BATTAMBANG MIT HANDGEPÄCK

Gestern ein schweißtreibender Marathon durch Angkor Wat und das Hotel möchte ich sowieso wechseln. Da macht sich doch ein Abstecher ins gemütliche Battambang und zum Tonle Sap See gut.

Inzwischen habe ich für meine Rückkehr nach Siem Reap ein schnuckliges Hotel gefunden, wo ich auch meinen großen Rucksack deponieren kann. Ich möchte nämlich spartanisch mit Handgepäck nach Battambang und hoffe, dass mir die ausgewählten Utensilien für vier Tage ausreichen. Die junge, hochschwangere Hotelchefin (es wird ein Alexander) hat sogar einen bayerischen Papa und spricht recht gut Deutsch… oder auch Bayerisch: Schau ma amoi, dann segn ma’s scho.

Um 9.30 Uhr ist Pick-up beim Hotel, um 10.10 Uhr kommt der riesige Zubringerbus. Ich bin aber erst der dritte Fahrgast. Klar, dass wir  da noch ein paar einsammeln müssen, bevor wir an der Station in den Bus nach Battambang verfrachtet werden. Schon hier freue ich mich, nur auf mein Handgepäck aufpassen zu müssen… sehr entspannt. Um 12 Uhr habe ich das untrügliche Gefühl, dass wir das Stadtgebiet von Siem Reap immer noch nicht verlassen habe. Es ist offensichtlich, dass der Bus erst mit Einheimischen aufgefüllt wird, bis auch der letzte der abgenudelten Sitze besetzt ist. Inzwischen füllen Reissäcke und Kanister den Mittelgang und schreiende Kleinkinder die übrig gebliebenen Sitze. Kein Wunder, dass denen zum Schreien zu Mute ist, bei dem was visuell und audiotechnisch da vorne über den Bildschirm flimmert. Ein Kriegsfilm der härtesten Sorte, blutrünstiger Mord und aggressiver Totschlag, Explosionen und Schießkommandos, ungezählte fliegende Menschenkörper, verzweifelt schreiende Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht. Es ist nicht zu fassen! Und ich danke Gott, dass ich so ein Szenario niemals erleben musste und dass mich Ed Sheeran im Ohr in eine andere, harmonische Welt entführt. (Habe ich natürlich als Videomitschnitt, den ich hier leider nicht hochladen kann.)

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Irgendwann einmal halten wir zum Zwischenstopp… Pieselpause und vielleicht ein Snack gefällig?

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Ich bleibe bei Reiswaffeln, die hier wie so viele andere in Laos liebgewonnene  Leckereien, leider weder optisch noch geschmacklich an die Verführungen in Luang Prabang hinreichen.

Irgendwann so gegen 15 Uhr fahren wir im – wie immer – externen Busbahnhof ein. Ich kann mich des leisen Verdachtes nicht erwehren, dass diese Stationen absichtlich außerhalb des Zentrums liegen, um den lokalen Tuk-Tuk-Fahrern einen Verdienst zu ermöglichen.

Hab gleich mal meinen ansonsten eher stocksteifen (vielleicht auch schüchternen?) jungen Nachbarn angehauen, ob wir uns ein Gefährt teilen. Und siehe da, wieder ein Glücksgriff. Der Jungspunt wird bereits erwartet vom einzigen in Battambang fahrenden Car-Tuk-Tuk. Da kommt Freude auf. Und auch das Hotel, welches der Auslandsworker ansteuert, schaut edel aus… zu edel, denke ich. Aber das Hotel ist neu und wirbt mit niedrigen Preisen. 15 Dollar das Zimmer. Leider sind für die erste Nacht keine normalen Zimmer frei und sie bieten mir für eine Nacht die VIP-Suite an. Was soll ich sagen… sind das nicht (schaum-)schlagende Argumente, um hier den bezahlbaren Luxus zu genießen?!

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Auch die Aussicht von den zwei Balkonen ist erste Sahne:

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Allerdings habe ich nach zwei Stunden Whirlpool-Vergnügen das Gefühl, dass ich mit diesem Zimmer nicht viel von Battambang sehen werde. Also auf in die City, die Sonne geht schon unter. Die für diese Stadt angepriesenen alten französischen Kolonialbauten muss man zwischen Bauruinen,  Werbetafeln, Bannern und Leuchtreklamen in allen erdenklichen Farben, Formen und Hässlichkeitsstufen suchen gehen. Und doch hat das Städtchen auch Flair. Den fetten Autos in den Straßen und den großen Hotels nach zu urteilen,  scheinen hier nicht alle arm zu sein.

Trotzdem fällt mir in Kambodscha unangenehm auf, dass viel gebettelt wird und aggressiv und aufdringlich um Käufer geworben wird. Selbst von Kindern. Ich bin sehr froh,  die Worte, die mir hinterher gemurmelt werden, wenn ich nichts kaufe, nicht zu verstehen. Auch abends ziehen viele alte oder behinderte Leute durch die Straßen. Eigentlich kann man gar nicht draußen sitzen und mit Appetit essen, wenn man das Elend sieht. Ich kann aber auch nicht jedem etwas zu essen kaufen.

