Wie schon befürchtet, war die Nacht nur begrenzt erholsam, auch dadurch bedingt, dass mir im Liegen irgendwann die Nasennebenhöhlen komplett dicht machen. Es ist schier unmöglich, meine gestörte nasale Luftzufuhr in der Nacht einigermaßen geräuscharm, geschweige denn geräuschlos frei zu bekommen. Ich liege also beim Versuch überhaupt zu atmen die meiste Zeit wach. Dabei wäre der Schlaf so gesundheitsfördernd.
Im Morgengrauen sammle ich erst einmal die fremden Männer-Unterhosen und Strümpfe aus meinem Gepäckhaufen. Vielleicht bin ich doch schon zu alt fürs Dorm? Oder liegt es eher an meiner Erkältung, dass ich mich nach Ruhe und einem eigenen Bad mit wirklich warmem Wasser sehne?!


Nach Dusche und Frühstück werfe ich mich ins quirlige Getümmel der Großstadt Cusco. Doch weit komme ich nicht. Mein Hostel liegt mittendrin im Zentrum und demnach ebenso an den unzähligen Shopping-Opportunitäten. Spontan schlage ich im erstbesten Laden zu und ergattere für knappe 30 € eine superdünne Regenhose und zwei leichte Wanderstöcke. Wie sich herausstellt, ein wahrhaft gelungener Einkauf.
Nachdem ich beides zusammen mit den bleischweren Riesen-Wasserflaschen zurück ins Hostel gebracht habe, starte ich einen zweiten Anlauf ins Großstadt-Getümmel.


Völlig ungeplant laufe ich an der Plaza de Armas einer Free Walking Tour mit super nettem Guide in die Arme. Genau was ich jetzt brauche, um einen ersten Überblick zu bekommen. Diego ist wirklich herzallerliebst. Locker und leicht führt er uns durch die Gassen, erläutert uns, dass und wo überall die von den Inkas verehrten Tiere Puma (steht für alles Irdische), Kondor (als spirituelles Sinnbild) und Schlange (für die Unterwelt) zu sehen sind. Wir hören, dass die Regenbogenfahne ebenfalls bereits aus Inka-Zeiten stammt und Diego singt uns sogar die Stadt-Hymne.

Immer wieder schwingt auch ein bisschen Frust und Traurigkeit in seinen Worten mit, weil die Kolonialbauten mit den typischen Holzbalkonen so vehement von der UNESCO unter Schutz gestellt werden, obwohl diese doch auf den Fundamenten der alten Inka-Stadt Qosqo aufgebaut wurden. Nach den alten vorkolonialen Ursprüngen der Stadt wird nicht weiter geforscht. Die Bauten der Spanier unterliegen hingegen hohen Auflagen. So gibt es z. B. an den Plazas keine sichtbaren Werbeschilder für MacDonald, Starbucks und Co, was zur Folge hat, dass man auch die Banken nebst Geldautomaten wie eine Stecknadel im Heuhaufen sucht. Hier dezent getarnt zwischen den Kleiderpuppen im Strickladen:

Übrigens: Die Damen in dieser Straße werben lautstark und aufdringlich für „Masaje“. Wirkt hier in Cusco irgendwie völlig fehl am Platz. Man kommt sich vor wie in Thailand. Eine weniger schöne Begleiterscheinung des Tourismus, aber wohl in Anbetracht der müden Muskeln vom vielen Berg- und Treppensteigen eine recht lukrative.
Auf jeden Fall sind die in Cusco noch sichtbaren Inka-Mauern, von denen im Übrigen keiner wirklich weiß, wie sie zur damaligen Zeit konstruiert wurden, wahrhaft gewaltig. Wie große Puzzleteile sehen die zum Teil tonnenschweren Steine aus … und fugenlos in konische Bauweise zusammengesetzt sind sie absolut erdbebensicher.


Neben Kultur gibt es auch noch Musikalisches und Tierisches zu bestaunen:



Verblüffend die Ähnlichkeit, oder? Also links ist das Lama, rechts das bin ich (bei Draufsicht)!
Dann kraxeln wir durch die engen, kopfsteingepflasterten Gassen bergan Richtung Künstlerviertel San Blas. Mein Gott, sind diese Straßen steil! Und trotz Enge und Neigung auch noch rege (und wie immer lautstark hupend) befahren. Da sollte man wirklich das Anfahren im Steilgelände professionell beherrschen und sich sicher sein, dass die Bremsen funktionieren. Als Fußgänger hecheln wir die vielen Stufen der schmalen Bürgersteige hoch, wenn nicht gerade ein Laternenpfahl im Weg steht oder sich durch den tiefergelegten Treppeneingang plötzlich ein Loch auftut.


San Blas selbst ist viel kleiner und ruhiger als ich mir das vorgestellt hatte. Hier und da verkaufen ein paar berufene Künstler ihren Schmuck und ihre Bilder. Aber vielleicht hat auch hier die Saison noch nicht richtig begonnen.


Ab jetzt geht es nur noch für Fußgänger weiter. Enger und noch steiler werden die Pfade bis es nur noch über Treppen höher hinauf geht.




Wunderbar ruhig ist es hier und Diego entführt uns in einen unscheinbaren Eingang, durch einen verwachsenen Pfad zum coolsten Aussichtslokal von Cusco! Bevor Diego sich von uns verabschiedet, erhalten wir noch einen kurzen Ceviche-Kochkurs und köstliche Kostproben dieses marinierten, rohen Fischgerichtes. Genauso phantastisch schmeckt der hier gemixte Pisco Sour. Hier muss ich auf jeden Fall noch einmal hin!!! Aber erst einmal genieße ich mit ein paar wenigen Besuchern und mit Hasi bei schönstem Sonnenschein diese Aussicht auf Cusco:


Nachdem wir uns satt gesehen haben und das hier einigermaßen funktionierende Internet für einen Blogbeitrag genutzt haben, schlendern wir durch die alten Gassen wieder ins umtriebige und laute Zentrum von Cusco zurück. Schnell frisch machen im Hostel, dann geht es zum Office von Salkantay Trekking zum Briefing für den morgigen Start der 5-tägigen Tour nach Machu Picchu.


Wünsch Dir noch viel Spaß u. eine freie Nase 😉
Danke für Deinen ausführlichen Blog, viel Spass noch und wieder freie Nebenhöhlen … LG
Ich freue mich schon auf die Bilder und Berichte der 5-Tages-Tour!!! Wow, Andrea, danke fürs Mitnehmen!
Liebe Grüße
Nicole