück. Drei Kinder tippeln barfuß hinter uns her. Sie sprechen kein Wort Englisch, aber an ihren erwartungsvoll großen Augen lesen wir ab, dass sie auf ein paar Schilling spekulieren. Davon abgesehen, dass wir gar kein Geld dabei haben, wissen wir auch, dass es kontraproduktiv ist, den mitleidigen Blicken nachzugeben. Dafür kaufen wir lieber im Shop der Lodge einige Körbchen und Taschen, die von den Frauen vor Ort angefertigt werden.

Kurz vorm Mittagessen dann die Überraschung: Unser Toyota Cruiser ist wieder da! Irgendwie haben sie das Fahrzeug vom Nshongi Camp in Bwindi nach unten gebracht und in der Werkstatt die Zündkerzen gereinigt. Ein Austausch kam wegen der hohen Ersatzteilpreise hier im Süden nicht in Frage. Na, dann schauen wir mal, wie weit wir damit kommen. Nach dem Essen leiht sich Matthias ein Kanu aus, um eine Tour auf dem Lake Mutanda zu machen, während ich mich auf Kolibri-Pirsch begebe.

Matthias schafft es nach 1,5 Stunden gerade noch rechtzeitig zurück, bevor ein Regenguss niedergeht. Beste Zeit für Kaffee und Geburtstagskuchen – und Katzenkraulen!

Beim schmackhaften Abendessen entscheide ich mich heute auch für den leckeren Weißwein aus Südafrika – ganz schön süffig! Und in der gemütlichen Kamin-Lounge kommen wir mit einem weitgereisten und Afrika-erfahrenen Paar aus Sachsen ins Gespräch. Wir erzählen uns gegenseitig unsere spannenden Reisegeschichten, lachen viel, trinken viel und es wird derweil ganz schön spät. Die zwei wollen morgen früh zum Gorilla Tracking nach Bwindi, da bin ich aber froh, dass wir die Nacht und den nächsten Morgen noch entspannt in der Chameleon Hill Forest Lodge genießen können.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht unser letzter Besuch am schönen Mutanda-See war ❤️ ❤️ ❤️ Wir sagen Servus, bis zum nächsten Mal … bla … bla … bla

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