Auf jeden Fall kann ich jetzt schon sagen, dass mir das Vielvölkergemisch der Laoten viel besser gefallen hat. Die Laoten sind in allem feiner: in Aussehen, Sprache und Auftreten.

Nach einer wunderbaren Nacht in meinem Prinzessinenzimmer hat mich Borith mit seinem super Gefährt und entspannter Musik zu einer halbtägigen Tour abgeholt. Erstes Ziel war der Bamboo-Train.

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Ob wir nun eine für Touristen bestimmte Strecke gefahren sind oder der Train von den Einheimischen aufgrund der viel besseren Infrastruktur nicht mehr genutzt wird, habe ich noch nicht herausgefunden. Vermute aber Letzteres. Trotzdem war es eine Riesengaudi, über die alten, buckligen Schienen zu rattern. Ich war überrascht, wie schnell die Norrys laufen.

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Am Ende war natürlich einkaufen angesagt, begleitet von den vermutlich unflätigen Verwünschungen der Nichtbedachten.

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Im luftigen Gefährt bringt mich Borith weiter raus aufs Land, zeigt mir, wo er aufgewachsen ist und wird überall begrüßt und in seinem auffälligen Mobil von Einheimischen wie Touristen gleichermaßen bestaunt.

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Herrlich all die kleinen Läden und Werkstätten, die vielen Menschen aller Altersstufen in Hängematten, aufm Radl, beim Kochen, Netze flechten und Mopeds reparieren… Dazwischen das liebe Vieh. Und alles fließt für unsere Verhältnisse zwar chaotisch, doch ohne jede  Hektik oder Streiterei.  Das liebe ich und kann mich gar nicht satt sehen, riechen und hören.

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Genau diese entspannte Ausstrahlung hat auch der Wat Ek Phnom. Eigentlich hatte ich nicht viel erwartet, war dann aber ganz hin und weg. Der alte Wat entstand noch vor Angkor Wat.

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Der neue fasziniert durch seine bunten Deckengemälde und die bunte, florale Dekoration, deren Anziehungskraft sich auch die Spatzen für ihren Nestbau nicht entziehen können (siehe letztes Suchbild):

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Besonders gut gefallen hat mir zu sehen, wie das für die Frühlingsrollen verwendete Reispapier hergestellt wird. 1500 Stück kann die gute Frau am Tag herstellen. Die Kostprobe war so köstlich, dass ich mir gleich noch was fürs Mittagessen mitgenommen habe.

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Die Nase zuhalten musste man auf der besuchten Krokodilfarm. Ich habe gelernt, dass  es in der Provinz Battambang sehr viele dieser Aufzuchtfarmen gibt, in denen die Tiere bis zu ihrem 30. Lebensjahr groß gezogen und zur Zucht verwendet werden, bevor sie lebend zu den Taschenherstellern nach Thailand transportiert werden. Die ganze Kette ist nicht so meins, freilaufend brauche ich diese Bestien allerdings auch nicht. Entsprechend überrascht über meine Gefühle war ich daher, als ich die zwei süßen kleinen Krokodilbabys auf die Hand nehmen durfte. Mei, die haben das Streicheln unterm Kinn so genossen und dabei so lustige Schnattertöne von sich gegeben.

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Noch abartiger als bei den Krokodilen hat es auf dem Fischmarkt für den kleinen Tonle Sap Fisch gestunken. Ekelhaft!!! Sowohl geruchsmäßig, als auch optisch zum Davonlaufen. Die kleinen Fische lagern dort in riesigen Mengen mit Salz eingelegt in allen Arten von Fässern und Betonsilos für mehrere Monate und gehen dann zum Markt nach Phnom Phen. Kurz schießt es mir so durch den Kopf, wie wohl so manche ausländische Delikatesse im Ursprungsland behandelt wurde, bevor sie bei uns auf dem Tisch  landet.

So, jetzt habe ich euch wieder ordentlich zugetextet. Aber ich frag ja nach meiner Rückkehr niemanden ab.

3 Gedanken zu “BATTAMBANG MIT HANDGEPÄCK

  1. Nicole Tauscher schreibt:
    Avatar von Nicole Tauscher

    Nette Suite.
    Das Babykroko möchte ich aber irgendwann gerne mal sehen. 🙂
    Lass es dir gut gehen.

  2. Jacqueline schreibt:
    Avatar von Jacqueline

    Als krassen Gegensatz zu Deinen spannenden Abenteuren waren wir ein paar Tage winterlich Ski-fahren. Habe nun voller Freude Deine Berichte von den letzten Tagen gelesen.
    Ist schon der Wahnsinn diese beeindruckenden Tempelanlagen. Ich freu mich für Dich,
    daß Du einen so eindrucksvollen und schönen Urlaub hast. Genieße Deine Auszeit.
    Bleib schön gesund Liebe Grüße.

  3. Mama schreibt:
    Avatar von Mama

    Habe dem Höhepunkt Deiner Reise entgegen gefiebert. Danke für die beeindruckenden Bilder. Bin von der Khmer-Kunst fasziniert – und dem heißen Stil Deiner Berichterstattung. Wünsche Dir noch spannende Tage. Alles Liebe Mama

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