BIS ANS ENDE DER WELT…

In der letzten Nacht in Ella regnet es ununterbrochen und in Strömen. Ella weint heftigst bei unserem Abschied.

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Wie von Christo rundum in Folie eingehüllt und mit Regenschirm bewaffnet schleppen wir unsere Backpacks entlang der Gleise zum Bahnhof. Wenigstens eben, so haben wir uns den langen und mühsamen Abstieg nach Ella und den Aufstieg zum Mini-Bahnhof gespart. Inzwischen sind wir ja routiniert im Zugfahren. Heute fahren wir erstmals mit einem der älteren Züge. Es gibt nur einen 2. Klasse- und einen 3. Klasse-Wagon.
Wie immer versuchen wir uns möglichst zielsicher am Bahnsteig zu platzieren. Der Zug rollt ein, ich schaue noch unentschlossen beim Einfahren zu, derweil hat Nicole schon einen Einstiegsgriff in der Hand und den ersten Fuß auf dem Trittbrett. Ohne Rücksicht auf Verluste räumt sie Backpacker und Einheimische aus dem Weg und sichert uns beste Plätze im Abteil. Es ist nicht zu fassen! Mit dieser Einlage hat sich Nicole die Auszeichnung „Early Train Catcher“ mehr als verdient!

Ich hab es wohl noch nicht erwähnt, aber wegen der aktuellen Ferienzeit im Land der aufgehenden Sonne sind furchtbar vielw Chinesen hier zum Urlauben. Ich will ja nicht fremdenfeindlich sein, muss es jetzt aber wenigstens einmal los werden:
SIE NERVEN 😕 Abgesehen von der Sprech-Lautstärke und Geschwindigkeit, dem hippeligen Hin und Her, den heuschreckenschwarmartigen Üergriffen auf das Essen und dem ständigen Fotografieren verkleiden sie sich auch noch mit bunten Saris, schmusen erst mit streunenden Hunden und verwahrlosten Katzen, um dann anschließend im Zug das Gleiche mit den süßen Kindern der Einheimischen zu machen – alles fürs Foto. Und als Dank gibt’s ein billiges Kaubonbon.

Nach 1 1/2 Stunden erreichen wir die recht einsame Bahnstation von Ohiya. Ein sehr jung anmutenderTuk-Tuk-Fahrer bringt uns für 500 Rupien zur (angeblich nur) 4 km entfernten Hill Safari Lodge.

Erst geht es auf schmaler Spur noch geteert durch mächtigen Eukalyptus-Wald bergauf. Dann ändert sich der Fahrbahnbelag abrupt und wir holpern über einen mit glitschigen Steinen und Matschpfützen gespickten Pfad in mörderischen Serpentinen steil bergab. Nicole und ich jammern und schreien im Fond wie die Teenies in der Achterbahn, halten uns die Augen zu, um ja nicht in den Abgrund der nächsten spitzen Kurve zu blicken, rücken auf der jeweils dem Abgrund abgewandten Seite zusammen… Wir fürchten ernsthaft um unser Leben und beten, dass Bremsen und Reifenprofil noch herhalten. Der junge Fahrer lacht sich derweil einen ab und hat jetzt wieder was zu erzählen.

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Endlich wohlbehalten angekommen! Die Lodge liegt wunderbar einsam und ohne Internet.

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Unser Zimmer mit Ausblick durch die Glasfront, die Dusche mit Bergblick und die Terrasse sind ein Traum.

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Nur das nass-kalte Wetter ist kein Traum!  Immer wieder ziehen dunkle Wolken daher, aus denen es urplötzlich gewaltig schüttet.

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Ehrlich gesagt, hatten wir uns vorgestellt,  dass die Lodge an einer „Road“ liegt. Nach unserer abenteuerlichen Fahrt hierher müssen wir entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass wir diese Horrorfahrt noch zweimal über uns ergehen lassen müssen, wenn wir im Horton Plains Nationalpark zum World’s End wandern wollen. Zusammen mit dem Weltuntergangswetter draußen, der frühen Aufstehzeit um 5 Uhr und der geringen Aussicht auf eine Aussicht am World’s End sind die Würfel schnell gefallen. Diesen Programmpunkt streichen wir ersatzlos. Stattdessen liegen wir eingemümmelt im Bett und bedauern, dass wir unser schönes Zimmer mit Freisitz nicht wirklich nutzen können.

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Auch die Weiterfahrt zum Uda Walawe Nationalpark gestaltet sich sehr viel schwieriger als nach Landkarten und Google Map angenommen. Tuk-Tuk, Bahn und diverse Busfahrten… das erscheint uns alles nicht urlaubsmäßig. Wir leisten uns ein Taxi nach Uda Walawe.

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Der Morgen beginnt noch diesig,  wird dann – wider Erwarten – für kurze Zeit wunderbar klar, um sich ab 10 Uhr erneut in Wolken zu hüllen. Bis uns das Taxi um 10 Uhr abholt, bleibt noch Zeit, zumindest den Hausberg hier zu erklimmen. Mal sehen, ob ich die home-made Wanderkarte richtig interpretieren kann.

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So schaut das Panorama doch schon besser aus!

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Und mein kleiner Aufstieg auf den Hausberg entpuppt sich ebenso als Fundgrube für tolle Fotomotive. Ich stehe zwischen Teeplantagen, schaue über bunte Arbeitersiedlungen… vielleicht bis zum World’s End?! Und habe selbstverständlich wieder einen Bergbegleit-Hund.

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Hier wirft man die Wäsche zum Trocknen aufs Dach!

Der Minibus steht schon vor der Tür. Bezahlen, Packen, Abschiedsfoto…

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Dann geht’s los in einer 4 1/2 stündigen Fahrt durch das Hochland, im Wechsel mal bergauf, mal bergab. Wir sind mehr als froh, für diese Fahrt das günstigere Tuk-Tuk ausgeschlagen zu haben.

Um 14.30 Uhr erreichen wir endlich das Green Park Safari Guesthouse in Uda Walawe. Es ist brütend heiß, Moskitos und Fliegen knabbern an uns. Der Gastgeber ist sehr bemüht und entfernt auch freundlicherweise den unerwünschten Untermieter in Gestalt einer Kakerlake. Dafür haben wir die beste Dusche seit Reisebeginn: sie funktioniert und überschüttet uns mit ausreichendem und vor allem wohltemperierten Wasser.

Abgesehen von den Wildtieren im Nationalpark liegt hier der Hund begraben. So müssen wir notgedrungen auch wieder mit der Guesthouse-Menü-Auswahl vorlieb nehmen. Als srilankinische Spezialität steht zur Auswahl: Curry oder Curry!

4 Gedanken zu “BIS ANS ENDE DER WELT…

  1. Jaci schreibt:
    Avatar von Jaci

    Hallo Ihr Lieben,
    da habt Ihr ja eine wirklich abenteuerlich, spannende Zeit zusammen. Danach seid Ihr sicherlich was das kulinarische angeht – die Curry-Spezialisten 🙂 Ist echt spannend Eure Reise zu begleiten, auch die vielen schönen grünen Fotos (trotz dem vielen Regen ) zu sehen. Hier ist alles grau in grau und auch leider sehr verregnet. Auch bei unserer Woche Ski-Urlaub haben wir nicht wirklich viel blauen Himmel gesehen. Freu mich schon jetzt regelmäßig wieder weiterlesen zu können. Wünsche Euch weiter einen traumhaften erlebnisreichen Urlaub. Paßt schön auf Euch auf. LG Jacqueline

  2. Werner K. schreibt:
    Avatar von Werner K.

    Liebe Andrea,
    das ist wirklich toll, wie du über eure Tour berichtest und uns daran teilhaben lässt. Danke! Man kann sich sehr gut in eure Erlebnisse rein versetzen und die intensiven Eindrücke von Landschaft und Menschen nachvollziehen (und auch eure gelegentlichen „unfreiwilligen“ Abenteuer 😉 )! Die Fotos machen große Laune. Den Weg zur Reise-Schriftstellerin hast du jedenfalls jetzt unübersehbar eingeschlagen!
    Das schon bei uns aufkeimende Reise-Fieber hast du dank deiner Schilderungen die letzen Tage jedenfalls noch intensiver angefacht. Wir machen uns jetzt ja auch in „Deine Richtung“ auf den Weg!
    Wie angekündigt: Wir winken dann mal rüber zu dir…!
    Dir und deiner Begleiterin Nicole alles Gute, viele weitere schöne Reiseeindrücke – und „Auf Wiedersehen“! Liebe Grüße, Werner.

    • andreaauftour schreibt:
      Avatar von andreaauftour

      Danke Ihr Lieben!! Vielleicht sollte ich doch irgendwann mal ein Buch schreiben 😉
      Wünsche Euch eine gute Reise nach Indien und viele tolle Erlebnisse.
      Andrea

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